Fridays for Future:Eine Lehrstunde

Fridays for Future: Mit Demonstrationen für mehr Klimaschutz fing es an. Jetzt gehen Fridays for Future mit ihren Wünschen und Forderungen auf die Politik zu.

Mit Demonstrationen für mehr Klimaschutz fing es an. Jetzt gehen Fridays for Future mit ihren Wünschen und Forderungen auf die Politik zu.

(Foto: Renate Schmidt)

Drei Vertreter von "Fridays for Future" stellen im Erdinger Stadtrat klare Forderungen

Von Antonia Steiger, Erding

Es ist eigentlich ganz einfach: Bei jeder Entscheidung soll der Stadtrat künftig mitdenken, ob er damit dem Klimawandel entgegenwirkt oder ihn befördert. Ob Mobilität, Bau, Verkehr oder Energieverbrauch: Die Bewegung "Fridays for Future" fordert, dass jetzt gehandelt werde, dass geplante Maßnahmen jetzt umgesetzt werden - und dass Erding eine Vorreiterrolle in Bayern übernimmt, wie Deutschland eine Vorreiterrolle in Europa übernehmen soll. Drei Vertreter der Erdinger Aktionsgruppe, Jule Maylandt, Lena Börner und Tobias Hupfer, präsentierten ihre Forderungen am Dienstagabend dem versammelten Stadtrat in einer Form, die es anschließend Vertretern mehrerer Parteien möglich machte, sich bei ihnen für diesen sanften Tritt in den Hintern auch noch zu bedanken - nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ja auch schon einiges passiert sei. Was im Übrigen von den drei Aktivisten auch nicht bestritten wurde. Im Gegenteil: Dass Radfahrer mittlerweile in Erding recht angenehme Bedingungen vorfinden, wurde gelobt. Dass man in der Innenstadt nun sogar Tempo 20 statt Tempo 30 eingeführt habe, stieß ebenfalls auf Wohlwollen. Dann könne man aber auch gleich Tempo null einführen, sagte Tobias Hupfer und forderte eine autofreie Innenstadt.

Die drei Vertreter von "Fridays for Future" versuchten, den Stadträten nicht nur klarzumachen, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, sondern auch, dass es Erding als einer Stadt, die wirtschaftlich sehr gut dastehe, gut zu Gesicht stünde, in diesen Fragen vorwegzugehen. Wirtschaft, Infrastruktur und Bevölkerungsstruktur seien stabil. Beste Bedingungen also, um einige Forderungen umzusetzen. Dazu gehören ein zunächst verbilligter und von 2035 an kostenloser und elektrifizierter öffentlicher Personennahverkehr, der verpflichtende Bau von Photovoltaik-Anlagen auf neuen Häusern, höhere Energiestandards am Bau, Blühstreifen für Insekten, eine bessere Mülltrennung und eine konsequente Aufforstung: Wo ein Baum fällt, sollen zwei neue gepflanzt werden.

"Weiter so." "Sehr gut vorgetragen." "Lasst nicht nach." Von allen Seiten scholl den Vortragenden Lob entgegen, begleitet von einigen guten Ratschlägen wie zum Beispiel dem, sich nicht von einer Partei vereinnahmen zu lassen. Dass "Fridays for Future" nahe an den Forderungen der Grünen sind, sei ja nicht zu übersehen, sagte Hupfer. Doch wollen "Fridays for Future" mit allen Parteien und Gruppierungen im Gespräch bleiben. Schon zu Anfang hatten die drei erklärt, die Erdinger Bewegung zähle nicht zu den "radikalsten Gruppierungen". Umso leichter fiel es anschließend den Stadträten, ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu signalisieren. Es sei ihnen schon klar, dass nicht alles sofort umgesetzt werden könne, sagten die Aktivisten.

Die Begegnung sollte für beide Seiten lehrreich sein, daher informierten die Stadträte die jungen Leute über das, was schon passiert sei. So seien Schwachstellen im Radverkehr katalogisiert, wenn auch noch nicht beseitigt. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED helfe, Energie zu sparen. Und auch im Bereich E-Mobilität tue sich einiges. Nur eines wird wohl nicht passieren: dass die Innenstadt autofrei wird. Wenigstens mit Tempo 20 sollen die Autos auch künftig durch die Lange Zeile rollen dürfen, das wünscht sich zumindest Burkhard Köppen. Für eine autofreie Innenstadt werde sich die CSU nicht aussprechen, sagte er.

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