Süddeutsche Zeitung

Forstinning:Neue Autobahn bringt neue Staus

Bei der Bürgerversammlung in Forstinning stellt Gemeindechef Rupert Ostermair Forderungen an die Autobahndirektion

Von Philipp Schmitt, Forstinning

Die Verkehrsbelastung seit der Freigabe der A94-Isentaltrasse, die geplante Ortsumgehung von Schwaberwegen und Moos, Fluglärm, ÖPNV, Breitbandausbau, Sportanlage und Flächennutzungsplan waren Themen, die bei der Bürgerversammlung im voll besetzten Saal des Rupert-Mayer-Hauses zur Debatte standen: "Es tut sich was in Forstinning, wir haben einiges auf den Weg gebracht", sagte Rupert Ostermair (CSU).

Der Bürgermeister räumte ein, dass seit Eröffnung der Isentaltrasse wegen des zäh fließenden Verkehrs und der täglichen Staus auf der A94 im Berufsverkehr auch Verkehrschaos in Forstinning herrsche, was die Bürger ärgere: "So kann es nicht weiter gehen", sagte Ostermair. Gemeinsam mit dem Anzinger Bürgermeisterkollegen Franz Finauer (FW) hat er ein Schreiben an die Autobahndirektion verfasst und die Behörde um Abhilfe gebeten. Straßen müssten ausgebaut und flexible Verkehrsleitsysteme mit temporären Tempolimits je nach Verkehrsaufkommen realisiert werden, um Forstinning und Anzing von der Blechlawine zu entlasten. Um sich "Gehör zu verschaffen" ist Forstinning zudem an einem überregionalen Verkehrskonzept für München-Ost mit elf Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg, Erding, München und der Landeshauptstadt beteiligt, um Verkehr besser planen und steuern zu können und Staus zu vermeiden: "Wir brauchen leistungsfähige Straßennetze und Leitsysteme." Zudem müsse die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verbessert werden: Einige Forstinning betreffende Buslinien haben bereits zusätzliche Fahrten erhalten, doch der ÖPNV müsse "noch bedarfsgerechter gestaltet werden".

Zur geplanten 2,4 Kilometer langen und 5,8 Millionen Euro teuren Ortsumgehung von Schwaberwegen und Moos sagte Ostermair, dass die Bezirksregierung 2016 den Vorentwurf genehmigt hat und das Staatliche Bauamt Rosenheim die Straße nun plane: Das Planfeststellungsverfahren läuft, Einwendungen werden geprüft, ein Erörterungstermin folge. Die Umgehungsstraße sei erforderlich, weil der Zubringerverkehr zur A94 - verstärkt durch die Flughafentangente-Ost als Nadelöhr - zugenommen habe. Die Umfahrung solle eine lärmmindernde Fahrbahndecke erhalten. Auch Kreisel, Querungshilfen, Schutzwände, Wendemöglichkeiten für Busse und eine Unterführung des Radweges zum Ebersberger Forst seien geplant.

Ostermair informierte die Forstinninger auch darüber, dass die Wasserversorgung in kommunaler Hand bleibe: Von 2020 an heißt der Zweckverband Wasserversorgung Forst-Nord (statt Anzing-Forstinning), weil Forstern aus dem Nachbarlandkreis Erding als vollwertiges Mitglied dazu kommt - die Verträge wurden im August unterzeichnet. Die Gebühren sollen konstant bleiben.

Auch mehrere andere Themen sprach der Bürgermeister an: Die Sanierung des Schulhauses sei in den Sommerferien "eine gelungene Operation am offenen Herzen" gewesen, zudem habe sich der neue Seniorenbeirat mit Vertretern aus Nachbargemeinden über ein Altenheim in Forstern beraten, das Projekt sei aber ins Stocken geraten. "Was lange währt, wird endlich gut", sagte Ostermair zur Erweiterung und energetischen Sanierung des Sportheims. Die Mitglieder der Vereine hätten fleißig mit geholfen. Für den Breitbandausbau habe Forstinning einen Zuschuss von 344 661 Euro erhalten. Bis 2020 werden Glasfaserkabel verlegt, dann sei die Gemeinde flächendeckend mit schnellem Internet versorgt. Die Feuerwehr erhalte demnächst ein 548 000 Euro teures Feuerwehrauto.

Eine Besucherin sprach das Thema Fluglärm an: Ostermair sagte dazu, dass Forstinning mit den Nord-Gemeinden Anzing, Markt Schwaben, Pliening, Poing gegen Fluglärm kämpfe: Es gab Gespräche mit Vertretern der Flugsicherung zu Flugrouten, demnächst soll mit dem Landrat geredet werden. Zur Aufstellung des Flächennutzungsplans sagte der Bürgermeister, dass der alte FNP in etwa drei Jahren vom Planungsverband modifiziert werden soll. Forstinning verzeichnet pro Einwohner im Landkreis die dritthöchste Steuerkraft und hat 6,8 Millionen Euro Rücklagen. Die Gemeinde soll moderat wachsen. Seit 1970 hat sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt: Ende 2018 lag sie bei 3827 Einwohnern.

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SZ vom 03.12.2019
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