FußballEin Dorf steigt auf

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Spieler und Betreuerteam feiern in Traunstein den Titelgewinn und den Aufstieg. Links: Trainer Christian „Wiggerl“ Donbeck, Zweiter von rechts: Co-Trainer Walter Werner.
Spieler und Betreuerteam feiern in Traunstein den Titelgewinn und den Aufstieg. Links: Trainer Christian „Wiggerl“ Donbeck, Zweiter von rechts: Co-Trainer Walter Werner. (Foto: Rainer Hellinger/oh)

Der FC Sportfreunde Schwaig hat den Aufstieg in die Bayernliga geschafft. Das ist bisher noch keiner Mannschaft im Landkreis Erding gelungen. Das Erfolgsrezept: gutes Team, gute Trainer und eine überragende Fangemeinde.

Von Regina Bluhme, Oberding

Es ist die 82. Minute im Spiel des FC Schwaig gegen das Team des SBC Traunstein. Wenn die Schwaiger in Traunstein gewinnen, dann haben sie bereits vier Spieltage vor Saisonschluss den Meistertitel der Landesliga Südost in der Tasche. Der Schwaiger Tim Schels schießt den Ball per Freistoß in den Strafraum und Teamkollege Bastian Hofmaier köpft zum 1:0 ins gegnerische Tor. Jubel in der voll besetzten Fankurve, Trommeln und Tröten: Das Team wird am vergangenen Samstag Meister und steigt als erste Mannschaft überhaupt im Landkreis Erding in die Bayernliga auf, die zweithöchste Liga im Amateurfußball. Ein ganzes Dorf feiert.

Rainer Hellinger kann es auch ein paar Tage später immer noch nicht recht fassen. „Mit dem Aufstieg war nicht zu rechnen“, sagt der Pressesprecher des FC Sportfreunde 1913 Schwaig. Vor etwa einem Jahr gab es einen kleinen Umbruch. Nach dem Weggang einiger altgedienter Spieler hatte sich die Mannschaft neu zusammengefunden und gleichzeitig mit Christian Donbeck, den alle „Wiggerl“ nennen, einen neuen Trainer bekommen.

Die meisten Stammspieler sind zum Glück geblieben, einige Fußballer neu hinzugekommen, „und mit dem Wiggerl haben wir gesagt: Jetzt gehen wir es an“. Es habe „relativ schnell gematcht“, sagt Rainer Hellinger. Der Neustart sei geglückt. Mehr als geglückt. Der FC ist das einzige Team aus dem Landkreis Erding in der Bayernliga, keine Mannschaft spielt in einer höheren Klasse. Bis zur Einführung der Regionalliga Bayern im Jahr 2012 war die Bayernliga sogar die höchste Liga.

Die erfolgreiche Verbindung zu Christian Donbeck sei über Maxi Hellinger zustande gekommen, erzählt dessen Firmpate Rainer Hellinger. Dieser habe Donbeck noch aus seiner Zeit als Fußballspieler in Rosenheim gekannt. Donbeck hat sich als Trainer zuvor unter anderem in Haching, in Rosenheim und zuletzt beim TSV Dorfen einen Namen gemacht. Donbeck lebt in Dorfen und sagte schließlich den Sportfreunden zu.

Robert Jell, Vorsitzender des FC Schwaig, umarmt seinen Sohn Tobias Jell, den Kapitän. Rechts Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke, Mitglied der Fangemeinde.
Robert Jell, Vorsitzender des FC Schwaig, umarmt seinen Sohn Tobias Jell, den Kapitän. Rechts Oberdings Bürgermeister Bernhard Mücke, Mitglied der Fangemeinde. (Foto: Rainer Hellinger/oh)
Auf ihre Fans können sich die Sportfreunde verlassen. Zum Spiel reisten etwa 200 Schwaiger und Schwaigerinnen an – erst zum Anfeuern und dann zum Jubeln.
Auf ihre Fans können sich die Sportfreunde verlassen. Zum Spiel reisten etwa 200 Schwaiger und Schwaigerinnen an – erst zum Anfeuern und dann zum Jubeln. (Foto: Rainer Hellinger/oh)

„Der Wiggerl ist ein extrem kompetenter Fußballlehrer“, schwärmt Rainer Hellinger. Er habe neue Impulse und taktische Spielzüge mitgebracht, „er hat Feuer ins Training gebracht, aber auf positive Art“.  Und er lege Wert auf Disziplin. „Es passt einfach“, das gelte sowohl fürs Klima innerhalb der Mannschaft als auch zwischen Trainer, Team und dem Betreuerstab.

