1275 Jahre Isen:Fabelhaft und fantastisch

1275 Jahre Isen: Mit der Assemblage "A.M.T. 100620" holte Johannes Brechter den ersten Preis beim Kunstwettbewerb.

Mit der Assemblage "A.M.T. 100620" holte Johannes Brechter den ersten Preis beim Kunstwettbewerb.

(Foto: Renate Schmidt)

Zum Jubiläumsjahr in Isen haben sich 17 bildende Künstlerinnen und Künstler an einem Kunstwettbewerb beteiligt. Ihre Arbeiten sind in einer großartigen Ausstellung an fünf Orten mitten im Ort zu sehen.

Von Florian Tempel, Isen

Isen ist so alt, dass der Ort schon vor 1275 Jahren in einer Urkunde erwähnt wurde. Bischof Josef von Freising verfügte im Jahr 747 schriftlich, dass in Isen ein größeres Benediktinerkloster entstehen sollte. Das Kloster gibt es schon länger nicht mehr, aber Isen ist quicklebendig. Um das zu feiern und unter Beweis zu stellen, haben Lena Geiger, die Kulturreferentin des Marktgemeindesrats, und Geraldine Frisch als künstlerische Leiterin einen Jubiläums-Kunst- und Literaturwettbewerb organisiert. Bei "Fabelhaftes Isen" haben 17 bildende Künstlerinnen und Künstler mitgemacht und sechs Autorinnen und Autoren Texte eingereicht. Das Ergebnis des Wettbewerbs ist sehenswert.

Es ist nicht nur die Qualität der einzelnen Beiträge, die beeindruckt. So viel Kreativität, so viel künstlerisches Können und so viel Abwechslung würde man bei einem so überschaubaren lokalen Kunstprojekt nicht unbedingt erwarten. Dass dieses Wagnis funktioniert hat, ist nicht nur schön und macht Freude. Es macht in ansteckender Weise auch Mut, weil der Betrachter sieht, was alles möglich ist - viel mehr, als man denkt.

1275 Jahre Isen: In den Werken von Uschi Strick durchdringen sich Figuration und Abstraktion.

In den Werken von Uschi Strick durchdringen sich Figuration und Abstraktion.

(Foto: Renate Schmidt)
1275 Jahre Isen: Von Geraldine Frisch ist dieses verblüffende Foto eines Isener Bushäuschens: ist das der Eingang zur Unterwelt?

Von Geraldine Frisch ist dieses verblüffende Foto eines Isener Bushäuschens: ist das der Eingang zur Unterwelt?

(Foto: Renate Schmidt)

Geraldine Frisch hat das bei der Vernissage vor zwei Wochen sehr schön ausgedrückt: "Wir Menschen erfanden Kunst und Literatur, weil wir das Bedürfnis haben, etwas zu erschaffen, das weit über einen vordergründigen Zweck hinausreicht. Dementsprechend zeitgenössisch, vielseitig und bunt ist auch die aktuelle Kunst, die sich uns hier in Isen präsentiert."

Bei dem Wettbewerb wurden natürlich auch Preise vergeben. Bei den bildenden Künstlern wurden Johannes Brechter und Uschi Strick ausgezeichnet. Brechter stammt aus Isen und hat an der Münchner Kunstakademie studiert. Er hat zum Wettbewerb zwei Assemblagen eingereicht, gewissermaßen dreidimensionale Collagen, die viele Assoziationen zulassen, an klassische Moderne ebenso wie an Graffiti.

1275 Jahre Isen: Die künstlerische Leiterin Geraldine Frisch.

Die künstlerische Leiterin Geraldine Frisch.

(Foto: Renate Schmidt)

Uschi Strick, die etwas außerhalb von Isen in Höselsthal lebt und arbeitet, erhielt einen Preis für ihr Gesamtwerk. Sie ist mit drei Gemälden vertreten, die deutlich machen, dass sie einen eigenen, unverkennbaren Stil entwickelt hat. In ihren Werken durchdringen sich Figuration und Abstraktion.

