Süddeutsche Zeitung

Fachakademie für Sozialpädagogik:Freising hat die besseren Karten

Die Chancen stehen schlecht: Im Ringen um die Errichtung einer Fachakademie für Sozialpädagogik ist Freising gegenüber Erding im Vorteil. Denn Freising hat bereits eine Berufsfachschule für Kinderpflege, und Erding nur eine ungünstige Formulierung im ersten Antrag.

Thomas Daller

Der CSU schwimmen bei ihrem Vorstoß zur Errichtung einer Fachakademie für Sozialpädagogik die Felle davon. Offenbar hat Freising bessere Karten, weil dort mit der Berufsfachschule für Kinderpflege bereits der Unterbau gegeben ist. Im Kreisausschuss für Bildung und Kultur warb Landrat Martin Bayerstorfer dennoch dafür, beim Kultusministerium einen Antrag auf eine Akademie in staatlicher Trägerschaft zu stellen. Falls das nicht klappt, wird es allerdings schwierig, denn ob sich der Landkreis eine Schule in kommunaler Trägerschaft leisten kann, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Als der CSU-Kreisverband im Mai dieses Jahres den Antrag gestellt hatte, beim Kultusministerium die Genehmigung zur Errichtung einer Fachakademie für Sozialpädagogik zu beantragen, wurde man in Freising hellhörig. Umgehend stellte auch der Nachbarlandkreis einen solchen Antrag - mit Verweis auf die bereits bestehende Berufsfachschule für Kinderpflege.

Im Kreisausschuss für Bildung und Kultur erläuterte Bayerstorfer, er habe sich bereits telefonisch im Kultusministerium erkundigt, wie die Chancen Erdings stünden: "Das wird sehr schwierig", zitierte er seinen Gesprächspartner, eben weil Freising auch einen Antrag gestellt habe, und zwei staatliche Fachakademien in unmittelbarer Nachbarschaft werde es nicht geben. Und bei einer Fachakademie in kommunaler Trägerschaft stelle sich die Frage, "ob wir uns das leisten können", sagte Bayerstorfer. Er wies auf das Beispiel der Fachakademie für Sozialpädagogik in Mühldorf hin, die ein jährliches Defizit in Millionenhöhe verursacht habe. Die Mühldorfer hätten es dann zwar geschafft, die Diakonie für die Trägerschaft zu gewinnen, aber nun müsse ein Zweckverband mit einer Umlage das Defizit ausgleichen.

Helga Stieglmeier (Grüne) hielt daraufhin der CSU vor, sie habe sich in ihrem Antrag vergaloppiert. Denn darin stehe wörtlich, der Landkreis solle "die grundsätzliche Bereitschaft signalisieren, seitens des Landkreises Erding die Trägerschaft zu übernehmen". Und es sei ihr neu, dass der Landkreis so reich sei, dass er diese Trägerschaft "so locker" beschließen kann.

Damit hatte sie offenbar einen wunden Punkt getroffen, denn nun begann die CSU, sich verbal zu winden: "Das mag unterschiedlich interpretiert werden", sagte Bayerstorfer und CSU-Kreisrat Hans Peis behauptete, es zähle nicht das, was in einem schriftlichen Antrag stehe, sondern nur das, was er mündlich in der Sitzung dazu sage. Mittlerweile schien es ihnen zu dämmern, dass sie mit dieser Formulierung schlecht vorbereitet waren. Denn sinngemäß hätten sie dem Kultusministerium damit signalisiert, dass man auf die staatliche Trägerschaft nicht angewiesen sei und das Projekt so oder so verwirklichen werde. Bayerstorfer kürzte die Diskussion schließlich ab, indem er sagte, dass nicht über den CSU-Antrag abgestimmt werde, sondern dass man eine neue Beschlussvorlage formuliere: "Der Landkreis Erding beantragt als staatliche Schule eine Fachakademie für Sozialpädagogik."

Josef Biller (CSU) erläuterte, dass nach dem Auszug der FOS/BOS in der Berufsfachschule hinreichend Räume zur Verfügung stünden, um dort die Fachakademie unterzubringen. Daraufhin lenkten auch die Freien Wähler ein: "Wenn sich der Antrag auf eine rein staatliche Schule bezieht und die Räume schon vorhanden sind, ist das was anderes", sagte Siegfried Fischer. Der Antrag wurde mit zehn zu zwei Stimmen angenommen.

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SZ vom 22.07.2011/benK
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