Erdinger Stadträte diskutieren:Stadtteil ohne Zentrum

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Erding will sich intensiv um Klettham kümmern und das Quartier im Zuge der Kirchensanierung aufwerten

Von Antonia Steiger, Erding

Der Ortsteil Klettham gerät in den Fokus der Stadtpolitik: Es fehlt dort an öffentlichen Flächen, wo man sich aufhalten kann. Der Stadtteil hat kein erkennbares Zentrum, er ist nicht historisch gewachsen, es leben dort aber viele Menschen auf relativ engem Raum. Jetzt möchte die Stadt Erding Abhilfe schaffen und bemüht sich um Aufnahme in das Programm Städtebauförderung Soziale Stadt. Ziel ist es, mit einem Büro ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten und die Stadtteilbewohner einzubinden. Es werde nicht ganz einfach, dort etwas zu etablieren, das gab in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses die Freie Wähler-Sprecherin Petra Bauernfeind zu bedenken. Als Vorsitzende der Erdinger Tafel kennt sie die Umgebung. Die Tafel war lange in der früheren Gaststätte St. Prosper untergebracht und ist aus Platzgründen in das ehemalige Postgebäude am Bahnhof gezogen. "Wir sind nicht gerne gegangen", stellte Bauernfeind klar.

Ausgelöst wurde diese neue städtische Initiative von ganz anderer Seite: Die evangelische Erlöserkirche in Klettham ist stark sanierungsbedürftig. Die Stadt Erding will die Kirche dabei nicht direkt finanziell unterstützen, bemüht sich aber um Fördermittel und will dabei gleich die Chance ergreifen, das Umfeld der Kirche so zu verbessern, dass dies den Stadtteilbewohnern zugute kommt. Denn dafür gibt es Fördergelder. Voraussetzung für die Aufnahme in das Förderprogramm Soziale Stadt ist, dass der Stadtteil sich baulich und sozial von anderen unterscheidet und ein besonderer Entwicklungsbedarf vorliegt, wie es heißt. Klettham sei eine Flüchtlingssiedlung, sagte Jakob Mittermeier (CSU). Zuwanderer aus dem Osten habe man dort "möglichst schnell untergebracht". Christian Famira-Parcsetich von der Abteilung Stadtentwicklung im Rathaus führte weiter aus, dass Klettham zum Teil die Funktion eines "Durchgangsquartiers" erfülle, was eine geringe Identifizierung der Einwohner mit dem Stadtteil zur Folge habe. Sportflächen gebe es nur am Rande des Quartiers, soziale Angebote hätten sich zurückgezogen, sie wären aber aufgrund der "wirtschaftlichen Situation eines Teils der Einwohner" für das Funktionieren des Stadtteils wichtig. In der Vorlage der Rathausverwaltung heißt es weiter, dass Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Stadtteils auf die Arbeiten der Kirchenrenovierung abgestimmt und "ganzheitlich geplant" werden könnten.

OB Max Gotz (CSU) verwies auf positive Entwicklungen in Klettham: Die Grundschule sei durch Investitionen gestärkt worden, es gebe Kinderbetreuungseinrichtungen, darunter auch das Montessori-Kinderhaus, der Sportverein werde gefördert, auch ein Wirtshaus etabliere sich wieder. Die Situation in Klettham sei jedoch "nicht gerade einfach", das spiegele sich auch in Schule und Kindergarten wieder. Bauernfeind fügte an, dass auch die Diakonie schon länger versuche, die Menschen dort zusammenzuholen, offenbar mit geringem Erfolg. Und auch die katholische Kirche war und ist nicht untätig, darauf wies Johanna Heindl (Freie Wähler) hin. "Es gab viele Initiativen", sagte sie. Doch die Gremien der katholischen Pfarrei St. Vinzenz litten unter Überalterung. Ein Projekt des selbstbestimmten Wohnens im Alter möchte Horst Schmidt (SPD) im Zuge der Weiterentwicklung des Stadtteils Klettham anstoßen. Man müsse sich viel mehr um die Familien mit Kinder kümmern, erwiderte ihm Gotz.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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