Freilichtbühne:Wohlgefallen allüberall

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Der Theaterverein Markt Schwaben beweist mit dem "Sommernachtstrauma" erneut, dass der Neustart gelungen ist

Von Anja Blum, Markt Schwaben

"Die Arbeit, die uns freut, wird zum Vergnügen", meinte einst William Shakespeare. Und beim Markt Schwabener Theaterverein würden das wahrscheinlich die meisten unterschreiben. Denn die "Weiherspiele" sind zwar mit enormen Anstrengungen verbunden, doch voll besetzte Ränge, viele Lacher und noch mehr Applaus lassen alle Mühsal rasch vergessen. Diesen Sommer haben die neuen Macher zum zweiten Mal bewiesen, dass das Freilichttheater am Kirchweiher seine Krise mit einem klugen Konzept überwunden und einen formidablen Neustart hingelegt hat. Nach dem bayerischen "Brandner Kaspar" 2018 überzeugte das große Ensemble heuer mit einem köstlichen "Sommernachtstrauma" frei nach Shakespeare. Es war das erste Mal, dass am Weiher große klassische Literatur zu sehen war. "Dass wir uns das getraut haben, finde ich super", freut sich der Vereinsvorsitzende Franz Stetter.

Natürlich sei diese Wahl mit Risiko verbunden gewesen, sagt der künstlerische Leiter Ferdinand Maurer, "denn es hätte schon sein können, dass der Name Shakespeare einige abschreckt." Dramatische Hochkultur, komplizierte Sprache und Handlungsstränge - all das erwarteten die Besucher eben nicht von ihren Weiherspielen. Doch das war beim "Sommernachtstrauma" auch nicht geboten, vielmehr hat der Theaterverein das Stück - auch im Original eine lockere Komödie - in ein modernes, unterhaltsames Gewand gekleidet. Die Bedenken hätten sich jedenfalls schnell in Wohlgefallen aufgelöst, sagt Maurer. "Wir haben ganz viele sehr, sehr gute Rückmeldungen bekommen." Einigen Besuchern habe das "Sommernachtstrauma" noch besser gefallen als der bayerische Klassiker im vergangenen Jahr. Auch Maurer selbst, der nicht nur mitgespielt hat, sondern auch für das Skript zuständig war und Regie geführt hat, zeigt sich mit der Inszenierung zufrieden. "Ich war diesmal schon ein bisschen nervös, weil ich nicht genau wusste, wie das Publikum reagieren wird - aber es ist alles super aufgegangen. Die wichtigen Lacher kamen und sogar noch ein paar mehr!" Sehr gut angekommen sei auch die neue Bewirtung durch das Brauhaus Schweiger. Die Auslastung war zwar mit etwa achtzig Prozent nicht ganz so exzellent wie beim "Brandner Kaspar". Stetter spricht von 7000 Besuchern, möglich gewesen wären etwa 9000, doch das sei vor allem der anfangs unsicheren Wetterlage geschuldet. "Wenn es deswegen ein paar schlechter besuchte Vorstellungen gibt, holt man das einfach nicht mehr auf." Insgesamt fiel nur eine Aufführung ins Wasser, in knapp fünf Wochen gab es 14 Termine. Bemerkenswert ist, dass die meisten Darsteller der vereinseigene Talentschmiede entstammen, dem Markt Schwabener Kindertheater und der Jungen Bühne von Marga Kappl.

Die Kassenlage des Theatervereins, der vor dem Neuanfang finanziell ins Trudeln geraten war, dürfte nach dieser Saison stabil sein. Eine ausführliche Bilanz steht zwar noch aus, doch Stetter ist zuversichtlich: "Das müsste ohne Verluste geklappt haben", sagt er. Zu verdanken ist das vor allem dem Engagement des Weiher-Teams, denn zum neuen Konzept gehört auch ein immenser Anteil an Eigenleistung rund um die Seebühne, um Kosten zu sparen. Im Herbst starten bereits die Planungen für 2020. Stetter sagt, er würde die Aufgaben gerne auf noch mehr Schultern verteilen: "Die Weiherspiele sind großartig, aber ich kann einfach nicht mein ganzes Leben dafür opfern."

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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