FMG-Vertreter im Stadtrat:Gewitterwolken über Erding

Baumassnahmen am Flughafen Muenchen

Auf eigene Kosten baut die FMG einen Tunnel, der zum S-Bahn-Ringschluss gehört.

(Foto: Stephan Görlich)

Die FMG stellt Projekte am Flughafen München vor. Den OB interessiert zunächst aber, warum in den letzten Tagen immer wieder das Stadtgebiet überflogen wird

Von Regina Bluhme, Erding

Fast eine Stunde lang hat Josef Schwendner, Prokurist der Flughafen München GmbH (FMG), am Dienstag den Erdinger Stadtrat über die größten Bauvorhaben am Airport informiert. Die Begeisterung im Gremium hielt sich in Grenzen, es überwog die Sorge, von Zuzug und noch mehr Verkehr überrollt zu werden. Und zuvor hatte OB Max Gotz (CSU) auch noch auf jede Menge Bürger verwiesen, die sich darüber beschweren, dass seit einiger Zeit immer mehr Flugzeuge direkt über die Erdinger Innenstadt fliegen.

Bevor also Josef Schwendner mit seinem Bericht loslegen konnte, erklärte Gotz, dass ihn in den vergangenen Tagen viele Beschwerden aus der Bürgerschaft, aber auch aus dem Stadtrat erreicht hätten. Die Erdinger machten sich Sorgen, weil "massiv" das Stadtgebiet überflogen werde. "So etwas wie jetzt habe ich noch nicht erlebt", fügte er hinzu und verwies auf die Flugrouten, "da werden Vereinbarungen ausgehebelt". Er bat Schwendner, doch bitte bei der Flugsicherung nachzuhaken. Schwendner sagte dies auch zu.

Auf Nachfrage der SZ am Mittwoch ist bei Ute Otterbein, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung, zu erfahren, dass die festgelegten Flugrouten nicht abgeändert wurden. Sie verweist aber darauf, dass die Piloten zuweilen witterungsbedingt von der Route abweichen, und das könne in der Gewittersaison von Mai bis September immer wieder mal vorkommen. In jüngster Zeit hätten sich vor allem kleine Gewitterzellen über dem Raum München gebildet, "und kein Pilot fliegt da freiwillig rein". Also werde aus Sicherheitsgründen schon mal ausgewichen. "Sicherheit toppt Lärmschutz", so Otterbein.

Im Stadtrat informierte Josef Schwendner über den Baufortschritt beim Tunnel, den die FMG auf eigene Kosten auf ihrem Gelände baut und der Teil des Erdinger-S-Bahn-Ringschlusses ist. "Wir liegen im Zeit- und Kostenplan", betonte der FMG-Prokurist, wobei sich die Kosten wohl zwischen 115 und 120 Millionen Euro bewegen. 2021 soll der Tunnel fertiggestellt sein, dann wäre die Bahn dran, dort Gleise und Elektrizität zu verlegen. Aber wann das geschehen wird, darüber wollte Schwendner lieber keine Prognose abgeben. Er habe von 2024, aber auch schon von 2026 gehört. "Ich weiß auch nicht, warum das so lange dauert." Unverständnis bekundete auch Max Gotz: Mitte April habe die Stadt die Unterlagen zur Planfestellung für den weiteren Bauabschnitt des Erdinger Ringschlusses eingereicht, "bis heute haben wir kein Vorprüfungsergebnis", trotz "massiver Schreiben" von Seiten des Erdinger Rathauses.

Im Gegensatz dazu geht der Straßenausbau auf dem Airport-Areal flott voran, wie Josef Schwendner weiter ausführte. Die Arbeiten für die vierspurige Erdinger Allee und den zweispurigen Südring laufen. Hier werde man im vierten Quartal 2020 mit dem Komplettausbau fertig sein.

Für den geplanten Lab Campus im Westen sei das erste von insgesamt vier Quartieren planfestgestellt, fuhr Schwendner fort. Auf Höhe der Agip-Tankstelle wird gerade ein Bürogebäude für 500 bis 800 Personen errichtet, dann folgt die Airport Academy. Auf Nachfrage von Horst Schmidt (SPD) betonte Schwendner, dass aktuell nur das erste Quartier erstellt werde, dann solle sich der Campus sukzessive "in den nächsten 15 bis 20 Jahren" füllen.

Einige Stadträte sorgten sich um die Verkehrsinfrastruktur außerhalb des Flughafens. Für den öffentlichen Nahverkehr sei der Flughafen nicht zuständig, erklärte Schwendner. Immerhin baue die FMG auf eigene Kosten den Tunnel für den Erdinger Ringschluss. Man müsse aber auch offen sagen, erklärte Gotz, "dass bei uns relativ spät für eine öffentliche Infrastruktur aufgestanden worden ist".

Auch der Wohnungsmarkt wurde angesprochen. Einige Redner befürchteten noch mehr Zuzug durch den Flughafenausbau, und damit werde Wohnen weiter teuerer werden. Die FMG habe bereits "viele Häuser und Liegenschaften" für ihre Mitarbeiter erworben, erklärt Schwendner. In Hallbergmoos, Landkreis Freising, sollen 300 Appartements gebaut werden. Ziel sei es, auch Zimmer für 200 Euro anbieten zu können. "Das kriegen Sie sonst nirgends."

Weitere große Projekte sind der neue Flugsteig im Vorfeld West, ein Mietwagenzentrum, ein drittes, eher kostengünstiges Hotel, ein Logistikzentrum und mehrere Parkhäuser. Zudem ist eine neue FMG-Konzernzentrale für die mittlerweile 1200 Mitarbeiter geplant. Dazu gehört auch ein 40 Meter hoher Turm, der bei der Vorstellung im Freisinger Stadtrat kürzlich für heftige Kritik gesorgt hat. "Aber die Zeit von viereckigen Kästen ist vorbei", erklärte Schwendner. Zu einer "modernen, städtebauliche Architektur" gehörten auch unterschiedliche Höhen. Aber, man sei im Gespräch. Abschließend betonte Josef Schwendner: Kein einziges der genannten und geplanten Projekte sei auf den Bau einer dritten Startbahn gerichtet.

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