Süddeutsche Zeitung

Freizeit:In der Therme Erding kann man bald mit VR-Brille rutschen

Lesezeit: 3 min

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Schneller, höher, stärker" ist das Motto der Olympischen Spiele. Es würde auch zur Erdinger Therme passen, denn seit der Eröffnung am 3. Oktober 1999 wächst sie. "Schon vier Wochen danach wussten wir, dass es zu wenig Saunen sind. Und noch vor Weihnachten hatten wir zwei weitere", sagt Geschäftsführer Uwe Barth. Und seitdem wird in der Therme modernisiert, erweitert und das Angebot ausgebaut.

"Wir sind zum Erfolg verdammt", sagt Barth, da die Konkurrenz nicht schlafe und man einen Ruf zu verlieren habe: den der größten Therme der Welt. Und deshalb wird auch 2018 kräftig investiert und mit einer Weltneuheit aufgewartet: der ersten Wasserrutsche, die man mit einer VR-Brille (Virtuelle Realität) befahren kann. Während man die Röhre nach unten saust, wähnt man sich je nach Programm vielleicht in einer Winterlandschaft oder im Weltall.

300 000 Dollar hat die Therme bisher für das Projekt ausgegeben, das zusammen mit einer US-Firma entwickelt wird, wie Prokurist Marcus Maier sagt. VR-Brillen ähneln Taucherbrillen. In ihnen wird in der Regel ein Smartphone installiert, im Falle der Therme ein wasserdichtes. Ein Film der darauf abläuft, gaukelt demjenigen, der sie auf hat, eine virtuelle dreidimensionale Welt vor. Zwar gibt es das Rutschen mit VR-Brillen schon im Europapark in Rust, wie Maier sagt, aber weltweit noch nicht in einer Wasserrutsche.

Das größte Problem sei gewesen, die virtuelle Welt in Synchronität mit dem Rutschen zu bringen, damit das Gehirn nicht visuell sieht, dass es nach links geht, aber der Körper tatsächlich in der Rutsche nach rechts - dieser Widerspruch führt nämlich leicht zu Übelkeit. "Wir benötigten 5000 Rutschversuche und mehrer Messpunkte, um das Problem zu beseitigen", sagt Maier. Am Montag, 19. März, geht die VR-Rutsche offiziell in Betrieb. Gestartet wird mit dem Thema Galaxie/Weltall, im Herbst soll ein zweites Thema angeboten werden.

"Wasser und Wärme haben auch andere Bäder oder Thermen, aber der Gast erwartet immer etwas Neues, das darüber hinausgeht. Und der Prozess geht immer weiter, weil die Konkurrenz nicht schläft", sagt Uwe Barth. Und deshalb steht in Erding auch Europas größte Rutschenwelt, das Galaxy Erding, mit 26 Rutschen auf 2500 Rutschenmetern. Doch auch hier gibt es schon Pläne für die Zukunft. "Galaxy 2.0" wie Geschäftsführer Barth das Projekt nennt. "Noch vor zehn Jahren waren unsere Rutschen State of the Art, aber das ändert sich schnell".

Was genau kommen wird, wollen Barth und Maier nicht verraten, aber das Maß der Dinge wird von den Amerikanern im Rutschenbereich vorgegeben. Sie nennen nur Stichworte: eine Rutsche namens "Brainwash", eine drehbare Röhre soll es ebenfalls geben. Bis dahin soll im Mai eine neue Außenrutsche fertig werden, die "Big Wave". Eine sogenannte Hybridrutsche, die zwei Attraktionen verbinden soll. "Im Sommer bei 30 Grad sind Saunen weniger interessant, deshalb müssen wir mit weiteren Highlights aufwarten", sagt Barth. Die Gäste kommen inzwischen aus ganz Deutschland. Die umsatzstärksten Monate sind Juli und August. "Wenn irgendwo Ferien sind, dann merken wir das bei uns sofort." Im Durchschnitt fahre der Gast mittlerweile rund 250 Kilometer um zur Therme zu kommen und bleibe im Saunabereich mit seinen 27 Saunen rund acht, im Textilbereich fünf bis sechs Stunden.

Es geht immer mehr in Richtung Resort

Die rund vier Millionen Euro, die heuer investiert werden sollen (220 Millionen seit 1999), gehen aber auch eine Seesauna für rund 120 Personen und in drei Chalets, die zurzeit aus dem 6800 Kilometer entfernten Sajangebirge in Russland auf dem Weg nach Erding sind. Sie wurden dort Stamm für Stamm aus Zirbenholz gebaut, wie Ende 2016 bei der Blockhaus-Banja. Dann jeder Stamm nummeriert, alles abgebaut und auf Lastwagen verladen. In Erding wird dann alles wieder zusammengesetzt.

Aber auch im Bereich der Umkleiden soll einiges verbessert werden. Vor dem Sommer wird sich auch im Bereich der Gastronomie einiges ändern. Im Juni soll die Thermengastronomie komplett modernisiert werden und vor den Sommerferien soll in der San Marco Bar eine neue gehobene Küche für Familien entstehen, wie Maier sagt.

"Wir wollen natürlich alle Zielgruppen bedienen, aber die Entwicklung geht mehr zum Resortcharakter", sagt Uwe Barth. Mit mehr Rückzugsmöglichkeiten, wie eben den drei Chalets, die tageweise gebucht werden können. Den größten Schritt sei man in diese Richtung mit dem Hotel und Gästehaus Victory sowie dem Wellenbad gegangen. "Der Prozess geht immer weiter. Dafür brauchen wir keine externe Berater, wir haben das regelmäßige Feedback der Kunden", sagt Geschäftsführer Barth. Und zudem gebe es das Ideenreichtum der Mitarbeiter.

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SZ vom 22.02.2018
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