Nach Protest auf InstagramErdinger Weißbräu nimmt Video aus dem Netz

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Das Traditionsunternehmen Erdinger Weißbräu hat dieses Werbevideo (Ausschnitt) inzwischen aus dem Netz genommen. Der Instagram-Account „Safe Space Chemnitz“ zeigt den Clip weiterhin - als abschreckendes Beispiel.
Das Traditionsunternehmen Erdinger Weißbräu hat dieses Werbevideo (Ausschnitt) inzwischen aus dem Netz genommen. Der Instagram-Account „Safe Space Chemnitz“ zeigt den Clip weiterhin - als abschreckendes Beispiel. (Foto: Screenshot/Instagram)

Erdinger Weißbräu rühmt sich der bayerischen Lebensfreude und Tradition. Doch ein Videoclip bringt der Brauerei jetzt Ärger ein. Nach negativen Reaktionen wurde der Clip auf Instagram entfernt.

Von Regina Bluhme, Erding

Richtig Ärger hat sich der Erdinger Weißbräu für ein Werbevideo auf Instagram eingehandelt. Der Clip wurde dafür kritisiert, dass dort Gewalt gegenüber Frauen humoristisch dargestellt werde. Wie ein Sprecher der Brauerei der SZ am Dienstag erklärte, ist das Video inzwischen gelöscht worden.

Das umstrittene Video zeigt eine junge Frau, die von ihrem Job beim Erdinger Weißbräu schwärmt. Rund um ihren Kopf halten - eindeutig Männerhände - einen Hammer, eine Bierflasche und einen Zapfhahn, offensichtlich jederzeit bereit, bei einer nicht absolut euphorischen Ansage zuzuschlagen. Eine weitere Hand hält einen Flaschenöffner an die Kehle der Frau.

Kann diese eindeutig gescriptete Szene augenzwinkernd für einen Arbeitsplatz bei Erdinger werben oder ist das verletzend und Gewalt verherrlichend? In den Kommentarspalten hat es laut dem Sprecher von Erdinger durchaus „positive Reaktionen“ gegeben. Es habe aber auch kritische Stimmen gegeben, räumt er ein. Das Unternehmen habe niemals jemanden verletzen oder gar Gewalt gegen Frauen verherrlichen wollen. „Das Video war satirisch, ironisch gemeint“, betont der Sprecher.  Da sich aber offensichtlich Menschen verletzt gefühlt hätten, habe Erdinger das Video, das ausschließlich auf Instagram erschienen war, gelöscht.

Sehr hart ins Gericht mit dem Erdinger Weißbräu geht der Instagram-Account „Safe Space Chemnitz“, der nach eigenen Aussagen für Feminismus und für Gewaltschutz kämpft. Der Account zeigt weiterhin das Video - als abschreckendes Beispiel. Jeden Tag würden Frauen Opfer häuslicher Gewalt, fast jeden Tag begehe ein Mann einen Femizid, „Tendenz stark steigend“, erklärt eine junge Frau von Safe Space Chemnitz auf Instagram. Man nutze das Leid von Frauen, um daraus einen Werbespot zu kreieren, heißt es weiter.  „Wie viel Promille waren eigentlich im Spiel, als ihr das Drehbuch für euren Spot geschrieben habt? Alkoholfrei war es bestimmt nicht.“

Auf die Frage, wie denn das umstrittene Werbevideo zustande gekommen sei, erklärt der Sprecher von Erdinger, die Entstehung und Veröffentlichung habe nicht nur in der Hand einer Person gelegen. Wie die genaue Abstimmung hausintern gelaufen sei, könne er jedoch nicht sagen.

Der Erdinger Weißbräu gelobt Besserung. Wie der Sprecher am Dienstag erklärt, werde das Unternehmen künftig verstärkt kritisch darauf achten, ob nicht ein bestimmter Personenkreis verletzt werden könnte.

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