Erding/Isen:Neustart der Flüchtlingshilfe löst auch Sorgen aus

Erding/Isen: Nur noch bis zum 31. Juli hat die Erdinger Flüchtlingshilfe ihr Lager im Fliegerhorst. Von 1. August an ist die neue Heimat in Isen.

Nur noch bis zum 31. Juli hat die Erdinger Flüchtlingshilfe ihr Lager im Fliegerhorst. Von 1. August an ist die neue Heimat in Isen.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Umzug des Logistiklagers nach Isen zum 1. August ist mit erheblichem Aufwand und hohen monatlichen Kosten verbunden. Der Verein hofft auf Unterstützung in Form von "Lagerpaten".

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Isen

Die Ängste, den Erdinger Fliegerhorst verlassen zu müssen, ohne eine neue Heimat zu haben, sind zwar beschwichtigt, aber jetzt steht die Flüchtlingshilfe Erding vor neuen Herausforderungen. Der Umzug in mehrere Hallen einer ehemaligen Batteriefabrik in der Marktgemeinde Isen ist aufwendig und von 1. August an muss der Verein monatlich 6000 Euro Miete bezahlen, plus Nebenkosten. Bisher waren es nur 500 Euro an die Bundeswehr. Deshalb werden nun auch "Lagerpaten" gesucht, aber auch ehrenamtliche Helfer im Umkreis von Isen.

"Wir sind einerseits total glücklich, dass das Damoklesschwert, die Existenzangst weg ist, weil wir seit Bestehen der Flüchtlingshilfe 2015 nicht wussten, wann wir aus dem Fliegerhorst raus müssen. Der Nachteil ist aber, dass wir künftig einen ganz regulären Mietpreis von 6000 Euro im Monat zahlen müssen. Dazu kommen die Nebenkosten", sagt Sabrina Tarantik, die Vorstandsvorsitzende und Leiterin der Geschäftsstelle der Flüchtlingshilfe. "Die Freude, dass wir weiter machen, überwiegt aber."

Um die Mietkosten finanzieren zu können, sucht der Verein "Lagerpaten". Die Patenschaft für einen Quadratmeter Lagerfläche beträgt sieben Euro monatlich. Leider sei die Resonanz "sehr schleppend", dabei habe die Finanzierung "absolute Priorität" bei der Flüchtlingshilfe. Zumal ja nicht nur die Miete zu stemmen sei. "Ich habe ein bisschen Angst, dass viele Leute denken, dass der Verein bestimmt schon alles bezahlen kann." Dabei sei gerade in nächster Zeit viel zu zahlen - nicht nur die monatliche Miete. "Die Belastung hat sich für uns verdoppelt. Dazu kommen unsere ganz normalen Kosten, wenn wir zum Beispiel Lastwagen verschicken für Kartonagen und so weiter." Und auch der Umzug selber werde kosten. "Es ist nicht so, dass wir alles einfach in einen Lkw packen und fertig. Es sind so viele Dinge, die anstehen, an die man denken muss. Von Schwerlastregalen bis hin zu Feuerlöschern, die wir auch benötigen."

Gesucht werden Helfer und jemand, der einen kleinen Lkw hat

Das "normale Tagesgeschäft", wie Spendenannahme, Sortieren, Sachen verschicken, laufe derzeit weiter gut, sagt Tarantik. Die große Problematik, die aktuell anstehe, sei die Planung des Umzugs. "Von Arbeitssicherheit über Brandschutz bis zum Umzug an sich." Ein Problem sei auch, dass viele treue Helfer derzeit in Erding mit dem Fahrrad zum Fliegerhorst kommen. "Wir suchen auch ganz dringend jemanden, der einen kleinen Lkw hat, einen 7,5-Tonner oder ähnliches, der einmal im Monat in Erding die Spendenannahme übernimmt und nach Isen fährt." Diese erfolge weiter einmal im Monat neben dem Haupteingang zum Fliegerhorst Erding. In Isen soll sie jeden Samstag sein. "Wir müssen doppelt fahren. Wir haben Spender, die kommen seit Jahren zu uns, werden aber nicht nach Isen fahren."

Zurzeit sind zwischen 80 und 100 Mitarbeiter aktiv bei der Erdinger Flüchtlingshilfe tätig. "Dass wir einige von ihnen leider verlieren, wissen wir. Es sind Helfer, die aus Erding stammen, aber nicht Auto fahren." Die Vorstandsvorsitzende hofft deshalb auf neue Helfer aus der Umgebung von Isen.

Erding/Isen: Das neue Logistikzentrum der Flüchtlingshilfe ist von 1. August an in den Hallen einer ehemaligen Batteriefabrik in Isen.

Das neue Logistikzentrum der Flüchtlingshilfe ist von 1. August an in den Hallen einer ehemaligen Batteriefabrik in Isen.

(Foto: Renate Schmidt)

Aber nicht nur personelle und finanzielle Sorgen treiben Sabrina Tarantik um. In den neuen Lagerhallen an der Erdinger Straße 2 in Isen stehen Hochregale, aber der eigene Stapler komme nicht in die höheren Ebenen. "Wir brauchen deshalb einen anderen Stapler. Das wäre eine Rieseninvestition, die wir gerade scheuen", sagt Tarantik. Den Durchbruch nach einer langen Suche nach einer neuen Heimat brachte ein Artikel im Isener Gemeindeblatt über die Lagersuche des Vereins. Eine Mitarbeiterin der Spedition Anzenberger las dies und informierte ihren Chef Leonhard Anzenberger. Er und die Flüchtlingshilfe wurden schnell handelseinig.

Der bürokratische Einlassakt am Fliegerhorst ist jetzt dann weg

Ein großer Vorteil sei auch in Isen, dass dort jeder hinkommen könne, jeder Helfer, jede Nation, sagt die Geschäftsführerin. "Im Fliegerhorst war das nicht möglich. Jetzt ist das total unbürokratisch. Wir sind jetzt viel zugänglicher, jeder kann einfach vorbei kommen, sich alles ansehen, mithelfen. Der wahnsinnig bürokratische Einlassakt am Fliegerhorst ist dort weg."

Der Kleiderladen am S-Bahnhof Erding, Bahnhof 2, sei weiter jeden Montag von zehn bis 13 Uhr geöffnet. Im Laden werden Hilfsbedürftige aus Erding und Umgebung mit Kleidung, kleinen Haushaltswaren, Spielsachen und so weiter unterstützt.

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