Flughafentangente Ost:Vier Jahre Bauarbeiten

Der Ausbau der Flughafentangente Ost beginnt mit dem Abriss einer Brücke. Ministerium und Straßenbauamt kündigen eine zügige Umsetzung des Projektes an

Von Philipp Schmitt, Erding

Die ersten vorbereitenden Bauarbeiten für den für die nächsten Jahre geplanten abschnittsweisen Ausbau der Flughafentangente Ost (FTO) laufen bereits seit Anfang August an einer Brücke über die FTO bei Ziegelstatt. Der offizielle Startschuss ist nun auf der Baustelle bei Erding mit der Verkehrs- und Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) erfolgt: "Ich bin froh, dass wir mit dem Ausbau jetzt loslegen und Verbesserungen erzielen können", sagte sie beim Pressetermin in der Nähe der Therme auf der bis Juni gesperrten Straße von Ziegelstatt nach Stammham. Damit die FTO im ersten Abschnitt zwischen den Abfahrten Erding Süd und Erding Mitte von zwei auf drei Streifen ausgebaut werden kann, muss die Brücke abgebrochen und erneuert werden, und die Bagger sind auch schon da. Vom 28. bis 31. August wird die FTO für den Abbruch der Brücke komplett gesperrt, ebenso im Frühjahr 2021, wenn die Brücke neu errichtet wird. Der Verkehr wird während dieser Tage über Klettham umgeleitet.

Wenn die neue Brücke steht, wird anschließend der Abschnitt zwischen Erding Süd und Erding Mitte dreistreifig ausgebaut, kündigte Schreyer an. Die Kosten für diesen Bauabschnitt liegen bei rund sieben Millionen Euro und werden vom Freistaat übernommen. Einem "ehrgeizigen und sportlichen Zeitplan" zufolge soll die Verkehrsfreigabe bereits im Herbst 2021 erfolgen. Anschließend soll es mit dem vierspurigen Ausbau der FTO zwischen Erding Nord und der Abfahrt zum Flughafen weitergehen. Die Staatsministerin sagte, sie sei zuversichtlich, dass die Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Freising, der Ingenieurbüros und Baufirmen "das hinkriegen".

Flughafentangente Ost: Die Brücke an der Straße zwischen Ziegelstatt und Stammham muss weichen.

Die Brücke an der Straße zwischen Ziegelstatt und Stammham muss weichen.

(Foto: Renate Schmidt)

Mit derzeit etwa 20 000 Fahrzeugen am Tag und vielen Staus und Unfällen sei die Verkehrsbelastung auf der FTO hoch. Der Ausbau der Verkehrsachse müsse deshalb rasch umgesetzt werden, er habe hohe Priorität bei der Staatsregierung. "Wir versuchen Wege zu finden, wie der Flughafen sinnvoll erschlossen werden kann. Der Spruch, der Flughafen werde vor allem aus der Luft erschlossen, stimmt so nicht mehr", sagte Schreyer. Der Freistaat investiere viel Geld in den Neu- und Ausbau von Straßen, aber auch in den Öffentlichen Personennahverkehr und in neue Radwege. Die Bürger sollten die Wahl haben und entscheiden können, ob sie den ÖPNV oder ihr Auto nutzen wollten. Die CSU-Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hätten sich für den FTO-Ausbau eingesetzt und auf die bereits hohe und weiter steigende Verkehrsbelastung und die Unfallrisiken hingewiesen, Bayerstorfer habe den Ausbau "maximal angeschoben", lobte Schreyer.

Bayerstorfer sagte, er sei froh über den Startschuss für den Tangenten-Ausbau. Die CSU im Landkreis Erding fordere die Umsetzung des Ausbauprojekts seit Jahren energisch und fordere darüber hinauseinen durchgängig vierspurigen Ausbau von der A92 bis zur A94. Einem Verkehrsgutachten zufolge sei bis 2035 mit mehr als 35000 Fahrzeugen am Tag zu rechnen.

Der vierspurige Ausbau zwischen der Abfahrt zum Flughafen und Erding Nord werde langfristig nicht ausreichen, sagte Bayerstorfer. "Wir wissen aber, dass die Planung für das Staatliche Bauamt ein Kraftakt ist und dort und im Landtag bei diesem Thema Hervorragendes geleistet wird", fügte er an. Geduld sei deshalb gefragt, derartige Großprojekte seien "nicht an einem Tag, in einem Jahr" umzusetzen. Der Ausschuss für Struktur, Verkehr, Umwelt des Landkreises hat dem von Felix Krötz vom Staatlichen Bauamt Freising präsentierten Konzept mit zehn zu drei Stimmen zugestimmt und damit laut Bayerstorfer ein "klares Signal" für den Ausbau gegeben. Es sei eine gute Lösung gefunden worden, auch wenn einige Kreisräte "lange Gesichter" gemacht hätten, weil sie auch für diesen Abschnitt auf vier Streifen gehofft hätten: "Jetzt nehmen wir, was wir bekommen können für eine rasche Verbesserung der Situation", sagte Bayerstorfer.

