Freising:Smartphone statt Gesangbuch

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Bei der 73. Jugendkorbinianswallfahrt können die Teilnehmer diesmal auch online pilgern

Von Dennis Wenzl, Freising

Mehrere tausend Jugendliche werden wieder zur Korbinianswallfahrt am 14. und 15. November auf dem Freisinger Domberg erwartet. Wie jedes Jahr gibt es dazu eine Werkmappe, mit der sich einzelnen Teilnehmer und Gruppen in die diesjährige Thematik "Licht an" einarbeiten können. Die Werkmappe biete inhaltliche Bausteine, mit denen man sich individuell auf die Stationen vorbereiten könne, erklärt Maria Kunschert, Referentin für Großveranstaltungen beim Erzbischöflichen Jugendamt München und Freising. Bei der 73. Jugendkorbinianswallfahrt bietet sich aber auch erstmalig die Möglichkeit einer Online-Wallfahrt.

Bereits im vergangenen Jahr habe man die Idee gehabt, das Ereignis "auf eine neue mediale Plattform zu heben", wie Kunschert das formuliert. Zwar sei die Werkmappe immer noch fester Bestandteil der Wallfahrt, aber nicht mehr ganz das Medium der heutigen Jugend. Über Smartphone oder Tablet ist es den jugendlichen Pilgern nun möglich, die Website mit der Wallfahrtsroute aufzurufen. Die sieben Stationen sind mit Stecknadeln markiert, die beim Antippen zu spirituellen Texte, Gebeten und Liedern, genannt "Impulse", führen. An manchen Stationen gebe es auch Links zu Youtube-Videos der entsprechenden Lieder, ergänzt die Projektleiterin Kunschert. Dadurch werde zudem das Wallfahrtsangebot erweitert, da jeder Interessierte auch außerhalb der regulären Zeiten selbständig pilgern könne. Das Licht steht für die Orientierung im Alltag und soll den Jugendlichen Zuversicht für ihren weiteren Lebensweg geben. Sie sollen lernen, Vertrauen in sich und andere zu haben. Sie sollen sich des Dunkels bewusst werden, in dem die stehen, die anders sind und unbeliebt. Auch sie wollen wahrgenommen werden.

Die erste Station der Wallfahrt ist am Bahnhof in Pulling, und mit dem Blick auf den beleuchteten Dom von Freising sollen die Teilnehmer "Aus der Dunkelheit ins Licht gehen". Die nächste Station "Menschen in der Dunkelheit" soll die Wallfahrer ermutigen, die Menschen am Rande der Gesellschaft besser wahrzunehmen. Es folgt "Licht an auf das, was nicht rund läuft". Dabei sollen die Jugendlichen auf ihre eigenen Schattenseiten achten. Die vierte Station steht unter dem Motto "Licht auf meine Fähigkeiten", wobei man ermutigt wird, sich gegenseitig von seinen Fähigkeiten zu erzählen und das worauf man stolz ist. "Jesus das Licht der Welt" ist die fünfte Station. Der Blick auf den erleuchteten Dom soll den Pilgern helfen, Jesus als das Licht der Welt und Hoffnungsschimmer wahrzunehmen. Bei der sechsten Station sollen die Teilnehmer eine Nachricht oder ein Foto verschicken, oder dem nächsten Wallfahrer von ihrem eigenen Glauben erzählen. "Licht an, damit auch andere das Licht sehen", fordert diese Station. An der letzten Station ist die Botschaft klar: "Licht an, angekommen am Freisinger Dom".

Trotz des sehr besinnlichen Elements des Lichts als Thematik glaubt Maria Kunschert nicht, dass die Atmosphäre bei dieser Jugendkorbinianswallfahrt unter der Nutzung von Smartphones leiden werde. "Smartphones sind mittlerweile so gebräuchlich, dass sie für die Jugendlichen keinen Unterschied mehr zu einem Textblatt machen." So wie Tablets und E-Books oft Bücher ablösten, seien auch Smartphones alltäglich geworden. Da es ein Pilotprojekt sei und man auch auf eigene Faust lospilgern könne, gebe es keine verlässlichen Schätzungen über die zu erwartende Zahl an Online-Wallfahrern.

Das Programm beginnt am Samstag, 14. November, mit einer Wallfahrt von der Münchener Frauenkirche zum Freisinger Dom. Abends wird die Freisinger Kulturnacht besucht, wo es neben dem Partyteil mit der Band Road42 und dem DJ-Duo Ace & Heddan auch eine spirituelle Komponente geben soll. Dazu wird, getreu dem Motto "Licht an", der Dom in ein neues Licht getaucht. Eine Lichtinstallation mit Musik ist zwischen 20 und 23 Uhr zu bestaunen. Um Mitternacht erfolgt der Abschlussimpuls für die Wallfahrer. Der Sonntag beginnt um 6 Uhr am Pullinger Bahnhof, von wo aus die sieben Stationen, auch online, Richtung Freisinger Dom begangen werden. Um 8.30 ist der Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx im Dom. Im Anschluss kann man sich durch die Workshops zum Thema "Licht an" arbeiten. Auch der Markt der Möglichkeiten und die Wallfahreroase können besucht werden. Das Programm endet mit der Vesper um 14 Uhr.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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