Feuerwehr Erding:Ärgerlicher Alarmismus

Frust bei der Erdinger Feuerwehr: Anstatt Menschen aus brenzligen Situationen zu retten, müssen die freiwilligen Helfer vermehrt Mädchen für alles spielen - weil die Bürger zu wenig Eigenitiative zeigen.

Sieglinde Quast

Die Feuerwehr wird zu oft gerufen, obwohl sie gar nicht unbedingt gebraucht wird. Der Erdinger Kreisbrandrat Willi Vogl beklagte beim Kreisfeuerwehrtag in Forstern, dass die Rettungskräfte im Landkreis Erding dadurch kaum mehr in der Lage seien, sich auf die wirklich erforderlichen Einsätze zu konzentrieren - "nur weil ein kleiner Ast auf der Straße liegt, den man auch selbst entsorgen könnte".

Freiwillige Feuerwehr

Ernüchternde Tatsachen: Für zwei Zentimeter Wasser im Keller braucht es keine Feuerwehr.

(Foto: dpa)

Die Feuerwehr sei zum "Mädchen für alles" geworden, sagte Vogl. In Zukunft müsse man die Bürger wieder zu mehr Eigeninitiative erziehen. Man dürfe nicht vergessen, sagte Vogl, dass die Feuerwehrfrauen und -männer für ihre ehrenamtliche Tätigkeit vom Arbeitgeber freigestellt werden müssten. Wenn es sich dann um Dinge handele, "für die man die Wehr eigentlich nicht braucht", lasse diese Bereitschaft bei den Arbeitgebern irgendwann einmal nach. Es solle sich niemand in Gefahr bringen, aber für zwei bis fünf Zentimeter Wasser im Keller brauche es keine Feuerwehr. "Solche Dinge sind Motivationskiller für unsere Leute", sagte Vogl. Weitere Belastungen erwachsen der Feuerwehr Vogl zufolge durch die vielen Fehlalarme der Brandmeldeanlagen. "Die Leute lassen lieber fünfmal im Jahr die Feuerwehr anrücken, als dass sie einmal die Wartung für ihre Anlage zahlen." Hier müssten die Kommunen auf die Besitzer der Anlagen einwirken. "Wenn wir dauernd umsonst hinfahren, wird ein solcher Alarm irgendwann nicht mehr ernst genommen, und dann brennt es vielleicht wirklich."

Vogl schilderte Arbeiten wie Betreuung eingeklemmter Personen, Unterstützung der Rettungsdienste, Ölunfälle, Wasser-, Sturm- und Hochwasserschäden und vieles mehr. Die Zahl der Einsätze für die Brandbekämpfung habe 2010 mit 171 Einsätzen ähnlich hoch wie in den Vorjahren gelegen. Außerdem habe die Feuerwehr 1269 Einsätze für technische Hilfeleistungen absolviert, 1456 Mal waren First Responder im Einsatz.

Laut Vogl gibt es derzeit 3420 aktive Feuerwehrfrauen und -männer im Landkreis. Er sprach auch von der "so wichtigen Jugendarbeit" und dankte dem Kreis-Jugendfeuerwehrwart Stiven Leise für seinen Einsatz. Bezüglich der Kampagne zur Mitgliederwerbung bat Vogl die Kommunen um Unterstützung. "Feuerwehrarbeit ist eine Pflichtaufgabe der Gemeinde." Abschließend hielt er fest, dass 2010 alleine für Einsätze - also ohne Übungen - 38 477 Stunden geleistet worden seien.

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