Erdinger Herbstfest:Alle Räder stehen still

Ein Stromausfall lässt am Erdinger Herbstfest und in Teilen der Freisinger Siedlung die Lichter ausgehen

Thomas Daller

Nichts ging mehr: Ein Stromausfall hat am Donnerstag um 22 Uhr das Erdinger Herbstfest und Teile der Freisinger Siedlung betroffen. Die gesamte Beleuchtung fiel aus und die Fahrgeschäfte standen still. Die Stadtwerke behoben den Schaden innerhalb von zehn Minuten, so dass die Feuerwehr, die mit zwei Lichtmastanhängern bereits angerückt war, wieder umdrehen konnte. Passiert ist niemandem etwas. Die Volksfestbesucher nahmen den Stromausfall gelassen bis ausgelassen hin. Nach Einschätzung der Wirte und Schausteller betrachteten es die meisten nur als eine Riesengaudi.

Für Karl Schallmair, der den "Haut den Lukas" betreibt, war es bereits der zweite Stromausfall auf einem Volksfest innerhalb von zwei Wochen, denn auf dem Dachauer Volksfest war am 20. August ebenfalls der Strom ausgefallen. Allerdings am späten Nachmittag, nicht um 22 Uhr, wenn es stockfinster ist. "Sämtliche Handys sind angegangen", sagte Schallmair, "weil bei vielen schon eine Taschenlampe eingebaut ist. Das war ein ganz nettes Bild. Und als das Licht wieder angegangen ist, haben alle fröhlich geschrien."

Auch in den Festzelten war keine Spur von Panik, im Gegenteil: "Gelächter, Uiii haben die Leut' gerufen", sagte Festwirt Uwe Pianka, in dessen Weißbräu-Zelt sich 3000 Menschen während des Stromausfalls befanden. Auch die Band hatte natürlich keinen Strom mehr, aber das war den "Moosenern" wurscht, sie spielten unplugged weiter und die gut gelaunten Festgäste sangen mit.

Nach dem ersten Überraschungsmoment kramte jeder aus den Taschen, was er oder sie an Beleuchtung zu bieten hatte: Die Sicherheitsleute und Bedienungen und einige Besucher hatten Taschenlampen dabei, andere schalteten ihre Handys mit LED-Licht ein und ein paar behalfen sich mit Feuerzeugen. "Das hat ausgesehen wie Glühwürmchen", sagte Pianka. "Das war ein Erlebnis: zurück zur Natur." Dann sprang die Notbeleuchtung im Weißbräu-Zelt an und es war fast wie bei Normalbetrieb. Allerdings saß man kurzfristig auf dem Trockenen, weil die Computer ausgefallen waren und die Bedienungen keine neuen Bestellungen bonieren konnten. Was bereits geordert war, wurde natürlich noch gebracht.

Auch im Stiftungszelt, wo die Notbeleuchtung zwei, drei Minuten länger brauchte, bis sie ansprang, geriet niemand in Panik. Dem Hopfen im Bier sagt man ja eine beruhigende Wirkung nach und vom Alkohol beschwipst tendiert man ohnehin eher zur Gaudi. Auch hier waren die Musiker Vollprofis, die einfach weitergespielt haben, und die Leute blieben sitzen und rissen Witze. "Ein paar sind schon rausgegangen", sagte Festwirt Klaus Richter, "weil sie nicht wussten, wie lang das dauern wird. Die meisten haben es lustig genommen. Ich will das nicht verniedlichen, aber da keiner Angst bekommen hat, war das eine richtig lauschige Stimmung."

Auch bei den Fahrgeschäften reagierte man nach einem Moment der Verblüffung sehr professionell, wobei die vorgeschriebene Sicherheitstechnik reibungslos funktionierte: In geschlossenen Räumen wie dem "Amazonas", wo man sich in schummrigen Räumen vor Piranha-Aquarien und Exoten-Terrarien ein wenig gruseln kann, ging die vorgeschriebene Notbeleuchtung an.

Und im "XXL", dem respekteinflößendem Fahrgeschäft mit rotierenden Gondeln an langen Ausleger-Armen, musste niemand Angst haben, nun länger in der Luft zu hängen. "Bei uns hatte die Fahrt gerade angefangen", sagte Schausteller Toni Denies. "Wenn der Strom ausfällt, werden die Motoren freigeschaltet und der Freischwingermodus setzt ein. Das dauert zwei, drei Minuten, bis das Gerät zum Stillstand kommt. Und das Bügelsystem, das elektronisch schließt und öffnet, kann man auch mit der Hand bedienen."

Unterdessen hatten die Stadtwerke die Ursache der Störung bereits ermittelt: Es war ein Kurzschluss auf einer Hochspannungsleitung im Bereich der Bachstraße. "Wir haben Ringleitungen und haben von einer Leitung auf die andere umgeschaltet", sagte Techniker Michael Dreiling, der die Störung behoben hat. Somit gingen aufregende zehn Minuten ohne irgendwelche Schäden zu Ende. Es gab nicht mal vermehrte Maßkrugdiebstähle im Schutz der Dunkelheit. Lediglich die letzten Gickerl am Grill, bei denen der Elektromotor ausfiel, erlitten einseitige Verbrennungen.

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