Süddeutsche Zeitung

Freising:Regional und bio auf den Tisch

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Grüne fordern für Verpflegung in Einrichtungen neue Vorgaben

Von Peter Becker, Freising

Mindestens zu 50 Prozent sollen die Nahrungsmittel, die der Landkreis Freising in seinen Einrichtungen anbietet, aus regionalen Produkten, zertifiziert mit dem bayerischen Biosiegel, bestehen. Nicht im Landkreis erzeugte Lebensmittel wie Kaffee oder Südfrüchte sollten zu mindestens 50 Prozent aus ökologischer und fairer Erzeugung stammen. Bis zum Jahr 2035 soll der Anteil auf 100 Prozent gesteigert werden. So sieht es ein Antrag der Fraktion der Grünen im Kreistag vor. Doch so schnell geht das nicht.

Die Verwaltung soll nach einem Beschluss des Kreisausschusses zunächst einmal die Situation der Verpflegung in den Schulen und im Klinikum näher untersuchen und sich mit den Caterern besprechen. Bei anstehenden Ausschreibungen für die Mittagsversorgung soll aber ein fester Anteil von regionalen Bioprodukten von 30 Prozent als Alternativ- oder Wahlangebot ausgeschrieben werden.

Toni Wollschläger (Grüne) ist dieser Beschluss zu vage. Er und seine Fraktion sehen ihren Antrag vor dem Hintergrund, dass der Anteil ökologischer landwirtschaftlicher Betriebe nach dem Willen der Staatsregierung von zehn auf 30 Prozent bis zum Jahr 2030 steigen solle. Der Landkreis Freising könne darauf Einfluss nehmen, indem er möglichst viele regionale Produkte verwende. Landrat Josef Hauner (CSU) entgegnete, es lägen derzeit noch keine detaillierten Auskünfte vor. Was das Klinikum anbelangt, kann nach Ansicht der Verwaltung das Kreisgremium nur eine Empfehlung aussprechen. Bei der Mittagsverpflegung und den Pausenverkäufen an den Schulen müssen bei Pächtern und Caterern Auskünfte eingeholt werden. Eine Überprüfung der Verträge sei nötig.

Christine Pritschet von der Verwaltung des Landratsamts sagte, derzeit verwende der Landkreis bis zu 80 Prozent regionale Produkte. Bei Bioware sei dagegen die Akzeptanz schwer. "Die Vorstellungen der Eltern stimmen nicht mit denen der Kinder überein", sagte sie. Die Schüler kauften sich lieber eine Currywurst. Dem entgegnete Wollschläger, er wisse einen zertifizierten Betrieb, der eine hervorragende Currywurst anbiete, auch zu einem günstigen Preis. Denn oft geht es bei der Frage, ob ein Mittagessen angenommen werde oder nicht, auch ums Geld. Der Preis sollte 4,50 Euro möglichst nicht überschreiten. Rainer Schneider (Freie Wähler) riet dazu, die Regionalität in den Vordergrund zu stellen. "Da gibt es frische und gesunde Produkte.

Die Mittagsversorgung ist generell ein Problem, wie die Verwaltung festgestellt hat. Ein Caterer hat die Mittagsversorgung bereits aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Ein Grund ist, dass die Zahl der Essensteilnehmer stark schwankt. "Es gibt keine gebundene Ganztagsschule", erläuterte Pritschet. Dort könnten Caterer immer mit einer genügenden Anzahl von Schülern rechnen. Zudem ist die Akzeptanz der Eltern, was ein Mittagessen maximal kosten darf, höchst unterschiedlich.

Es gibt daher seitens der Verwaltung die Befürchtung, dass die Nachfrage bei höheren Preisen weiter zurückgehen werde. Fairtrade- und Bioware ist im Einkauf teurer, dadurch würden die Verkaufspreise steigen. Auf 4,70 bis 5,20 Euro, kalkuliert die Verwaltung.

Der Landkreis wird noch 2019 die Mittagsversorgung an der Realschule in Au und am Moosburger Gymnasium ausschreiben. Dabei könnte ein vorgegebener Anteil an regionalen und ökologisch erzeugten Produkten als Alternative ein Bestandteil sein. Die Erkenntnisse daraus, glaubt die Verwaltung, könnten als Kriterium im Hinblick auf eine neu zu treffende Grundsatzentscheidung in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit und Anzahl der Angebote bei der Mittagsversorgung im Landkreis Freising dienen.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2019
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