Folgen des Wachstums:Pläne und Prognosen

Freiham Baustelle und Freifläche, geplantes Wohngebiet

Durch die Reform soll mehr günstiger Wohnraum entstehen.

(Foto: Florian Peljak)

Wie und warum Kommunen östlich von München ihre Verkehrsprobleme untersuchen

Vor gut zwei Jahren haben sich die Bürgermeister aus zehn Kommunen in drei Landkreisen darauf verständigt, ihre Verkehrsplanung besser zu koordinieren: Anzing, Forstinning, Markt Schwaben, Poing, Pliening und Vaterstetten aus dem Landkreis Ebersberg, Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim aus dem Kreis München sowie Finsing im Erdinger Landkreis gehören zur Gründungsgruppe. Eine Motivation war, die Streitigkeiten um die Verkehrsplanung zumindest zu reduzieren. Denn in der Region ist es beinahe schon Folklore, dass, plant eine Gemeinde eine neue Straße, die Nachbarn heftig dagegen protestieren, bis hin zur Drohung mit dem Verwaltungsgericht. Andererseits gehört der Münchner Osten, beziehungsweise der Ebersberger Westen, zu den Gebieten mit den höchsten Wachstumsraten, sowohl was Bevölkerung wie auch Gewerbe angeht. Dabei reichen schon heute die Verkehrswege nicht mehr aus - eine Ertüchtigung ist also dringend geboten.

Herauszufinden, wie dies zu erreichen ist, damit beauftragte die inzwischen um die Gemeinden Haar und Grasbrunn sowie den Münchner Stadtbezirk Bogenhausen erweiterte Gruppe Anfang 2018 per Ausschreibung über den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum zwei Büros: Verkehrsplanung Schlothauer & Wauer sowie Dragomir Stadtplanung. Diese haben Statistiken und Prognosen, etwa zu Bevölkerungs- und Verkehrsentwicklung sowie mögliche Projekte zur Verkehrsentlastung beziehungsweise -neuordnung zusammengefasst.

Betrachtet wurden dabei auch in der Region geplante Wohn- und Gewerbegebieten, die daraus zu erwartenden Einwohnerzahlen und Pendlerströme sowie die Wahrscheinlichkeit, mit der öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. Gerade bei letzterem sieht es offenbar nicht gut aus, denn die geplanten oder bereits im Bau befindlichen Gebiete sind oftmals nicht gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

So liegen aktuell in den untersuchten Kommunen 58 Prozent der Siedlungsgebiete weniger als einen Kilometer von einer S- oder U-Bahnstation entfernt. Sind allerdings die neuen Siedlungsgebiete einmal bezogen, fällt dieser Wert auf 48 Prozent, umgekehrt liegen heute nur 24 Prozent davon zwischen ein und zwei Kilometer von eine Bahnstation entfernt, Ende kommenden Jahrzehnts könnten es 42 Prozent sein.

Auch die schiere Masse der neuen Bauvorhaben treibt die Verkehrszahlen nach oben. So sollen etwa in Poing bis 2030 Wohnungen für rund 4000, in Vaterstetten, Haar und Markt Schwaben für jeweils 3000 zusätzliche Einwohner entstehen. In Trudering-Riem könnten es bis zu 6000 und in Bogenhausen sogar mehr als 12 000 Neubürger werden - wohlgemerkt, alles bis 2030. Denn berücksichtigt man die weitergehenden - teilweise noch unkonkreten - Planungen, wächst Haar sogar um 4000, Vaterstetten um knapp 6500 und Bogenhausen um bis zu 30 000 Einwohner.

Von denen der Großteil einen Arbeitsplatz nicht am Wohnort haben wird, jedenfalls wenn man aktuelle Zahlen und geplante Gewerbegebiete zugrunde legt. Zusätzliche Arbeitsplätze werden in der Region in nennenswerter Zahl nur in wenigen Kommunen entstehen. So könnte es in Finsing etwa 1200 in Markt Schwaben 1500, in Haar 2700 und in Vaterstetten 5700 neue Jobs geben. Weiter westlich, in Aschheim und Bogenhausen sehen die Experten dagegen Potenzial von jeweils bis zu 10 000 neuen Arbeitsplätzen.

Bereits aktuell verlaufen die Pendlerströme großteils zwischen München und dem Umland und das vor allem auf den Straßen. So fahren 44 der Pendler aus dem Umland mit dem eigenen Auto, weitere 14 Prozent sind Mitfahrer. Lediglich elf Prozent kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, der Rest mit dem Rad oder zu Fuß. Zum Vergleich: in der Stadt München erreichen jeweils 24 Prozent der Pendler ihren Arbeitsplatz mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß, 18 Prozent mit dem Fahrrad.

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