Süddeutsche Zeitung

Fotografie:Rote Hingucker im Grünen

Der Landschaftspflegeverband ehrt die Gewinner seines ersten Fotowettbewerbs. Die etwa 80 eingereichten Bilder mit Motiven aus dem Landkreis sind von Sonntag an im Museum Wald und Umwelt zu sehen

Von Anja Blum

Eine einsame, zarte Mohnblume, die sich tapfer zwischen grauen Pflastersteinen behauptet, ein munteres Rotkehlchen im Schnee, vom Abendlicht beschienene Wolkenformationen, pausbäckige Äpfel, Herbstlaub: Wer die Augen offen hält, findet im Grünen reichlich rote Farbtupfer. Kein Wunder also, dass der Fotowettbewerb des Landschaftspflegeverbands Ebersberg (LPV) auf große Resonanz gestoßen ist: Unter dem Motto "Natur ist rot" wurden etwa 80 Aufnahmen eingereicht. Zu sehen sind diese nun in einer Ausstellung im Museum Wald und Umwelt, zur Vernissage am Sonntag, 20. Januar, um 11.30 Uhr sind alle Interessierten eingeladen. Außerdem soll ein Kalender mit den schönsten Motiven entstehen.

Anlass für den Wettbewerb war das Jubiläum des Landschaftspflegeverbands, der 2018 sein 25-jähriges Bestehen feierte. "Wir wollten die Menschen dazu bringen, sich mit der Natur um sie herum zu beschäftigen", erklärt Josef Rüegg, LPV-Geschäftsführer - und was eigne sich dafür besser als die Fotografie, sei diese doch für viele Menschen ohnehin ein Hobby. Also gab man einen kurzen Input, das Thema "Natur ist rot" eben, ansonsten beschränkten sich die Vorgaben auf einen lokalen Bezug, die Motive sollten aus dem Landkreis stammen. Und tatsächlich: Viele der eingereichten Bilder wurden gar nicht extra aufgenommen, sondern stammen aus den Archiven begeisterter Hobbyfotografen.

Für den LPV war die Aktion eine Premiere, umso glücklicher ist man über den Erfolg. "Die Kombination Foto und Natur funktioniert offenbar gut", sagt Rüegg und strahlt über's ganze Gesicht. Trotzdem ist bislang keine Wiederholung geplant, "denn das ist sehr viel Arbeit, das unterschätzt man". Bevor die Bilder nun im Waldmuseum ausgestellt werden, hat der Veranstalter die elf Gewinner am Dienstagabend bei einer kleinen Preisverleihung im Foyer des Landratsamtes geehrt. "Sie alle haben ihr Interesse an der Natur im Landkreis überzeugend dargestellt", lobte Arnold Schmidt, der Vorsitzende des Verbands, "und das gibt Motivation: Engagement für die Umwelt lohnt sich!"

Bei der Bewertung der Bilder setzte man auch auf externe Expertise: In der Jury wirkten Franz Hohneiser und Alfons Brückl vom Grafinger Fotoclub Blende 85567 mit, außerdem Julia Braun von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) und Josef Rüegg. "Fotografie ist natürlich immer auch Geschmackssache, daher gab es durchaus Diskussionen und knappe Entscheidungen", so der Geschäftsführer. Das Spektrum der Fotos sei sehr breit, es reiche von professionellen Aufnahmen bis hin zu Schnappschüssen. "Sogar ein Kölner hat sich beteiligt - er war wohl mal zufällig im Landkreis und hat dort fotografiert."

Ganz besonders beeindruckt war die Jury von einer Aufnahme aus einem kleinen Garten in Bruck: Klaus Grünebach hat Rosen im Morgenlicht fotografiert und dabei sogar ein heranfliegendes Insekt "erwischt". Leuchtend pinke Blüten sieht man hier, vorne eine entzückende grüne Unschärfe, der blau-braune Hintergrund verschwimmt. "Ich hatte Zeit, denn ich saß mit meiner Spiegelreflex samt Zoom auf der Terrasse", erklärt der Brucker ganz bescheiden, und zeigt sich denn auch "total überrascht" von seiner Nominierung: Er darf sich über den ersten Platz freuen - und ein zweitägiges Fotoseminar. Aussuchen wird er sich vermutlich eines an der frischen Luft: Grünebach ist nicht nur leidenschaftlicher Fotograf, sondern auch Bergsteiger und Naturschützer.

