Vortragsreihe Fliegerhorst:Auslaufmodell Einfamilienhaus

Vortragsreihe Fliegerhorst: Ein Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet. Die Zukunft gehört wohl mehrgeschossigen Bauten, gerne auch mal auf Stelzen über einem Parkplatz.

Ein Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet. Die Zukunft gehört wohl mehrgeschossigen Bauten, gerne auch mal auf Stelzen über einem Parkplatz.

(Foto: Johannes Simon)

Im letzten Teil der Vortragsreihe zur Gestaltung des Fliegerhorsts Erding geht es um die Frage, wie das riesige Areal zukunftsfähig gestaltet werden soll. Die Zukunft gehört mehrgeschossigen Bauten, gerne auch mal auf Stelzen über einem Parkplatz.

Von Philipp Schmitt, Erding

"Einfach und günstig Bauen - aber wie?" Diese Frage stand am Mittwoch im voll besetzten Museum Erding im Mittelpunkt der Vortragsreihe "Rundflug Fliegerhorst". Wie also soll auf der künftigen Konversionsfläche zukunftsfähig gebaut werden? Die Antwort von Professor Florian Nagler vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren an der TU München lautet: Zurück zu den Wurzeln. Künftig müsse einfacher und nachhaltiger, mit weniger Technik und mit reduzierter Komplexität gebaut werden. Das Einfamilienhaus habe keine Zukunft.

Florian Nagler fordert einfache Konstruktionen und Trennung von Gebäude und Technik. Das Forschungsprojekt "Einfach Bauen" (EB) zeige an Beispielen wie verantwortungsvoll, ressourcenschonend gebaut werden könne. Der Ingenieur verwies auf entsprechende Pilothäuser in Bad Aibling, Garching und München. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) betonte die Bedeutung neuer Ideen im Hinblick auf die Neugestaltung des Fliegerhorst-Areals. Der Moderator des Abends Harald Lang - Diplom-Ingenieur und Leiter des Amtes für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement der Stadt Bamberg - berichtete über Erfahrungen mit der Konversion eines 400 Hektar großen Geländes in Bamberg.

Auch bei Schulneubauten muss genau hingeschaut werden

Nagler erläuterte das neue Forschungsprojekt "Einfach (Um)bauen" anhand der in München (Dantebad) erstellten "EB"-Häuser. Bei "Dante 1" zum Beispiel wurde in Zusammenarbeit mit einer Wohnungsbaugesellschaft ein Parkplatz mit ursprünglich 147 Stellplätzen in Stelzenbauweise mit einem viergeschossigen Gebäude gebaut. Dort sind 107 Parkplätze geblieben. Darüber ist im sozialen Wohnungsbau in wenigen Monaten ein Haus mit ein und zwei-Zimmer-Wohnungen entstanden: "In München sind solche Lösungen wegen der inzwischen extrem, ja verrückt hohen Baulandpreise erforderlich", sagte der Planer. Ein weiteres EB-Projekt wurde mit Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen verwirklicht.

Dass künftig einfacher gebaut werden müsse, sei Nagler vor Jahren bei der Betrachtung eines Schulhaus-Neubaus klar geworden. In dem Holzbau sei im Keller unter der Aula eine riesige, teure, fehleranfällige Lüftungsanlage installiert worden, die "von einem Hausmeister in einem Steuerstand mit einem grenzwertigem Aufwand" auf Trab gehalten wurde. Solche Projekte seien der falsche Weg, so Professor Nagler.

Tiny-Häuser seien nur als Zwischenlösung sinnvoll

Um schnell, kostengünstig und umweltschonend bauen zu können, wurde das EB-Forschungsprojekt gestartet. Verwendete Baustoffe sollten nachhaltig, recyclingfähig und die Häuser robust und langlebig sein. Beim Bau der drei EB-Pilothäuser in Bad Aibling wurden Häuser mit gleichen Grundrissen je aus Holz (Massivholzbau), Ziegel (Mauerwerksbau), Leichtbeton gebaut. In einem Monitoring werden nach dem Einzug der Mieter langfristige Messungen zu den Verbrauchsparametern erstellt. In Garching wurden auf dem Campus drei Forschungshäuser erstellt. Beim neuen Projekt "Einfach (Um)Bauen" sollen Leilinien für bestehende Gebäude ermittelt werden.

Bei der Diskussionsrunde sagte Nagler, dass Einfamilienhäuser Auslaufmodelle seien. Mehrgeschossige Bauten seien "energetisch günstiger". Auf die Frage, ob kleine Tiny-Häuser sinnvoll wären, antwortete er, dass sie "kein Ziel sind". Auch Harald Lang fand diese Idee nur für eine temporäre Zwischennutzung sinnvoll. Er fügte an, dass bei der Konversion "ein neues Denken wichtig" sei. Wegen der steigenden Bau- und Energiekosten sei mit einem Trend zu kleineren Wohnungen zu rechnen.

Weitere Informationen zum Projekt "Einfach Bauen" gibt es unter www.einfach-bauen.net. Die Vortragsreihe "Rundflug Fliegerhorst" als Teil des Bürgerdialogs zur Konversion ist nun beendet. Zur Vorbereitung des Konversions-Prozesses soll am 7. und 8. Juli eine Bürgerbeteiligung zur Vertiefung der Themen stattfinden.

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