Erdinger Friseure:Einschneidendes Datum

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Bettina Kagerl vergibt telefonisch einen Termin nach den anderen an Kunden, die in ihren Salon kommen wollen. (Foto: Stephan Görlich)

Die Friseurbranche atmet auf: Am 1. März dürfen die Salons wieder öffnen. Viele Inhaber sind finanziell am Limit

Von Diana Mammana, Erding

Eine ganze Branche atmet auf. Am 1. März dürfen etwa 80 000 Friseursalons in Deutschland unter strengen Hygienemaßnahmen wieder öffnen. Ein Lichtblick auch für die Friseure im Landkreis Erding. Obermeisterin Bettina Kagerl von der Friseurinnung Erding ist froh über die Entscheidung des Bundeskabinetts.

Nach elf Wochen der Schließung dürfen die Salons ihre Türen wieder öffnen, so die Entscheidung der Bundesregierung. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hat den Arbeitsschutzstandard für das Friseurhandwerk erneut überarbeitet und an die aktuelle Situation angepasst. Im Mittelpunkt der Anpassungen stehe vor allem der Schutz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wie der Zentralverband des deutschen Friseurhandwerks in seiner Pressemitteilung vor kurzem bekannt gab.

Unter strengen Hygieneschutzmaßnahmen dürfen die Salons jetzt pro zehn Quadratmeter einen Kunden bedienen. "Eigentlich sind wir ein Team von sieben Mitarbeitern, jetzt stehen wir erst einmal zu viert im Laden, mehr ist nicht erlaubt, aber das ist besser als nichts," sagt Bettina Kagerl, die Obermeisterin der Friseurinnung Erding. Zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen müssen Trennwände eingezogen werden. Die Haare werden im Salon gewaschen, bevor es losgeht. Die regelmäßige Desinfektion des Arbeitsplatzes und ein medizinischer Mund-Nasenschutz für Kunden und Mitarbeiter sind Pflicht. "Das ist zwar mehr Arbeit, aber wir tun alles, um einen sicheren Besuch zu ermöglichen", so Kagerl.

Jetzt geht es vor allem darum, die Terminvergabe zu koordinieren. "Das Telefon klingelt in einer Tour, aber jetzt sind erst einmal die Kunden dran, die seit Dezember auf einen Termin warten. Für die nächsten sechs bis acht Wochen sind wir ausgebucht", sagt Viktoria Bauer, vom "Haaroom" in Erding. Die Freude in der Branche ist groß. Der 1. März fällt auf einen Montag. Eigentlich ein Ruhetag für viele Salons. Bettina Kagerl macht ihr "Haarreich" am 1. März aber trotz des Ruhetags auf. Sie ist seit zehn Jahren selbständig. Ihr ganzes Team ist in Kurzarbeit. Ihre kompletten Ersparnisse sind aufgebraucht. Um den Salon zu halten, musste sie einen Kredit aufnehmen. Vom ersten Lockdown habe sie sich noch nicht erholt. "Es warten ja nicht nur die Kunden, wir sind finanziell am Limit. Und jetzt können wir wenigstens das Ostergeschäft mitnehmen," so Kagerl.

Zustimmung auch von ihrer Kollegin und Friseurmeisterin Viktoria Bauer. "Meine Mitarbeiter haben in der Kurzarbeit zwar weniger verdient, aber wir Inhaber haben gar nichts verdient, seit Monaten. Wir sind aus dem Raster gefallen. Und die Überbrückungshilfen III sind erst seit ein paar Tagen beantragbar," betont Viktoria Bauer.

© SZ vom 15.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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