Einen Tag bei einem Profi den Umgang mit Objektiv und Co. lernen wird Kirsten Joas: Die Försterin aus Moosach belegte mit ihrer Aufnahme aus dem Wald den zweiten Platz. Zwei wunderbar innige Fliegenpilze hat sie entdeckt, ausnehmend schöne Exemplare, "gleich hinter Egmating, unter lauter langweiligen Fichtenstangen". Doch genau an solchen Plätzen wüchsen meist die besten Pilze, so die Expertin. Joas hat auf ihren Streifzügen durch den Forst stets eine kleine Kamera in der Jackentasche, schließlich braucht sie für Präsentationen immer wieder Fotomaterial, "am besten eines ohne komplizierte Bildrechte". Außerdem fotografiert sie sehr gerne, hat ihre "Waldschönheiten" auch schon mal ausgestellt.

Ebenfalls im eigenen Garten ist das Bild von Anton Wallisch entstanden, der Oberpframmerner darf sich über Bronze und ein Sachbuch über Naturfotografie freuen. Neben einer bestechenden Ästhetik ist das Besondere an seinem Bild, dass keiner so genau weiß, was es zeigt. Zu sehen sind zwei kleine rote Beeren an einem Abend im Herbst, das Licht und ein malerisches Farbspiel im Hintergrund zaubern eine unwirkliche Stimmung. Doch was ist das für eine Pflanze, an der die beiden roten Früchte hängen? Eine Berberitze vielleicht, oder eine Cotoneaster-Art? "Wir haben viele Bestimmungsbücher daheim, aber die Antwort einfach nicht gefunden", sagt Wallisch, und auch die Experten können nur raten. Insofern: Wer diese Sorte Strauch kennt, möge sich bei Rüegg melden.

Platz vier bis 13 wurden mit Veranstaltungsgutscheinen für das Museum Wald und Umwelt belohnt: Mit jeweils gleich zwei Bildern konnten Frank Brasch aus Baldham und Bettina Knieling aus Grasbrunn die Jury überzeugen. Ersterer hat die leuchtend roten Früchte eines Ahorn und zwei regennasse Tulpen in Szene gesetzt, zweitere steuerte eine beeindruckende "Herbstexplosion" und eine Mohnblüte im Gegenlicht bei, beides gesehen in Purfing. Mit einem prallen, pinken Sonnenhut samt Hummel zählt Joachim Wimmer aus Forstinning zu den Gewinnern, Marion Bauer-Hilt aus Grafing hat die roten Früchte eines Schneeballs, mit Eiskristallen verziert, fotografiert. Ziemlich aus der Reihe tanzt die Arbeit von Gabriele Cramer-Schaepe aus Glonn: Sie hat aus diversen Naturmaterialien, Blütenblättern und Eicheln etwa, ein Mandala gelegt und dieses abgelichtet. Mit einem weiteren Fliegenpilz hat es Annemarie Stroh aus Kirchseeon unter die Sieger geschafft, Christine Thelen aus Grafing rückte Fetthenne und Biene mit der Kamera erfolgreich zu Leibe, und Horst Kullmann aus Köln überzeugte mit einem spektakulären "Sunset" über Ebersberg.

"Natur ist rot", Fotowettbewerb des Landschaftspflegeverband Ebersberg, Ausstellung im Museum Wald und Umwelt, Ludwigshöhe 2 in Ebersberg, Eröffnung am Sonntag, 20. Januar, um 11.30 Uhr

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Quelle:
SZ vom 17.01.2019
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