Flughafentangente Ost: Ende August wird dafür die gesamte Flughafentangente gesperrt.

Ende August wird dafür die gesamte Flughafentangente gesperrt.

(Foto: Renate Schmidt)

Erdings Dritter Bürgermeister Harry Seeholzer (Erding Jetzt), der Erdings OB Max Gotz (CSU) vertrat, freute sich über den Startschuss: Trotz der Coronavirus-Delle werde der Flughafen langfristig wohl weiter wachsen, ebenso wie die Stadt Erding. Der Verkehr müsse "in geordnete Bahnen gelenkt werden". Dazu trage der FTO-Ausbau bei, sagte Seeholzer.

Begonnen haben die Arbeiten an der Flughafentangente bereits Anfang August. Den Auftakt macht der Abbruch der Brücke auf der Gemeindeverbindungsstraße von Ziegelstatt nach Stammham. Im Frühjahr 2021 sollen die neuen Brückenträger eingehoben werden. Ebenfalls 2021 soll der dreistreifige Ausbau der FTO zwischen den Anschlussstellen Erding Mitte und Erding Süd beginnen, das teilte der zuständige Abteilungsleiter Felix Krötz vom Staatlichen Bauamt Freising (STBA) mit.

Es wird dabei wechselseitig auf jeweils 800 Meter Länge in jeder Fahrtrichtung ein Überholstreifen angebaut. Insgesamt ergibt sich eine Ausbaulänge von rund 1,9 Kilometern. Voraussichtlich im Herbst 2021 wird dieser erste Abschnitt realisiert sein. Während der Bauarbeiten bleibt die FTO für den Verkehr meist offen - außer vom 28. bis 31. August und im Frühjahr 2021 für ein paar Tage. Ziel des dreistreifigen Ausbaus zwischen Erding Mitte und Erding Süd sind sichere Überholmöglichkeiten, um das Unfallrisiko zu reduzieren. Der Freistaat Bayern investiert dafür rund sieben Millionen Euro. Mit dem Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern vom 30. Juli 2018 wurde Baurecht geschaffen. Klagen dagegen habe es nicht gegeben, sagte Krötz. In den nächsten Jahren soll ihm zufolge die stark belastete Straße kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Die Bautätigkeit solle möglichst nicht zum Stillstand kommen. Dem dreistreifigen Ausbau zwischen Erding Mitte und Erding Süd soll der vierstreifige Ausbau zwischen den Anschlussstellen Flughafen und Erding Nord folgen.

Die FTO verläuft auf einer Länge von mehr als dreißig Kilometern mit einer Fahrbahnbreite von acht Metern von der A92 bei Gaden durch die Landkreise Erding und Ebersberg zur A94. Der Bau wurde 1989 begonnen und erst gute zwanzig Jahre später, am 20. Dezember 2010, fertig gestellt. Seitdem ist die FTO zu einer wichtigen, zumeist überlasteten Verkehrsachse geworden. Schon bei der Eröffnung war klar, dass die Straße der Belastung nicht gewachsen ist. Schreyer sagte in Erding, dass durch den Ausbau die Verkehrssicherheit erhöht und angrenzende Gemeinden und der Großraum München entlastet werden sollen. Nach derzeitiger Planung soll die FTO auch zwischen der Autobahn A92 bis Erding Mitte auf vier Streifen ausgebaut werden, auch südlich der B388 ist ein Ausbau geplant.

"Für das östliche Bayern wird die Flughafentangente damit eine noch attraktivere Anbindung an den Münchner Flughafen darstellen", sagte Schreyer. Die Bauarbeiten im Bereich der Brücke seien bereits im Gange. Ziel sei es, dass in den nächsten vier Jahren permanent gearbeitet werde, sagte Felix Krötz. Beim Startschuss zum Auftakt der Ausbauarbeiten auf der Brücke waren auch Bürgermeister der von der FTO betroffenen Gemeinden Oberding und Moosinning sowie Regierungspräsidentin Maria Els vertreten.

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