Europäische Metropolregion München:Nur noch eine Frage der Zeit

Der Landkreis steht einem Beitritt zu dem regionalen Netzwerk nicht länger negativ gegenüber

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Noch vor ein paar Jahren war man sich in der CSU im Landkreis einig: Eine Mitgliedschaft im Verein Europäische Metropolregion München (EMM) benötige man nicht, sie bringe keine Vorteile. Man hatte "Angst vor einem Diktat der Landeshauptstadt", hieß es damals. EMM-Geschäftsführer Wolfgang Wittmann konnte 2015 - die SPD hatte den Beitritt zur Metropolregion beantragt - noch so sehr die Vorteile der EMM loben, es nutzte nichts. Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen sind die Städte Erding und Dorfen bereits im Verein und auch im Ausschuss für Klima, Natur, Struktur, Umwelt und Verkehr des Kreistags stieß Wittmann nun ebenfalls auf großes Wohlwollen. Ein Beitritt des Landkreises scheint nur noch eine Frage der Zeit.

Sechs Millionen Einwohner in 27 Landkreisen und sechs kreisfreien Städten Südbayerns sowie eine Gesamtfläche von rund 26 000 Quadratkilometern - fast so groß wie Belgien - umfasst das Gebiet der Metropolregion München. Es reicht von Eichstätt im Norden bis Garmisch-Partenkirchen im Süden, von Kaufbeuren im Westen bis Altötting im Osten. Aber auch 165 Unternehmen gehören ihr an. Deshalb konnte Geschäftsführer Wittmann auch einige gute Argumente für einen Beitritt anführen. Die EMM sei ein überregionales Netzwerk und diene dazu, die "Region lebendig und konkurrenzfähig zu erhalten". Zudem sei sie eine institutions- und interessensübergreifende Plattform für Kooperationen jeglicher Form, Identifikator und Multiplikator von Themen und Trends, die zu einer positiven Entwicklung der Region beitragen würden. Der Austausch von Informationen und Meinungen sei dabei sehr wichtig, sagte Wittmann.

Die EMM ermögliche erst die überregionale und internationale Wahrnehmung der Metropolregion München als einen der erfolgreichsten Wohn- und Wirtschaftsräume Europas. "In Zeiten der Pandemie und danach müssen wir uns sehr stark anpassen, um die Innovationskraft des Raumes aufrecht zu erhalten. Diese Herausforderung müssen wir annehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte Wittmann. Und dazu seien gemeinsame Strategien und die Zusammenarbeit und die Vernetzung in vielen Bereichen nötig. Unter anderem in der Infrastruktur, der Wirtschaft und dem Tourismus.

Vor allem Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) plädierte für eine Mitgliedschaft. Die der Stadt Erding bestehe allerdings erst seit Herbst, gab Gotz zu. Einer der Auslöser sei gewesen, dass die Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt München mit dem neuen OB Dieter Reiter (SPD) besser geworden sei. "Wir können nicht weiter das kleine gallische Dorf Erding sein, das als weißer Fleck in der Region aufgefallen ist, was die Mitgliedschaft betrifft", sagte Gotz. Man könne nicht wegdiskutieren, "dass eine Mitgliedschaft nur ein Vorteil sein kann".

Vor allem in zwei Punkten verspricht sich der OB Vorteile: bei der Internationalen Bauausstellung (IBA), die sich im Großraum München von 2022 bis 2032 den "Räumen der Mobilität" widmen soll und bei der Konversion des Fliegerhorstes. "Wir haben in der gesamten Metropolregion die größte zusammenhängende Baufläche durch die Konversion." Man sei es den Bürgern Erdings und der Region schuldig, "dass wir uns hier einbringen im Dialog", sagte Gotz, "ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, bei diesem Netzwerk dabei zu sein - es ist besser als nur zuzuschauen".

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