Freising:Tradition trifft Präzision

DM Sportschießen 2019; Armbrustschütze Markus Peschel

Mit der Armbrust muss man "im Vergleich zum Luftgewehr sehr sauber schießen und die Anforderungen an den Schützen sind höher", sagt Markus Peschel.

(Foto: Lisa Haensch/Deutscher Schützenbund)

Der Student Markus Peschel, 23, ist einer der weltbesten Armbrustschützen, obwohl er den Sport erst seit drei Jahren betreibt

Von Tobias Meindl, Freising

Jeder, der den Begriff Armbrust hört, hat sofort ein Bild im Kopf. Wahrscheinlich denken die meisten dabei an eine mittelalterliche Waffe, die zu Kriegszwecken erfunden und benutzt wurde. Heutzutage aber ist die Armbrust nicht mehr bloß ein Artefakt aus vergangenen Zeiten, sondern ein hochkomplexes Sportgerät. "Das Prinzip ist uralt, aber das, was wir damit machen, ist etwas ganz Anderes. Es ist eine Mischung aus Tradition und hochpräzisem Leistungssport", erklärt der Freisinger Armbrustschütze Markus Peschel.

Mit 23 Jahren gehört er schon jetzt zu den Besten in dieser außergewöhnlichen Sportart. Das Jahr 2019 bezeichnet er selbst als sein bisheriges "Überjahr". In Innsbruck gelang ihm bei seinem ersten Weltcupsieg auch ein neuer Weltrekord: 397 von 400 möglichen Punkten schoss er über die Zehn-Meter-Distanz. Darüber hinaus ist Peschel bereits dreifacher bayrischer Meister, dreifacher deutscher Meister und Vizeweltmeister mit der Mannschaft. Eine bemerkenswerte Bilanz, wenn man bedenkt, dass er erst seit drei Jahren im Armbrustsport aktiv ist. Geboren und aufgewachsen ist er in Regenstauf im Raum Regensburg. Dort begann er schon im Alter von zehn Jahren das Schießen mit dem Luftgewehr. Vor fünf Jahren kam Peschel nach Freising, um an der Technischen Universität Agrarwissenschaften zu studieren. Hier, in einer Vorlesung, hatte er vor drei Jahren völlig unerwartet die Idee, vom Luftgewehr zur Armbrust zu wechseln.

"An einem Mittwochvormittag saß ich in einer Vorlesung und dachte mir mittendrin, jetzt will ich Armbrust schießen, das muss ich einfach mal ausprobieren", erzählt Peschel. Markus Kraft, der damals bereits im Armbrustsport aktiv war, nahm ihn mit zur Feuerschützengesellschaft (FSG) "Der Bund" München-Allach. Dort bekam Peschel vom Verein eine Armbrust gestellt und konnte unter guten Bedingungen das Schießen lernen. Im Armbrustsport wird auf Pappscheiben geschossen, die entweder zehn oder 30 Meter vom Schützen entfernt stehen. Auf den Pappscheiben befinden sich Ringe, die mit Zahlen von eins bis zehn nummeriert sind. Der Durchmesser des mittleren Rings beträgt bei der 30 Meter entfernten Scheibe sechs Millimeter, bei der zehn Meter entfernten Scheibe ist gerade einmal ein halber Millimeter. Bei seiner Weltrekordleistung traf Peschel diesen dünnen Ring 37 von 40 Mal.

Heute besitzt der Leistungssportler seine eigene Ausrüstung. Dazu gehört auch die entsprechende Bekleidung, die dem Schützen die nötige Stabilität gibt, um möglichst ruhig schießen zu können. Der Weltrekordhalter trainiert dreimal pro Woche und konzentriert sich dabei ausschließlich auf das Schießen. "Ich schieße dabei meistens ein Programm wie im Wettkampf, also bei der Zehn-Meter-Armbrust 40 Schuss stehend und bei der 30-Meter-Armbrust 60 Schuss, davon 30 stehend und 30 kniend. Wenn ich das so auf das Jahr hochrechne und die ganzen Wettkämpfe mit dazu nehme, komme ich auf insgesamt 7000 bis 8000 Schuss über alle Disziplinen", erzählt Peschel. Als Ausgleich dazu geht der Student dreimal in der Woche laufen und macht Musik. Für sein Leben gerne spielt er Schlagzeug. Sein Stammverein ist die Schützengesellschaft Freischütz Zeitlarn. Zusätzlich trainiert er bei der FSG "Der Bund" München Allach, bei der Münchener Armbrustschützengilde Frundsberger Fähndl 1889, bei der FSG Freising und bei der Schützengesellschaft Wildenstein-Regenstauf 1960. Durch die Vielzahl an Vereinen ist Peschel sehr flexibel und kann sich das Training neben dem Studium, welches er dieses Jahr voraussichtlich mit dem Master abschließen wird, perfekt einteilen.

Markus Peschel beschreibt das Armbrustschießen als eine hochkomplexe Sportart. "Im Vergleich zum Luftgewehr muss man sehr sauber schießen und die Anforderungen an den Schützen sind höher", sagt er. Der Freisinger schätzt besonders die Vielseitigkeit und den Ablauf beim Schießen. Nach dem Schuss wird zuerst die Scheibe eingefahren und der Bolzen - das Geschoss im Armbrustsport - ist gezogen. Dann wird die Scheibe gewechselt und wieder ausgefahren. Der Schütze spannt die Armbrust, legt den Bolzen auf, geht in den Anschlag, zielt und drückt ab. Dieser Vorgang macht den Sport im Vergleich zum Luftgewehr so vielseitig und komplex, erklärt Peschel.

Besonders gut gefällt dem Freisinger, dass er das Ziel noch anfassen kann und nicht wie beim Luftgewehr alle Vorgänge digitalisiert sind. "Dort wird nur geladen und abgedrückt", so Peschel. Auch beschreibt er den gesamten Sport und das Umfeld als sehr familiär. Bei den zahlreichen Wettkämpfen hat Peschel inzwischen viele Freunde kennengelernt, mit denen er sich trotz der Konkurrenz bestens versteht.

Das Wichtigste ist für ihn, dass er Spaß am Sport hat, sagt er. "Es gibt auch Wettbewerbe, die nur unter dem 'Motto just for fun' stattfinden und in einem gemütlichen Zusammensitzen enden", erzählt Peschel. Der 23-Jährige wünscht sich vor allem, dass der Schießsport in der Gesellschaft positiver und ohne Vorurteile wahrgenommen wird.

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