Ein Blick auf die Bilanz des FC Schwaig zeigt, wie erfolgreich die Saison verlaufen ist. Dass die Schwaiger ein Spiel verloren haben, „ist relativ lang her“, so Rainer Hellinger. Er muss kurz im Handy nachschauen: Am 30. Spieltag hatte das Team, das in der vierten Saison in der Landesliga unterwegs ist, zuletzt am 24. Juli 2024 ein Match verloren – und seither keine Niederlage mehr erlebt. Torschützenkönig der laufenden Saison ist Raffael Ascher mit eindrucksvollen 26 Treffern.

Nach dem Schlusspfiff gibt es kein Halten mehr. Die Mannschaft jubelt über den 1:0-Sieg gegen Traunstein.
Nach dem Schlusspfiff gibt es kein Halten mehr. Die Mannschaft jubelt über den 1:0-Sieg gegen Traunstein. (Foto: Rainer Hellinger/oh)
Pressesprecher Rainer Hellinger vor dem Stadion des FC Sportfreunde 1913 in Schwaig.
Pressesprecher Rainer Hellinger vor dem Stadion des FC Sportfreunde 1913 in Schwaig. (Foto: Renate Schmidt)

In der Bayernliga werde es intensiver für die Spieler werden, erklärt Hellinger. Auswärtsspiele erfordern längere Anfahrten, bis nach Memmingen oder Landsberg. Der Verein müsse wohl auch den Mannschaftspool für eine größere Reserve vergrößern. „Wir halten Ausschau, aber es melden sich auch viele Interessenten bei uns.“

Die Bayernliga sei „ein großes Abenteuer“ für den Verein.  „Was auf uns zukommt, werden wir sehen. Wir haben den Aufstieg gemeinsam geschafft, wir stellen uns der Aufgabe in der Bayernliga gemeinsam.“ Je höher die Liga, umso mehr Anforderungen gebe es ans Stadion. Für die Bayernliga passt das Stadion in Schwaig wunderbar. 2018 wurde die Anlage um neue Kabinen, eine Flutlichtanlage und eine Tribüne mit 300 Plätzen erweitert, auch das Vereinsheim wurde saniert. Von der Gemeinde Oberding, zu der die Ortschaft Schwaig gehört, gab es eine große finanzielle Unterstützung.

Einer der jüngsten Fans ist Leon, der Sohn von Torschützenkönig Raffael Ascher. Der Kleine feiert im Trikot auf dem Arm von Mutter Nina Ascher mit.
Einer der jüngsten Fans ist Leon, der Sohn von Torschützenkönig Raffael Ascher. Der Kleine feiert im Trikot auf dem Arm von Mutter Nina Ascher mit. (Foto: Rainer Hellinger/oh)
Mattia Sansone von der D1-Jugend der Sportfreunde Schwaig schwingt nach dem Sieg begeistert die Vereinsfahne.
Mattia Sansone von der D1-Jugend der Sportfreunde Schwaig schwingt nach dem Sieg begeistert die Vereinsfahne. (Foto: Rainer Hellinger/oh)

Die unmittelbare Nachbarschaft zum Flughafen München brachte der Gemeinde Oberding ein prosperierendes Gewerbegebiet im Ortsteil Schwaig. Die Nähe zum Airport hat aber ihren Preis. Die nahen Flieger sind nicht zu überhören und der Verkehr hat stark zugenommen. Mit dem Bau des Flughafens haben viele Schwaiger Bauern ihre Felder an den Airport verkauft und sind weggezogen. Zugleich erlebte Schwaig einen großen Zuzug. Die Ortschaft musste sich neu aufstellen, erklärt Hellinger. Der FC Schwaig sei heute „die größte Klammer, die die Ortschaft zusammenhält“.

Entscheidend für den Erfolg des FC Schwaig sei auch der Rückhalt durch die Fans, die bei allen Spielen mitreisen. Am vergangenen Samstag sind gleich zwei Busladungen, der Mannschaftsbus und ein Doppeldecker, sowie viele Privatautos nach Traunstein gefahren. Etwa 200 Fans waren dabei, vom Kleinkind bis zum Rentner, von der Frauenmannschaft des FC Schwaig bis zum Oberdinger Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU).

Der FC Sportfreunde Schwaig kann also ganz optimistisch in die Zukunft blicken. Wenn jetzt nur nicht ein anderer Verein den Trainer wegschnappt. Da haben die Sportfreunde vorgesorgt, informiert Hellinger. Der Vertrag mit Christian Doneck ist bereits verlängert worden.

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