Flughafen München:"Omikron verursacht Wahnsinnsaufwand"

Coronavirus - Corona-Kontrollen am Flughafen München

In München werden alle Südafrika-Flugreisenden einem PCR-Test unterzogen, in Frankfurt nicht.

(Foto: dpa)

Das Erdinger Gesundheitsamt soll Einschleppung der Variante aus Südafrika am Flughafen eindämmen. Das verursache so viel Arbeit, dass man aufpassen müsse, den Landkreis nicht aus den Augen zu verlieren

Von Florian Tempel, Erding

Die Corona-Pandemie war natürlich eines der großen Themen beim Pressegespräch von Landrat Martin Bayerstorfer zum Jahresrückblick. Richtig aktuell wurde es jedoch, als Peter Stadick, der Leiter des Erdinger Gesundheitsamts, berichtete, wie sehr sein Team damit beschäftigt ist, die Einschleppung der Omikron-Variante durch Flugreisende einzudämmen. Seit Ende November müssen alle Passagiere aus Südafrika nach der Landung am Münchner Flughafen einen PCR-Test machen und bei einem positiven Ergebnis 14 Tage in einem Hotel in Quarantäne bleiben. Sollte das Testergebnis negativ sein, dürfen die Passagiere gehen und die Quarantäne bei sich daheim absolvieren. Für das Erdinger Gesundheitsamt, das die Zuständigkeit für den Großflughafen hat, sei das alles "ein Wahnsinnsaufwand und momentan unser Hauptgeschäft", sagte Stadick. Es sei mit so viel Aufwand und Arbeit verbunden, "dass wir aufpassen müssen, dass wir den Landkreis nicht aus dem Auge verlieren."

Pro Woche landen fünf Flüge aus Südafrika in München. Seit dem 26. November werden alle Passagiere nach der Ankunft in der Halle F nördlich vom Terminal 2 im Empfang genommen. Die abgesonderte Halle F hat einen Sonderstatus am Flughafen München und wird auch sonst für besonders sicherheitsbedürftige Flugverbindungen genutzt, zum Beispiel für Flüge nach Israel. Anfangs seien die Maschinen aus Südafrika, die alle abends nach 20 Uhr ankommen, noch voll besetzt gewesen, berichtete Stadick. Das Team des Erdinger Gesundheitsamts musste an fünf Abenden pro Woche die Testung von bis zu 300 Reisenden organisieren. So etwas dauere bis tief in die Nacht, erklärte Stadick. Denn die bayerische Staatsregierung hat per Verordnung festgelegt, dass von jedem, der aus Südafrika einreist, ein PCR-Test gemacht werden muss. Alle Passagiere müssen zwar vor dem Abflug in Südafrika einen negativen Test vorlegen. Doch auf diese zum Teil schon zwei Tage zurückliegenden Tests will man sich in Bayern besser nicht verlassen. Die Ergebnisse der aktuellen PCR-Tests am Flughafen München liegen nach zwei bis drei Stunden vor. Seit mit den Südafrika-Tests begonnen wurde, habe man 83 Fluggäste mit einer akuten Coronainfektion herausgefiltert, sagte Stadick. Auf ein positives Testergebnis folgt unmittelbar eine 14-tägige Quarantäne in einem Hotel.

"Das ist eine Riesenaufgabe", sagte Stadick. Zuletzt waren noch 47 Passagiere in dem Hotel in Quarantäne insoliert. Man müsse sich relativ intensiv um die Leute kümmern. Es gebe bereits einen eigenen Krisendienst für die Reisenden im Quarantäne-Hotel. In fast allen Fällen seien die Infektionen aber harmlos verlaufen. Nur ein Südafrika-Passagier habe bislang ins Krankenhaus gemusst, habe dort aber keine Intensivbehandlung benötigt.

Die weitere, genetische Untersuchung der gefundenen Coronaviren beweise sehr deutlich, wie sehr die Omikron-Variante in Südafrika dominiere. Von den 83 Testtreffern am Flughafen war in der Hälfte der Fälle das Virus in der Omikron-Variante eindeutig feststellbar. Nur in einem einzigen Fall wurde die Delta-Variante gefunden. "Das sagt schon relativ viel", sagte Stadick. In zwölf Fällen waren die Proben nicht auswertbar, in neun Fällen nicht ganz eindeutig und einige weitere Omikron-Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.

Was Stadick allerdings wurmt, ist der völlig andere Umgang mit Südafrika-Passagieren am Flughafen Frankfurt. Dort gibt es keine PCR-Tests. Laut einem Bericht des Spiegel halte das Frankfurter Gesundheitsamt PCR-Tests weder für sinnvoll noch für umsetzbar. Die laxe Handhabung in Frankfurt habe zudem eine erkennbare Konsequenz, sagte Stadick. Reisende aus Südafrika mieden mittlerweile die Flüge nach München und kämen verstärkt über Frankfurt nach Deutschland.

Für den Landkreis Erding meldet das Landratsamt 64 neue Coronainfektionen, die in 20 der 26 Landkreiskommunen auftraten. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank am Dienstag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts auf 308,9 (Montag: 319,7). 851 Personen galten aktuell als infiziert, in Quarantäne befanden sich im Landkreis insgesamt 1175 Personen. "Das bedeutet, dass eine echte Entspannung bei uns im Landkreis Erding eingetreten ist", sagte Landrat Martin Bayerstorfer.

Auch im Klinikum Erding hat sich die Lage spürbar entspannt, wie Krankenhausdirektor Dirk Last bestätigte. Derzeit würden 13 Covid-19-Patienten behandelt, davon vier auf der Intensivstation. In der aktuellen vierten Welle waren es in der Spitze fast 40 Covid-19-Patienten gewesen. Bei den Schwerkranken "haben wir eine Verschiebung im Alter", sagte Last, es gebe mehr jüngere Patienten. Zuletzt sei ein 42 Jahre alter Patient verstorben. Er sei ungeimpft gewesen. Das mobile Team des BRK-Impfzentrums bietet an diesem Mittwoch, 15. Dezember, im Oberdinger Bürgerhaus und am Donnerstag, 16. Dezember, im alten Rathaus in Pastetten jeweils von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr Impfungen ohne Termin an. Der Impfbus steht am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und Donnerstag von 13 bis 16 Uhr in Forstern am Rathaus.

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