Ernüchterung:Feierlaune kommt nicht so recht auf

Ernüchterung: Landtagskandidat der AfD ist Martin Huber aus Taufkirchen gewesen. Er war bis zum Frühjahr 2018 noch bei den Republikanern.

Landtagskandidat der AfD ist Martin Huber aus Taufkirchen gewesen. Er war bis zum Frühjahr 2018 noch bei den Republikanern.

(Foto: Renate Schmidt)

Entgegen ihrer Erwartungen erreicht die AfD trotz großem Aufwand im Wahlkampf nur ein Ergebnis unter elf Prozent

Von Florian Tempel, Julian Zieglmaier, Erding

Der Parkplatz vor dem Restaurant am Schwimmbad, wo die Erdinger AfD ihre Wahlparty feiern will, ist voll belegt. Aber drinnen ist es gar nicht so voll. Nebenan im Eisstadion spielen die Gladiators Erding gegen die Eispiraten aus Dorfen, Eishockey Lokalderby. Deswegen stehen draußen so viele Autos. Im Nebenraum sitzen 40 AfD-Anhänger, überwiegend Männer. Die Stimmung ist gedämpft. Man hat sich mehr erwartet. Der Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann hofft auf zwölf bis 16 Prozent. Als kurz nach 18 Uhr die Prognose nur elf Prozent ausweist, gibt es zaghaften, trotzigen Applaus. Aus dem Hauptraum ruft einer rüber: "Macht's die Tür zu, heut gibt's nix zu feiern."

Entgegen ihren eigenen Erwartungen schneidet die AfD im Landkreis Erding nicht überdurchschnittlich gut ab. Am Wahlabend stellt sich die Ernüchterung ein. Dabei hat die Erdinger AfD im Landkreis mit enormen Aufwand Wahlkampf geführt. Die Straßen waren zuplakatiert, und im Wochenrhythmus kamen AfD-Spitzenpolitiker zu Besuch: Jörg Meuthen, Beatrix von Storch, zuletzt noch Alice Weidel.

Weil die AfD zum ersten Mal bei einer Landtagswahl in Bayern angetreten ist, kann man keinen direkten Vergleich ziehen. Nimmt man die Bundestagswahl 2017, hat die rechte Partei an Zustimmung eingebüßt. Mit 13,5 Prozent der Zweitstimmen war die AfD vor einem Jahr die zweitstärkste Partei im Landkreis geworden. Bei der bayerischen Landtagswahl liegt sie nur auf Platz vier.

Die AfD hat im Landkreis erst seit Jahresbeginn einen eigenen Kreisverband. Das lokale Spitzenpersonal stammt von den in der Bedeutungslosigkeit versunkenen Republikanern. Der Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann war REP-Stadtrat in Erding. Landtagskandidat Martin Huber aus Taufkirchen war bei den Republikanern, denen er von 1989 bis Frühjahr 2018 angehörte Seit 1990 ist Huber schon Gemeinderat in Taufkirchen und ebenso lange Mitglied des Kreistags. Als REP-Bürgermeisterkandidat schaffte er es 1996 in die Stichwahl gegen Franz Hofstetter (CSU). Er war Bezirksvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender. Und er war auch schon oft Landtagskandidat. 2013 bekam er landkreisweit 3,5 Prozent der Erststimmen.

Vor drei Jahren machte er sich noch über die AfD lustig. "Die haben keine Eier in der Hose, meine Freunde, die werden wieder verschwinden", juxte er bei seiner Aschermittwochsrede 2015 in Wambach. Mit der AfD freundete er sich dann aber immer mehr an, desto mehr die Partei nach rechts rutschte. In diesem Jahr war es dann so weit. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als Republikaner im Februar, schimpfte er zwar wie eh und je auf Muslime, Migranten und die Medien - sagte aber kein böses Wort gegen die AfD. Huber erzählt gerne und mit Stolz, dass ihn Alice Weidel, die Fraktionsvorsitzender im Bundestag, persönlich angerufen habe, um ihn zum Parteiwechsel zu bewegen. Am Samstag war Weidel zu Abschluss dann auch tatsächlich in Wambach.

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