Finanzierung bleibt eine Herausforderung:Anerkannt hohes Niveau

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Am Dorfener Zentrum für Integration und Familie können die Kursteilnehmer aus aller Welt seit diesem Jahr europaweit gültige Sprachzertifikate erwerben

Von Florian Tempel, Dorfen

Nach 16 Jahren als Vollzeit-Vorsitzende des Dorfener Zentrums für Integration und Familie (DZIF) will Marianne Ehrler im kommenden Frühjahr definitiv aufhören und sich aus der operativen Arbeit des Zentrums zurückziehen. Ein Nachfolger ist bislang allerdings noch nicht gefunden. Die oder der künftige Vereinsvorsitzende soll weitaus weniger stark in die tägliche Organisation des Zentrum eingebunden werden als es Ehrler war, hieß es bei einem Pressegespräch. Um die Leitungsaufgaben künftig breiter als bislang aufzuteilen, ist im DZIF eine neue Struktur mit drei Abteilungen und drei Abteilungsleitern geplant. Die Integrationskurse für Migranten werden ein eigener Bereich, ein zweiter umfasst die Deutschkurse für Flüchtlinge und die dritte Abteilung die Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und Deutschförderung von Kindern.

Das DZIF ist eine nicht nur in Dorfen und Umgebung, sondern gewissermaßen europaweit anerkannte Einrichtung. Nach einem umfangreichen Prüfverfahren in den vergangenen Monaten ist das Zentrum in die Reihe der Sprachinstitute aufgenommen worden, in denen die Kursteilnehmer ein offiziell anerkanntes Telc-Abschlusszertifikat erwerben. Telc steht als Abkürzung für "The European Language Certificates". Diese Zertifikate, die das Erreichen eines bestimmten Sprachniveaus verlässlich bescheinigen, sind für Migranten nicht selten von großer Bedeutung. Der erfolgreiche Abschluss eines Integrationskurses kann für die Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen, den Erwerb eines Führerscheins oder die erfolgsversprechende Bewerbung in bestimmten Berufsfeldern wesentlich sein. Ausländische Pflegekräfte sollten zum Beispiel das Sprachniveau B 2 erreichen. Zum Vergleich: B 2 ist so gut, wie ein durchschnittlicher Abiturient Englisch beherrschen sollte.

In diesem Jahr haben knapp 140 Frauen und Männer insgesamt acht Integrationskurse mit je 14 bis 20 Teilnehmern besucht. Ein erfolgreicher Integrationskurs endet mit dem Level B 1. Dieses Niveau erreichen im Dorfener Zentrum 75 Prozent der Teilnehmer. Das ist viel besser als der Bundesdurchschnitt von nur 57 Prozent. Bis zur Abschlussprüfung gilt es 600 Deutschstunden und 100 Unterrichtseinheiten zum "Leben in Deutschland" zu absolvieren. Die Deutschkurse für noch nicht anerkannte Flüchtlinge, von denen es am DZIF in diesem Jahr vier mit insgesamt 60 Teilnehmern gab, sind nicht so umfangreich. An den Integrationskursen nahmen 2016 Menschen aus 30 Nationen teil. Der Anteil von Syrern (37) war am größten, vor Kursteilnehmern aus Ungarn (13), Eritrea (11), Rumänien (11) und Kroatien (8). Eine Besonderheit am DZIF ist, das Teilnehmer ihre Kinder mitbringen können, da sich Vereinsmitglieder während der Kurszeit um die Kinder kümmern.

Ein dritter Aufgabenbereich des DZIF ist die Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe und Deutschförderung von Kindern. Aktuell kommen etwa 40 Kinder regelmäßig nach der Schule ins Dorfener Zentrum. In allen Bereichen inklusive der umfangreichen Verwaltung und Organisation - die deutsche Integrationsbürokratie bringt eine Menge Arbeit mit sich - sind derzeit 33 Frauen und Männer beim DZIF als Mitarbeiter, Lehrer, Honorarkräfte und Ehrenamtliche tätig. Der Frauenanteil übersteigt den der Männer deutlich.

Die Finanzierung des Zentrums ist nach wie vor - auch wenn es schon schwieriger Zeiten gab - eine Herausforderung. Die offiziellen Integrationskurse werden zu einem großen Teil vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bezahlt, die Volkshochschule finanziert die Flüchtlingskurse und die Stadt Dorfen zahlt die Miete sowie eine 450 Euro-Verwaltungsstelle. Die Dorfener Nikolai-Stiftung unterstützt Kinder aus sozial schwachen Familien, zudem gibt es Spenden und Vereinsbeiträge. Dennoch gibt es immer wieder unvorhergesehen Engpässe. So wurden in diesem Jahr die zuvor sehr bescheidenen, vom Bamf vorgeschriebenen Honorare für die Deutschlehrer um 50 Prozent angehoben. Allerdings sorgte das Bamf nicht für eine ausreichende Refinanzierung der höheren Honorare. Neben Geld fehlt es aber vor allem an Praktikumsplätzen für Kursabsolventen. In diesem Punkt wünscht sich der Vorstand eine noch stärkere Einbindung der örtlichen Wirtschaft.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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