Über mehrere Stunden hat der Erdinger Stadtrat am Montagabend den Haushalt 2024 beraten. Es geht schließlich um Millionen. Ein Posten mit 25 000 Euro erscheint da fast ein wenig unscheinbar, aber er hat es in sich: In dieser Höhe ist eine Einlage für eine künftige städtische Wohnungsbaugesellschaft eingestellt. Erding drückt beim Bau von bezahlbaren Wohnungen aufs Gas und das hat auch mit den Plänen für den Fliegerhorst zu tun.
Er wolle mit der Gesellschaftseinlage "einen politischen Farbklecks" setzen, sagt Oberbürgermeister Max Gotz am Dienstag auf Nachfrage der SZ. Farbe bekennen, sozusagen: Er habe das Thema im Wahlkampf vor gut drei Jahren bereits angesprochen, so Gotz - nun soll endlich etwas vorangehen beim Wohnungsbau, der auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel bezahlbar ist.

Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Gotz verweist im Gespräch dabei auf das geplante neue Stadtviertel auf dem Fliegerhorstgelände. Über dessen Erwerb verhandelt die Stadt bekanntlich schon länger mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Über 6000 Wohnungen sollen auf dem Gelände einmal entstehen. Erding müsse dort auch bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen, sagt der OB. Was sicher auch eine Rolle spielt: Für Sozialen Wohnungsbau kann die Stadt wohl mit einem Rabatt beim Kaufpreis rechnen. Von möglichen höheren Bundes- und Landeszuschüssen für solche Bauprojekte einmal ganz abgesehen.
Im Landkreis Erding gibt es bereits die Wohnungsbau- und Grundstücksgesellschaft Erding GmbH mit 21 Gemeinden samt Landkreis als Gesellschafterinnen. Das letzte Projekt liegt schon länger zurück. Im Oktober 2022 sind neun Wohnungen für sozial Schwächere am Bründlplatz in Wartenberg eingeweiht worden. Eins der größeren Projekte waren 65 Wohnungen am Südlichen Thermengarten in Erding, eingeweiht vor drei Jahren. 2023 ist nichts geschehen und es ist auch nichts geplant "aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen", wie bei der Pressestelle des Landratsamts zu erfahren ist. In der Vergangenheit war als Hemmschuh immer wieder der Mangel an Grundstücken genannt worden.
"Wenn nicht die öffentliche Hand bezahlbaren Wohnraum schafft, wer dann?"
Frederic Hack, der Vorsitzende des Mietervereins Erding, ist von den Projektplänen der Stadt Erding begeistert. Lange schon habe sein Verein darauf gepocht. "Wenn nicht die öffentliche Hand jetzt bezahlbaren Wohnraum schafft, wer dann?"
Auch im Stadtrat sei bei den Beratungen der Haushaltsposten "wohlwollend" aufgenommen worden, sagt OB Gotz der SZ. Endgültig beschlossen wird der Haushalt 2024 in der Stadtratssitzung am 19. Dezember. "Außerordentlich solide", so kommentiert der Oberbürgermeister den Haushaltsplan. Ein deutliches Indiz dafür: Zur Kostendeckung können knapp 500 000 Euro vom Verwaltungshaushalt, in dem die laufenden Ein- und Ausgaben abgebildet sind, an den Vermögenshaushalt überführt werden.
Die Pro-Kopf-Verschuldung in Erding liegt weit unter dem Landesdurchschnitt
Insgesamt beläuft sich der Verwaltungshaushalt auf etwa 105 Millionen Euro, das sind rund fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die größten Einnahmen sind die Einkommensteuer mit 36,2 Millionen Euro und die Gewerbesteuer mit 22,5 Millionen Euro. Der größte Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt ist die Kreisumlage mit 31,7 Millionen Euro, gefolgt von den Personalkosten in Höhe von rund 25 Millionen Euro.
Der Vermögenshaushalt beläuft sich auf gut 35 Millionen Euro (Vorjahr: rund 32 Millionen Euro). Die größte Summe bei den Einnahmen stammt aus den Rücklagen. Von dort werden etwa 15,2 Millionen Euro entnommen. An Zuwendungen und Zuschüssen sind rund 8,7 Millionen Euro im Plan eingestellt. Eine Kreditaufnahme in Höhe von rund 5,2 Millionen ist ebenfalls vorgesehen. Der Schuldenstand lag am 31. Dezember 2022 bei gut 5,5 Millionen Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung in Erding mit 148 Euro liegt weit unter dem Landesdurchschnitt von 337 Euro.
Die größten Ausgaben verteilen sich auf Hochbau (rund 16,2 Millionen) und Tiefbau (etwa 8,8 Millionen). Eins der Bauvorhaben steht am kommenden Montag im Planungsausschuss auf der Tagesordnung: der Neubau von Kinderhaus und Mensa am Ludwig-Simmet-Anger.