Open Grid Europe:Das Gas fließt

Neue Ferngasleitung Forchheim-Finsing
erfolgreich in Betrieb genommen

Ein Rohrstück ist 18 Meter lang und acht Tonnen schwer. Die Teilstücke wurden oberirdisch zusammengeschweißt und dann in die Erde verlegt.

(Foto: Open Grid Europe)

Die 77 Kilometer lange Fernleitung von Forchheim nach Finsing ist in Betrieb. Sie dient der Versorgungssicherheit und soll helfen, den Bedarf der regionalen Anbieter zu decken.

Von Philipp Schmitt, Finsing

Die 77 Kilometer lange und 155 Millionen Euro teure Ferngasleitung zwischen Forchheim an der Donau und Finsing ist in Betrieb. "Die letzten Schweißnähte wurden im April gesetzt, alle Prüfungen durch einen unabhängigen Sachverständigen wurden im Mai erfolgreich absolviert", hieß es dazu bei einem Pressegespräch zum Bauabschluss in Finsing. Die neue Loop-Leitung wurde parallel zu einer bestehenden überregionalen Ferngasleitung gebaut und schließt an die im Vorjahr in Betrieb genommene 62 Kilometer lange Ferngas-Trasse von Forchheim nach Schwandorf an. Die beiden insgesamt fast 140 Kilometer langen Leitungen dienten der "Versorgungssicherheit in Bayern" und der "Stärkung des Gasttransportsystems in Nord-Süd- und Süd-Nord-Richtung".

Die Leitungen sollen den Kapazitätsbedarfe der regionalen Anbieter decken helfen, betonten Projektleiter Martin Höhner, Bauleiter Lothar Pfeiffer und Pressesprecher Helmut Roloff von der Essener Betreiberfirma Open Grid Europe, in deren Regie die neuen Leitungen gebaut wurden. Die Station am Finsinger Ortsrand hat bei der Loop-Leitung als einzige neue Gasdruck-Regel- und Messanlage (GDRM) eine besondere Bedeutung: Dort wird der Druck des ankommenden Erdgases für den weiteren Transport geregelt. Projektleiter Höhner blickte zurück: 2013 wurde ihm zufolge mit den Planungen begonnen, 2014 und 2015 folgte das Raumordnungsverfahren und 2016 das Planfeststellungsverfahren. Mit dem Bau der Schwandorfer Leitung wurde 2016 und mit der Leitung nach Finsing Anfang 2018 begonnen. Die Leitungen seien ein wichtiger Beitrag zur von politischer Seite auf Landes- und Bundesebene gewünschten sicheren Versorgung mit Gas. Die neue Leitung erhöhe Kapazität und Leistungsfähigkeit, so könne der Energiebedarf von privaten Verbrauchern und Industrie gedeckt werden.

Bauleiter Pfeiffer teilte mit, dass neben den planerischen auch technische Herausforderungen gemeistert werden mussten: Es wurden sechs Tunnel gebaut, darunter ein 1250 Meter langer Microtunnel durch die Donau, Hallertauer Hopfengärten mussten gequert und die Relikte einer römischen Therme an der Donau umgangen werden. Die neuen Leitungen durch die Landkreise Kehlheim und Erding wurden parallel zur bestehenden Erdgasleitung realisiert. Die Rekultivierungsmaßnahmen sollen demnach in den nächsten Wochen abgeschlossen werden. Wenn Gras über die mindestens einen Meter im Boden verankerten Rohre gewachsen ist, dürften die Landwirte die Böden auch wieder bearbeiten. Entlang der Schutzzone von zehn Meter dürfe der Boden über den mit Kunststoff isolierten Leitungen aber nicht bebaut werden, und das werde auch kontrolliert.

Während der Bauzeit musste viel Material transportiert werden: Es wurde gebaggert und Boden ausgehoben, die Stahlrohre mussten zur Baustelle transportiert und dort eingebaut werden. Die einzelnen zigfach auf 140 Kilometern Trassenlänge eingebauten Stahlrohre sind je 18 Meter lang und acht Tonnen schwer. Durch sie fließt bei einem Durchmesser von einem Meter inzwischen Erdgas mit maximal 100 bar Auslegungsdruck.

Sicherheit ist den Betreibern wichtig. Von einer zentralen Leitwarte aus wird die Erdgasfernleitung gesteuert und kontrolliert. Die Essener Firma Open Grid Europe zählt 1450 Mitarbeiter und betreibt nach eigenen Angaben das mit 12 000 Kilometern - das ist mit der Länge des Autobahnnetzes vergleichbar - in Deutschland größte Erdgas-Fernleitungsnetz.

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