Die Kosten für das Frauenhaus, den Frauennotruf und die Interventionsstelle steigen. Das Rote Kreuz Erding als Träger hat den Landkreis Erding um die Übernahme der Förderung gebeten, die der Kreisausschuss auch gebilligt hat. Die Entwicklung hängt überwiegend mit Personalkosten zusammen.
Eine Senkung der Mittel hat sich hingegen beim Projekt „Second Stage“ ergeben. Dabei handelt es sich um ein Modellprojekt, das greift, wenn die Frauen keinen Schutzbedarf mehr im Frauenhaus haben, aber noch keine eigene Wohnung gefunden haben.
Beim Frauenhaus ergeben sich für das Jahr 2025 ungedeckte Betriebsaufwendungen in Höhe von 174000 Euro. Im laufenden Jahr hatte der Landkreis Mittel in Höhe von 163000 Euro gezahlt. Die Begründung liegt laut Rotem Kreuz in nicht beeinflussbaren Veränderungen im Kalkulationsbereich wie Tarifsteigerungen und förderkonformer Personalausstattung. Zudem sei für 2025 die Erneuerung der Eingangstür beziehungsweise des Eingangsbereichs geplant.
Auch beim Frauennotruf, der im Landkreis seit 2018 existiert, rechnet man mit zusätzlichen Kosten. Das BRK hat darum gebeten, die aktuelle Förderung von 139000 Euro auf 152000 Euro im kommenden Jahr zu erhöhen. Auch dabei sei der weitere Kostenanstieg überwiegend auf Steigerungen der individuellen Personalkosten zurückzuführen.
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Frauen:Gegen Gewalt an Frauen
Zum Orange Day starten die Leiterinnen der Frauenbereiche des BRK-Kreisverbands Erding eine besondere Aktion: Bänke als Symbol gegen Gewalt.
Zudem müsse auch die Förderung der Interventionsstelle angepasst werden. Dabei handelt es sich um ein proaktives, zugehendes psychosoziales Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Frauen, bei denen ein polizeilicher Einsatz stattgefunden hat und die der Kontaktaufnahme zugestimmt haben. Dadurch werden auch Frauen erreicht, die nicht von sich aus aktiv werden und sich an Frauenhäuser und Notruf wenden. Die Förderung soll von derzeit 42000 Euro auf 44000 Euro im Jahr 2025 erhöht werden. Die gestiegenen Kosten seien ebenfalls auf die Steigerungen bei den Personalkosten zurückzuführen.
Beim Modellprojekt Second Stage kalkuliert das BRK hingegen mit einer Senkung der Kosten. Second Stage soll Frauen beim Übergang vom Frauenhaus in den Wohnungsmarkt ein sicheres Umfeld bieten. Damit will man einer Rückfallquote entgegenwirken, denn jede fünfte Frau gehe in die häusliche Gewaltsituation zurück, so die Statistik. Die Frauen und auch die Kinder erhalten bei Second Stage Hilfe auf dem Wohnungsmarkt und Begleitung in Hilfssysteme. Geplant sind sechs Wochen Wohnen im Second Stage.
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Sexualstrafrecht:„Nein heißt Nein“
Der 28-Jährige, dem vorgeworfen wird, eine junge Frau bei einem Maibaumfest im südlichen Landkreis Erding vergewaltigt zu haben, muss ins Gefängnis. Um sich zu verteidigen, bezichtigt der Angeklagte das Opfer vor Gericht der Prostitution.
Das Second Stage Projekt wurde von 2019 bis 2022 vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales als Modellprojekt gefördert. Seit 2023 besteht nun eine Regelförderung, die der BRK Kreisverband Erding auch beantragt hat. Trotz gestiegener Personalkosten ergebe sich in der Planung für das Jahr 2025 eine Senkung der benötigten Mittel von derzeit 48000 auf 46000 Euro.
Ulla Diekmann (SPD) betonte, jeder Euro für diese Einrichtungen sei gut angelegt. Die Zahlen von häuslicher und sexualisierter Gewalt seien gestiegen. Daher seien Fachkräfte vor Ort wichtig. Helga Stieglmeier (Grüne) wies darauf hin, dass auch die Kooperation mit dem Landkreis Ebersberg zu Ende gehe. Betroffene Frauen aus dem Landkreis Ebersberg wurden bislang im Frauenhaus des Landkreises Erding untergebracht und der Landkreis Ebersberg finanzierte es mit. Zum Jahresbeginn 2025 will Ebersberg ein eigenes Frauenhaus eröffnen und die Kooperation beenden. „Der Kollege aus Ebersberg hat die Zweckvereinbarung gekündigt“, bestätigte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).
Mit dem Ende der Kooperation mit Ebersberg wird das Erdinger Frauenhaus jedoch keine Überkapazitäten bilden: Aktuell gibt es Plätze für fünf Frauen und sieben Kinder. Die Zahl der Anfragen sei aber weit höher, sagte Martin Hackl vom BRK Erding in der Kreisausschusssitzung.