Die beiden Preisträger haben zu recht gewonnen. Doch das schmälert nicht die hohe Qualität vieler weiterer Arbeiten. Im Foyer des Rathauses wird deutlich - auch durch die kluge Hängung -, wie inspirierend unterschiedlich aktuelle Kunst ist. Von Geraldine Frisch sind Fotoarbeiten zu sehen, wie das verblüffende Bild eines Bushäuschens, an dessen Eingang ein unglaublich schäbiger, zerfetzter Sackleinenvorhang hängt: Ist das der Eingang zur Unterwelt?

1275 Jahre Isen: Die Kulturreferentin des Marktgemeinderats: Lena Geiger.

Die Kulturreferentin des Marktgemeinderats: Lena Geiger.

(Foto: oh)

Im Rathausfoyer sind zudem ein wildes, informelles Gemälde von Martin Widl, eine Metallarbeit von Stefan Schütz und ein Stück naiver Malerei mit Goldblech-Applikation von Elfriede Bachschneider zu sehen.

Zu einem weiteren Ausstellungssaal geht es rüber ins Isener Heimatmuseum, dem alten Rathaus. Dort ist kräftig umgeräumt und aufgefrischt worden, um die Kunstwerke neben wenigen alten Artefakten würdig präsentieren zu können. Auch hier ist die Vielfalt groß: Neben Brechters mit dem ersten Preis bedachter Assemblage gibt es Plastiken von Wiebke Kleinschmidt, Fotos von Graffiti-Arbeiten von Vincent Zehetmeier, eine Holzskulptur von Wolfgang Fritz sowie Gemälde von Hans Peis, Rosmarie Weigert, Eva Sárosi und Maria Weber zu sehen.

1275 Jahre Isen: Im Ausstellungssaal im Heimatmuseum sind unter anderem Plastiken von Wiebke Kleinschmidt zu sehen.

Im Ausstellungssaal im Heimatmuseum sind unter anderem Plastiken von Wiebke Kleinschmidt zu sehen.

(Foto: Renate Schmidt)
1275 Jahre Isen: Das Lohmaier Haus hat Graffiti-Künstler Vincent Zehetmeier bemalt.

Das Lohmaier Haus hat Graffiti-Künstler Vincent Zehetmeier bemalt.

(Foto: Renate Schmidt)

Ein weiterer Ausstellungsort ist das leer stehende Haus am St.-Zeno-Platz, das die Gemeinde Anfang des Jahres erworben hat und das zum Bürgerhaus werden soll. Durch die Fenster sind ein tolles Bild von Hans Peis, eine grafische Arbeit von Johannes Prechter und ein beeindruckendes Video des Kollektiv Sahnepüree, Geraldine Frisch und Rosanna Limberger, zu bestaunen. Man sieht zwei menschengroße Katzenwesen, die im Wald am sagenhaft-realen Müllner Bründel eine sonderbare Wandlung durchmachen.

1275 Jahre Isen: In der Krypta von St. Zeno steht die "Mut"-Tafel von Peter Cronauer.

In der Krypta von St. Zeno steht die "Mut"-Tafel von Peter Cronauer.

(Foto: Renate Schmidt)

Zu guter Letzt muss man unbedingt in die Krypta von St. Zeno hinabsteigen. In dem uralten Raum steht eine schwarz-weiße Tafel von Peter Cronauer. Er hat darauf, in konkreter Poesie, mit Letraset-Buchstaben der Silbe "mut" nachgespürt und dabei eine Menge Entdeckungen gemacht.

Fabelhaftes Isen, an diesem Sonntag, 22. Mai, ist die Ausstellung ganztägig im Rahmen des Kreuzmarktes geöffnet; bis 4. Juni im Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten, im Heimatmuseum donnerstags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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