"Ohne lästiges Umsteigen und umweltfreundlich bis zum Terminal und ab in die Welt. Das ist der Wow-Effekt auf der Schiene." Als vor drei Monaten über die Neufahrner Kurve der erste Zug von Regensburg über Landshut und Freising zum Münchner Flughafen fuhr, war Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) begeistert. 26 Jahre nach der Eröffnung ist der Flughafen auch per Regionalzug zu erreichen. Man mag sich vorstellen, dass 2030 - oder einige Jahre später - wieder ähnlich gejubelt wird: Wenn man dereinst über die Walpertskirchener Spange auch aus Dorfen und Mühldorf, ja sogar von Salzburg kommend den "Wow-Effekt" erleben kann, mit dem Zug zum Flieger zu fahren. Am gestrigen Donnerstag wurde dafür der "nächste Schritt" gemacht, teilte das bayerische Verkehrsministerium mit: Die Deutsche Bahn habe die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für die Walpertskirchener Spange beim Eisenbahnbundesamt beantragt. Damit seien nun auch "die Planungen für das Gesamtprojekt Erdinger Ringschluss im Wesentlichen abgeschlossen".
Die Walpertskirchener Spange ist der neun Kilometer lange, eingleisige Abschnitt, die später einmal die Lücke zwischen Erding und der Bahnstrecke München - Mühldorf schließen wird. Sie beginnt im Erding am neuen Bahnhof, der unterirdisch auf dem Areal des heutigen Fliegerhorsts gebaut werden wird. In einem Tunnel geht es dann unter der Anton-Bruckner-Straße Richtung Osten weiter. Nach der östlichen Stadtgrenzen kommen die Gleise an die Oberfläche. Im weiteren Verlauf geht es dann parallel südlich der Staatsstraße 2084 nach Osten weiter. Die Gleise überqueren das Flüsschen Strogen mittels einer Talbrücke, anschließend geht es relativ geradlinig zwischen den zur Gemeinde Bockhorn gehörenden Orten Papferding und Breitasch über die Äcker. Beim Weiler Schwarzhölzl fädelt in die dann ausgebaute zweigleisige Bahnstrecke München - Mühldorf ein. Schon 1992 wurden beim Raumordnungsverfahren diverse Trassenvarianten landesplanerisch geprüft, 2009 wurden die Ergebnisse bestätigt. Für die Trasse werden 26 Hektar und 18 Hektar Ausgleichsfläche benötigt.
Mit dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens ist das Großprojekt des Erdinger Ringschluss nun tatsächlich durchgeplant. Richtung Osten bis zum neuen Bahnhof Schwaigerloh haben die Bauarbeiten bereits begonnen. Für den Abschnitt bis Erding ist die Planfeststellung vor einem Jahr eingeleitet worden.
Zusätzlich Schub gibt es seit Kurzem auch deshalb, weil der Bund sich nun offiziell beim Bau des Ringschlusses einbringt. Der Erdinger Ringschluss war bislang nur ein Nah- und Regionalverkehrsprojekt, für das der Freistaat Bayern mehr oder weniger allein in der Verantwortung wäre. Eines der beiden Gleise zwischen Erding und Flughafen ist nun aber als "Fernbahngleis" deklariert worden. Für den Fernverkehr ist der Bund direkt zuständig. Das Fernbahngleis und auch die Walpertskirchener Spange - die logischerweise eben auch eine Fernanbindung möglich macht - gehören fortan zum Gesamtprojekt der Ausbaustrecke München - Mühldorf - Freilassing. Die Kosten für dieses Großprojekt, das bis 2030 realisiert sein soll, werden vom Bund 2,3 Milliarden Euro angesetzt. Für die Walpertskirchener Spange wurden zuletzt Kosten von 145 Millionen Euro genannt.