Fliegerhorst Erding:Geordneter Rückzug

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Staatssekretär des Verteidigungsministeriums, Christian Schmidt, rechnet nicht vor April mit einem konkreten Zeitplan

Antonia Steiger

Bis April müssen sich alle Beteiligten noch gedulden, dann soll mehr Klarheit darüber herrschen, welche Einheiten in welcher Reihenfolge vom Bundeswehr-Standort Erding abgezogen und wann welche Flächen frei werden. Der parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), bestätigte am Montag bei einem Pressegespräch im Erdinger Rathaus, dass im September 2012 nochmals ein Jahrgang in der Ausbildungswerkstatt starten darf. Ob dies dann der letzte Jahrgang sein werde, wusste Schmidt schon nicht mehr zu sagen.

Eine interessante Mischung stellen nach Aussage Schmidts die militärischen Kapazitäten und die spezialisierten Fähigkeiten am Fliegerhorst Erding dar: die Luftwaffen-Instandhaltung, die Depotbewirtschaftung und die Forschungskapazitäten am Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (Wiweb). Und dies alles liege in einem Entwicklungsgebiet der Stadt Erding, sagte Schmidt in Hinblick nicht nur auf den geplanten Bau des Kreuzungsbahnhofs auf dem Fliegerhorstgelände.

Bekanntlich will die Stadt Erding das Bundeswehrgelände überplanen und sich im Laufe dieses Prozesses Klarheit darüber verschaffen, was mit den Flächen geschehen soll, wenn sie nicht mehr militärisch genutzt werden. Auch die Stadt Erding muss sich demnach noch etwas gedulden, aber nach Ablauf des ersten Halbjahres 2012 will Schmidt nicht nur sagen, welche Flächen in absehbarer Zeit frei werden, sondern auch einen Zeitplan vorlegen können, wann die anderen Flächen frei werden. Doch auch wenn der Prozess Jahre - nach Schmidts Auffassung Jahrzehnte - andauern kann, scheint nur eines sicher zu sein: Erhalten bleibt dem Standort Erding nur das Wiweb.

Schmidt bat mehrfach um Verständnis dafür, dass die Folgen der vom Verteidigungsminister Ende Oktober beschlossenen Reform nicht schon wenige Wochen später in Einzelheiten erkennbar seien. Vieles müsse noch geklärt werden, zum Beispiel wo künftig der Kampfjet Tornado gewartet und repariert wird. Voraussichtlich werde dies wohl bei Cassidian in Manching geschehen, der Rüstungssparte des Raumfahrtkonzerns EADS, aber auch hier seien die Verträge nicht unterzeichnet, sagte Schmidt. Gesprächsbedarf sieht er auch mit Rüstungsunternehmen wie MTU über die Fortsetzung oder Ausweitung der Kooperationen am Standort Erding.

Voller Zuversicht äußerte sich Schmidt zu den Chancen, für die Beschäftigten am Fliegerhorst verträgliche Lösungen zu finden. "Viele sind Zeitsoldaten, und viele von ihnen werden ihren Dienst in Erding beenden." Für die zivilen Mitarbeiter suche man nach Möglichkeiten, sie in anderen Ministerien oder Behörden unterzubringen. Auch am Flughafen scheint es Bedarf zu geben. Schwieriger sei es, für die weniger gut qualifizierten Mitarbeiter, neue Arbeitsplätze zu finden, wandte Michael Rethmann ein, der Kommandeur des Fliegerhorstes. Auch er muss bis April warten, bis er erfährt, wohin er als Berufssoldat versetzt wird. (Kommentar)

© SZ vom 10.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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