Mit dem Weltwassertag, der sich zum 31. Mal jährt, wollen die Vereinten Nationen (UN) daran erinnern, dass Wasser die wichtigste Ressource des Lebens ist. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat Wasser mit dem häufigeren Händewaschen sogar an Bedeutung und Symbolik dazugewonnen. Es ist fester Bestandteil im Alltags - dementsprechend selbstverständlich wird es verbraucht. Doch die Klimakrise verschärft sich, es regnet immer weniger und das Wasser wird knapp.
Das spiegelt sich auch in den Messergebnissen der Grundwasserstände in Oberbayern wider. Eine Region, die normalerweise immer in der Vergangenheit immer hohe Niederschlagswerte verzeichnen konnte. Nachzulesen ist das auf der Webseite des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Der Klimawandel macht sich also auch hier bemerkbar. Bei keiner Messstelle liegt der Grundwasserstand demnach aktuell über der vorletzten Kategorie "niedrig". Die meisten ordnen sich sogar bei "sehr niedrig" ein. Sowohl in der Stadt Erding und in der Stadt Freising als auch in den benachbarten Ortschaften Dorfen, Moosburg oder Pastetten ist die Tendenz deutlich sinkend. In Marzling und Erlau konnte gar kein Niedrigwasser mehr gemessen werden. Dort ist der Grundwasserpegel also auf dem absoluten Nullpunkt. Dabei waren die Niederschlagsmengen in Oberbayern mit bis zu 800 Liter pro Jahr im Vergleich zum benachbarten Franken mit rund 550 Liter immer deutlich höher. Die durchschnittliche Menge ist mittlerweile auf 700 Liter gesunken.
Der Boden trocknet immer mehr aus. Das hat Folgen für die Landwirtschaft.
(Foto: Johannes Simon)Um den Ernst der Lage an Zahlen festzumachen, muss man sich nur die Entwicklungen der vergangenen zwölf Jahre vor Augen führen. Zehn davon waren Trockenjahre, was ungefähr einem Defizit von 200 Liter pro Quadratmeter entspricht. Damit ist man nicht nur 80 Prozent vom eigentlichen Soll entfernt, sondern muss wegen weiter steigenden Temperaturen und geringem Niederschlag damit rechnen, dass die Grundwasserspeicher und damit auch die Grundwasserneubildung weiter sinken. Der Bereich München verzeichnet momentan noch die dagewesene Niedrigstände, was in den Landkreisen Freising und Erding zwar noch nicht ganz so dramatisch darstellt, aber irgendwann sein könnte.
Laut Stefan Homilius vom Wasserwirtschaftsamt München ist der Klimawandel für die zurückgehenden Grundwassermengen zwar mitverantwortlich, aber nicht allein dafür verantwortlich. Vielmehr gehe es darum, dass die Menschen auch wieder sparsamer mit ihren Wasservorräten umgehen müssten. Gesammeltes Regenwasser aus der Dachrinne sollte beispielsweise nicht direkt in den Fluss gelangen, sondern in einer Regentonne zur Weiternutzung, also zur Bewässerung des Gartens, gelagert werden. Das ist laut Homilius sinnvoll, weil das Wasser dadurch wieder versickern kann und ins Grundwasser zurückkehrt. Weitere Möglichkeiten sieht er in der Begrünung von Ortschaften und der Vernetzung von Auen und Mooren mit Wasser. "Es geht nicht darum, dass wir seltener Händewaschen oder Wasser trinken sollten. Wir brauchen Sensibilisierung im Umgang mit Wasser", erläutert Homilius mögliche Gegenmaßnahmen. Mit diesen Alternativen sei aber noch lange nicht alles gerettet. Darauf achte auch die Politik: "So nehmen wir nicht direkt Einfluss auf den Klimawandel. Es müssen auch andere Wetterextreme beachtet werden." Hoffnungen auf Besserung macht er sich mit dem Projekt "Wasserzukunft Bayern 2050", das die Politik bereits in Angriff genommen hat.
Große Ertragseinbußen sind langfristige Konsequenzen in der Landwirtschaft
Der fehlende Niederschlag hat für die regionale Landwirtschaft erhebliche Folgen. Geringere Feldaufgänge, also weniger Samen, die keimen, und große Ertragseinbußen sind langfristig Konsequenzen, welche die fehlenden Regen- und Schneefälle im Herbst und Winter verursachen. Die Prognosen für den normalerweise verlässlichen Frühling, in dem es eigentlich oft regnet, sind ebenfalls nicht rosig - wenngleich die vergangenen Jahre durchaus für Überraschungen gesorgt haben. In der Landwirtschaft ist man dennoch einigermaßen optimistisch. Der Landkreis Erding sei demnach mit tiefgründigen Böden gesegnet, die durch ihre hohe Speicherfähigkeit noch genügend Wasser gelagert haben.
Es gibt wegen des milden Winters keine Frostschäden bei der Wintergerste.
(Foto: Thomas Warnack/dpa)Durch den weitgehend milden Winter gab es außerdem keine Frost- und Winterschäden bei Weizen und Wintergerste. Die chronische Dürre hat für den Erdinger Kreisobmann Jakob Maier vom Bayrischen Bauernverband also auch ihre guten Seiten. Er ist sich aber bewusst, dass es mehr regnen muss, gerade jetzt zum Saisonstart in der Landwirtschaft. Im direkten Deutschlandvergleich kam der Landkreis Erding in den vergangenen Jahren relativ gut weg. Das hatte aber mehr mit Glück als mit den optimalen klimatischen Bedingungen in Oberbayern zu tun. Die Niederschläge kamen damals zur richtigen Zeit, waren aber eben nicht flächendeckend, sondern mehr regional begrenzt.
Bewässerungsanlagen im Kartoffelanbau
Die Bauern unterschätzen den Ernst der Lage aber nicht. Ganz im Gegenteil: "Einige stellen sich auf die Situation ein und haben ihre Anbausysteme umgebaut", sagt Kreisobmann Maier. Schließlich müsse sich auch eine traditionelle Branche wie die der Landwirte an den Trend anpassen. Doch Kartoffelanbau sei man beispielsweise auf die klassischen Methoden angewiesen, da sich Zwischenfruchtanbau finanziell kaum einrichten lassen. Mittlerweile setze jeder Kartoffelanbauer auch auf eine eigene Bewässerungsanlage - eine teure und weniger nachhaltige Alternative, die wegen der Umstände aber unumgänglich erscheint. Durch die anhaltende Trockenheit und die steigenden Temperaturen haben sich Abläufe in der Landwirtschaft verändert. "1980 wäre es undenkbar gewesen, im März mit dem Anbauen zu beginnen. Der Saisonstart verlegt sich seit Jahren immer weiter nach vorne", sagt Maier. Er sagt außerdem, dass die anhaltende Trockenheit viele Landwirte in Existenznöte bringen könne.