Süddeutsche Zeitung

Münchner Flughafen:Amtsgericht Erding erstickt in Klagen von Fluggästen

Fast 95 Prozent aller neuen Verfahren drehen sich dort um Reisestreitigkeiten am Flughafen München. Es geht um Tausende Klagen.

Streitigkeiten ums Reisen machen am Amtsgericht Erding inzwischen 94 Prozent aller neuen Verfahren aus. Grund ist die Zuständigkeit des Gerichts für Reisen über das internationale Drehkreuz am Münchner Flughafen. Wie der Deutsche Richterbund mitteilt, gingen dort 2023 fast 11 000 Entschädigungsklagen von Fluggästen ein. "Daneben haben das Gericht nur rund 700 andere Zivilsachen erreicht", so der Richterbund.

Auch andernorts sind die Gerichte mit einer steigenden Zahl von Passagierverfahren wegen verspäteter oder stornierter Flugreisen konfrontiert. Dem Richterbund zufolge gingen deutschlandweit 125 000 neue Klagen ein - 80 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Besonders betroffen waren die Amtsgerichte in Köln mit 37 000 Klagen, in Frankfurt am Main mit mehr als 15 000 Eingängen und das für den Flughafen Berlin-Brandenburg zuständige Amtsgericht Königs Wusterhausen mit etwa 14 000 Klagen.

"Viele Amtsgerichte ächzen unter einer neuen Welle von Fluggastverfahren", teilt Richterbund-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn mit. Denn immer mehr Verbraucher griffen auf Portale wie Flightright zurück, um ihre Ansprüche gegen Fluglinien schnell und ohne großen Aufwand durchzusetzen. Die Gerichte warteten dringend darauf, dass Bund und Länder die Digitalisierung in der Justiz deutlich beschleunigten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6343988
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.