"Es ist nicht alles eitel Sonnenschein":Integration macht Schule

Der Helferkreis Starke Hände informiert bei der Nachbarschaftshilfe Oberding über die Flüchtlingsunterkunft. Die Situation dort ist nicht einfach, aber es gibt zwei erfolgreiche gemeinsame Projekte mit der Realschule dort

Von Regina Bluhme, Oberding

Spezialitäten aus Sansibar und Uganda haben vor kurzem Siebtklässler der Realschule Oberding zusammen mit vier jungen Männern aus der Flüchtlingsunterkunft in Aufkirchen gekocht. Es war ein Projekt des Helferkreises Starke Hände und der Schule, die heuer offiziell den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" erhalten wird. Über die Situation in der Aufkirchener Einrichtung berichtete kürzlich der Helferkreis bei der Nachbarschaftshilfe Oberding/Eitting.

Circa 90 junge Männer leben aktuell in der Flüchtlingsunterkunft in der Oberdinger Ortschaft Aufkirchen, gleich an der Stadtgrenze zu Erding. Sie kommen aus Afghanistan, Pakistan, dem Iran, der Türkei und mehreren Ländern Afrikas. "Es ist nicht alles eitel Sonnenschein", sagt Karl-Martin Klein vom Oberdinger Helferkreis, aber "den Umständen entsprechend geht es vernünftig zu". Und die Umstände seien nicht einfach: Unterschiedliche Kulturen müssen auf engem Raum miteinander auskommen, dazu die Anspannung und die Unsicherheit, wie es weitergehen werde. Ein Landrat, unter dessen Ägide Arbeitserlaubnisse "gesetzlich sicher einwandfrei, aber eher restriktiv gehandhabt werden", mache die Situation "nicht leichter". Die jungen Männer würden gerne arbeiten, seien jedoch zum Nichtstun verurteilt, "ein bedauernswerter Zustand".

Gut angenommen wird nach Auskunft von Karl-Martin Klein die Radlwerkstatt, die von Mitgliedern des Helferkreises alle 14 Tage in der Aufkirchner Unterkunft Station macht. Auch der Tekla, kurz für: Teestube-Kleiderladen, in der Ortschaft Aufkirchen sei beliebt. Nach wie vor gibt es Deutschunterricht für die Bewohner, jetzt aber eher für einzelne Personen. Denn viele benötigten mittlerweile keinen Unterricht mehr, weil sie schon lange Zeit in Aufkirchen lebten und auf ein Bleiberecht warteten.

Nach langem Drängen sei jetzt endlich Wlan in der Unterkunft eingerichtet worden, fügt Klein hinzu. "Das ist für die Bewohner extrem wichtig, es ist das einzige Tor nach draußen", betont er.

Zwei gemeinsame Aktionen mit der Realschule Oberding hebt Karl-Martin Klein hervor. In Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit an der Realschule Oberding haben heuer vier junge Flüchtlinge aus Aufkirchen vor 7. und 9. Klassen erzählt über ihre Heimat, die Flucht und ihr Leben in Deutschland. "Die Schüler waren sehr interessiert und auch berührt", sagt Schulsozialarbeiterin Nikko Hebermehl. "Es war ein guter Austausch."

Wenig später kam dann wieder Besuch aus der Unterkunft an die Schule. Diesmal hatten die jungen Männer Kochrezepte aus ihrem jeweiligen Heimatland dabei. Zusammen mit Schülern der 7. Klasse bereiteten sie Spezialitäten aus Uganda, der Türkei, aus Sansibar und dem Iran zu. "Das kam super an. Es hat allen richtig gut geschmeckt", so Hebermehl.

Im Oktober wird der Realschule Oberding der Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verliehen. Dabei handelt es sich um das größte Schulnetzwerk Deutschlands, dem jede Schule beitreten kann, deren Schüler, Lehrer und sonstige Mitarbeiter sich verpflichten, aktiv gegen jede Form von Diskriminierung innerhalb der Schule vorzugehen. An der Realschule hat es laut Hebermehl bereits mehrere Vorträge und auch Lehrerfortbildungen zu dem Thema gegeben. Im Juni ist ein Projekttag zu Flucht und Integration mit der Organisation Care Deutschland geplant.

Die Schüler aus Oberding und die vier jungen Männer aus der Flüchtlingsunterkunft Aufkirchen werden sich auch wieder treffen. Beim nächsten Besuch werden gemeinsam bayerische Schmankerl gekocht.

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