Erdinger Wasserwacht:Rettung am Kronthaler Weiher

Rettung in letzter Sekunde: Am Kronthaler Weiher konnte die Wasserwacht gerade noch eine 77-Jährige aus dem Wasser ziehen. Ein Spektakel für Schaulustige, die immer wieder die Rettungseinsätze behindern - und mit Unverständnis auf die frewilligen Helfer reagieren.

Christian Maier

Gemeinsam haben zwei aufmerksame Badegäste und die Wasserwacht am Dienstagabend einer 77-jährigen Frau das Leben gerettet. Die Frau schwamm etwa 70 Meter vom Ufer entfernt im Kronthaler Weiher. Die beiden Männer bemerkten, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich über Wasser zu halten und schwammen zu ihr. Sie hielten die Frau über Wasser, die mittlerweile das Bewusstsein verloren hatte, und riefen um Hilfe.

Erdinger Wasserwacht: Am beschaulichen Kronthaler Weiher sind die Rettungseinsätze der Wasserwacht im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen.

Am beschaulichen Kronthaler Weiher sind die Rettungseinsätze der Wasserwacht im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen.

(Foto: Peter Bauersachs)

Wasserretter Martin Gräbe erkannte die Situation zeitgleich von der Wasserrettungsstation aus. Sofort sprangen er und seine Kollegen Robert Kähnert, Robert Blattenberger und Korbinian Müller ins Wasser und erreichten Sekunden später die in Not geratene Frau. Sie sicherten die bereits nicht mehr ansprechbare Rentnerin und brachten sie an Land. Die Alarmierungskette des Landrettungsdienstes samt Notärztin und Rettungshubschrauber wurde gleichzeitig von weiteren ehrenamtlichen Wasserwachtkräften über die Integrierte Leitstelle (ILS) des Landkreises Erding in Gang gesetzt, zwei weitere Wasserwachtler bereiteten inzwischen den Landeplatz für den Rettungshubschrauber vor. Edgar Scholz und Cornelia Tuschl ebenfalls bei der Wasserwacht engagiert, nahmen die Patientin am Ufer entgegen, um sofort mit den lebenserhaltenden Maßnahmen zu beginnen. Mit wenigen Beatmungszyklen gelang den beiden ehrenamtlichen Rettungsassistenten die Reanimation der Frau. Die hinzugekommene Notärztin bestellte nach ihrem Eintreffen den anfliegenden Rettungshubschrauber wieder ab. Letztlich übergaben die Helfer der Erdinger Wasserwacht eine 77- jährige ansprechbare Patientin dem Rettungsdienst übergeben. Im Anschluss wurde der noch unter Schock stehende Ehemann von den Wasserrettern betreut.

Die dramatische Rettungsaktion zeigt: Die ehrenamtlichen Helfer der Wasserwacht sind unentbehrlich. Gerade jetzt bei diesem hochsommerlichen Wetter mit Lufttemperaturen jenseits der 30 und Wassertemperaturen von 24 Grad lockt es viele Erdinger in das Naherholungsgebiet Kronthaler Weiher. Und mit der steigenden Zahl von Badegästen wächst auch die Arbeit: 113 Einsätze waren es bisher in diesem Jahr, mehr als je zuvor. Die bisherige Rekordmarke von 107 Einsätzen aus dem Vorjahr wurde bereits am Dienstagnachmittag überschritten. Generell haben sich die Einsätze in den vergangenen Jahren vervielfacht: 2008 waren es noch 33, 2009 bereits 81. Immerhin kann Siegfried Ippisch, Vorsitzender der Erdinger Wasserwacht, vermelden: "Todesopfer hatten wir in den vergangenen Jahren nicht zu beklagen." Mitverantwortlich dafür sei auch die erfolgreiche Aufklärung der Badegäste.

Wasserrettungen sind also selten. Meistens müssten Verletzungen am Ufer behandelt werden: "Sie reichen vom Wespenstich über Schnittverletzungen und Kreislaufkollapse bis hin zum Armbruch", sagt Ippisch. Um die Zahl der Schnittverletzungen einzudämmen, appelliert Ippisch an die Badegäste: "Es werden Mülleimer aufgestellt, die sollten die Leute auch benutzen. Die Kioskbetreiber, die ohnehin schon immer aufräumen, können nicht jede Scherbe wegräumen."

Die Rettungsstation am Kronthaler Weiher ist regulär bei schönem Badewetter an Wochenenden und Feiertagen mit ehrenamtlichen Wasserwachtlern besetzt. "Es ist jedoch so, dass viele aus unserem Wasserwachtteam ihrem freiwilligen und unentgeltlichen Hobby zusätzlich auch während ihres eigenen Urlaubes und nach ihrem normalen Job nachgehen, so dass glücklicherweise die Station auch unregelmäßig Werktags besetzt ist", erläutert Ippisch. Hinsichtlich der Rettung der 77-jährigen Rentnerin sei den beiden aufmerksamen Badegästen für deren schnelle und richtige Reaktion höchster Respekt zu zollen. "Nur ihnen und der elfköpfigen Wasserwachtmannschaft ist es zu verdanken, dass die Rettung, sowie die erforderlichen lebenserhaltenden Maßnahmen schnell, professionell und erfolgreich durchgeführt werden konnten."

Leider, so Ippisch, seien zusätzlich zwei Wasserwachtler während der Hilfeleistung damit beschäftigt gewesen, die Patientin mittels Decken vor Schaulustigen zu schützen. "Das bindet immer wieder Einsatzkräfte." Auch an der Stelle, die für die Landung des Rettungshubschraubers vorbereitet wurde, waren unvernünftige Badegäste unterwegs. "Einige von ihnen reagierten mit Unverständnis, als sie ihren Platz räumen sollten", sagt Ippisch.

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