Freising:Nachteile für Fahrgäste

Verkehrsclub kritisiert Planungen für die zweite Stammstrecke

Am Dienstag sind die Pläne für den Bau des zweiten Münchner S-Bahn-Tunnels für geschätzt 3,84 Milliarden Euro in der Staatskanzlei beschlossen worden. Doch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mag "in den Jubel der Staatsregierung nicht einstimmen", wie es in einer vom Kreisvorsitzenden Alfred Schreiber unterzeichneten Erklärung heißt. Denn bei näherer Betrachtung bedeute dieses Projekt "eine Verschlechterung für Fahrgäste aus dem Landkreis Freising".

So werde es künftig aus Freising mit der S-Bahn keine direkte Anbindung in die Münchner Innenstadt mehr geben, führt Schreiber aus. Nach dem Hauptbahnhof gebe es dann nur noch die Haltestelle "Marienhof", danach komme der Ostbahnhof. Die Haltestellen Hackerbrücke, Stachus, Isartor und Rosenheimer Platz wären dagegen von Freising aus nur noch per Umsteigen erreichbar. "Die bei der gewählten Streckenführung eigentlich naheliegende Umsteigemöglichkeit Max-Weber-Platz zu den U-Bahn-Linien U 4 und U 5 sowie zur Tram wurde bei den Planungen komplett gestrichen - dort fährt dann die S-Bahn einfach vorbei, weil sonst bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen das Projekt völlig durchgefallen wäre", kritisiert Schreiber.

Anstatt den bisherigen 20-Minuten-Takt auf einen 10-Minuten-Takt im Berufsverkehr zu verdichten, sehe das - wenn auch vorläufige - Betriebskonzept zudem einen 30-Minuten-Takt vor, mit einer zeitweisen Verdichtung auf 15 Minuten, zählt der Kreisvorsitzende einen weiteren Kritikpunkt auf. Insbesondere am Wochenende und in den Abendstunden sei eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Stand zu befürchten.

Nachdem "mit Volldampf" an dem neuen Projekt gearbeitet werden solle, um den avisierten Termin für die Fertigstellung 2026 halten zu können, sei darüber hinaus zu erwarten, "dass dringend notwendige Maßnahmen auf den Außenästen des S-Bahn-Netzes aufgeschoben werden", sorgt sich der VCD: "Weder Sanierungsmaßnahmen an Stellwerken noch der dringend nötige Ausbau der völlig überlasteten Strecke zwischen München und Freising sind mit der Festlegung auf das Großprojekt zweite Stammstrecke noch zu erwarten", vermutet Schreiber. Die Nutzer des Münchner S-Bahn-Systems müssten daher auch in den kommenden zehn Jahren weiter mit regelmäßigen Betriebsstörungen und Verspätungen rechnen.

Der VCD habe in den vergangenen Jahren immer wieder alternative Planungen zur zweiten S-Bahn-Strecke aufgezeigt, erinnert Schreiber, darunter einen S-Bahn-Südring, der mit deutlich geringeren Kosten viel schneller realisierbar wäre. Zusätzlich zu den bestehenden S-Bahnen und bei Betriebsstörungen könnten weitere Verstärker über diesen Südring geführt werden, zur Entlastung und mit zusätzlichen Umsteigeverbindungen zur U-Bahn, beispielsweise am Heimeranplatz und am Kolumbusplatz.

Nach Ansicht des VCD krankt das Münchner S-Bahn-System daran, dass fast alle Fahrgäste durch das Zentrum geführt werden, auch wenn sie überhaupt nicht dorthin wollen. Statt jedoch das System wirksam zu entlasten, verschärfe sich die Situation für Umsteiger mit der zweiten Stammstrecke sogar noch, so Schreiber abschließend.

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