Forstinning:Sabotage im Wald

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Unbekannter zerstört Plakate der Gegner der Umgehungsstraße

Ein Windstoß kann das kaum gewesen sein, da ist sich Ludwig Seebauer sicher. Der Forstinninger hat im Ebersberger Forst Plakate aufhängen lassen, und irgendjemand hat sie jetzt zerstört. Einige Plakate liegen im Wald herum, zerbrochen, zerkratzt, heruntergerissen. "So geht das schon den ganzen Sommer", sagt Seebauer, er ist der Sprecher der Umfahrungsgegner. Wer das war, ist bislang nicht bekannt, Seebauer hat jetzt Anzeige bei der Polizei erstattet.

Die Forstinninger Schildbürgerstreiche läuten die nächste Runde in einem jahrzehntelangen Zank ein: Den einen kann die Umgehungsstraße durch den Ebersberger Forst nicht schnell genug kommen, die anderen wollen das Großprojekt verhindern. Für das Vorhaben des Freistaats und des Forstinninger Gemeinderats soll eine etwa tausend Meter lange Schneise durch den Wald geschlagen werden. Seebauer und seine Mitstreiter kritisieren, dass damit im Ebersberger Forst erstmals nach 200 Jahren wieder großflächig Bäume für eine Straße gefällt würden. Die Befürworter fordern die Straße ein, weil ihnen das Verkehrschaos im Ort zunehmend zu schaffen macht. Vor den Sommerferien hat es Gespräche gegeben, im Kern sind die Fronten aber nach wie vor verhärtet.

Die Sprecher beider Lager hatten zuletzt betont, dass man sich um einen Dialog bemühe. Seebauer schlägt auch hier einen defensiven Ton an: "Mir geht es mit der Anzeige nicht darum, weiteres Öl ins Feuer zu gießen." Weil zuletzt aber in kurzer Zeit vier Plakate demoliert wurden, wolle sich seine Initiative nun zur Wehr setzen. Schließlich hat die Forstdirektion die Plakataktion genehmigt. Pro Schild haben Seebauer und seine Leute um die 20 Euro investiert. Und von 50 Schildern sind jetzt schon 20 kaputt.

Seebauers Strafanzeige liegt nun bei der Polizei in Poing, "bei den Ermittlungen haben wir aber noch keine Fortschritte gemacht", erklärt Polizeichef Helmut Hintereder. Die Chancen seien sehr überschaubar. "Wir haben gehofft, dass jemand etwas beobachtet hat", sagt Hintereder. Bisher habe sich aber noch niemand gemeldet. Klar liege die Vermutung nahe, dass jemand am Werk war, der sich die Umgehungsstraße wünscht. "Diese Spekulation hilft uns aber nicht weiter."

Das Täter-Profil einzugrenzen ist recht schwierig. Möglicherweise ist der Unbekannte recht kräftig, die Plakate sind aus wetterfestem Kunststoff und durchaus stabil. Wer jedoch ein spitzes Werkzeug besitzt, braucht nicht viel Schmalz, um so ein Plakat zu zerdeppern. Auffällig ist, dass es der Unbekannte nur auf Plakate mit der Aufschrift "Umgehungsstraße durch unseren einzigartiges Waldbiotop geplant!" abgesehen hat, gegen die Schilder der Forstverwaltung scheint er nichts zu haben. Rätselhaft bleibt, warum er Waldfriedhof und Parkstraße zuschlägt, also östlich der Ortsgrenzen Forstinnings, obwohl die Straße im Westen gebaut werden soll.

© SZ vom 27.09.2017 / koei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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