Erdinger Fahrschulen:"Ein bisschen was besonderes"

Fahrschule

Fahrlehrer Christian Fragner (Bild) bietet Fahrstunden im Jaguar an, die Fahrschule Flittner lockt mit einem Porsche.

(Foto: Falk Heller)

Harter Wettbewerb: Fahrschulen im Landkreis versuchen mit einem interessanten Fuhrpark zu punkten und setzen auch auf Simulatoren oder Seminare gegen Prüfungsangst.

Von Regina Bluhme, Erding

Es muss nicht immer ein Golf sein. In Erding können Fahrschüler auch mal einen Porsche oder Jaguar ausprobieren. Die Fahrschulen im Landkreis lassen sich mittlerweile ganz schön was einfallen. Nicht nur mit einem interessanten Fuhrpark versuchen sie bei den Schülern zu punkten. Sie setzen im Unterricht zusätzlich auf Videofilme oder auf Fahrsimulatoren, bieten maßgeschneiderte Workshops und Intensivkurse an und sogar Seminare gegen Prüfungsangst. Manch einem wird die Werbung mittlerweile sogar ein wenig zu bunt.

Einen Jaguar hat nun wirklich nicht jeder. "Wir wollten halt ein bisschen was Besonderes bieten", berichtet Christian Fragner aus Erding. Er leitet in dritter Generation die gleichnamige Fahrschule. Früher sei ein BMW "wirklich noch was ganz Besonderes gewesen", heute hat seine Fahrschule neben BMW auch Audi und Golf stehen "und eigentlich sind alle gleich beliebt." Der Jaguar komme gut an, berichtet er, es sei aber nicht so, dass alle nur noch den prestigeträchtigen Wagen aus Großbritannien fahren wollten. "Das ist auch eher ein Auto zum Ausprobieren, mal was Anders zum Fahren", fügt Fragner hinzu.

Der Porsche kostet ein bisschen mehr

Ähnlich verhält es sich mit dem weißen Porsche Cayman, der zum Fuhrpark der Fahrschule Flittner gehört. Er werde gut angenommen, berichtet Fahrschulinhaber Christoph Flittner, auch wenn die Stunde mit dem Porsche etwas mehr koste als ein "normaler" Fahrschulwagen. Allerdings sei der Sportwagen weniger für absolute Anfänger gedacht, sondern solle Fahrschülern einmal die Gelegenheit geben, ein Auto mit etwas mehr PS auszuprobieren und so ein besseres Gespür dafür zu bekommen. "Meist kommt er bei Autobahnfahrten zum Einsatz", fügt Flittner hinzu.

In der Erdinger Fahrschule Englberger ist der Golf "weiterhin das beliebteste Auto", wie Geschäftsführer Alois Klauser berichtet. Und bei Rudolf Steidler von der gleichnamigen Fahrschule in Hörlkofen stehen seit Jahr und Tag nur Hyundai bereit "und von meinen Fahrschülern hat auch noch nie jemand nach einer anderen Automarke gefragt", berichtet er.

"Letztendlich ist es vollkommen egal, mit welchem Auto man das Fahren lernt", sagt Andreas Hölzel, Verkehrsexperte und Sprecher des ADAC. Grundsätzlich sollten die Schüler in den Fahrschulen "das Rüstzeug vermittelt bekommen, jedes Fahrzeug fahren zu können und damit sicher durch den Verkehr zu kommen."

Apropos Verkehr: Längst vorbei sind die Zeiten, als man als "Landei" aus Erding auf Münchens Straßen ins Schwitzen gekommen ist. Wer heute in Erding Autofahren lerne, sei dank Kreisverkehr, mehrerer Rechts-vor-Links-Straßen und dem stark angewachsenen Verkehrsaufkommen für die Großstadt gestählt, lautet die Erfahrung von Christian Fragner.

Bis 2500 Euro kostet ein Führerschein

Der ADAC hat auf seiner Jugendwebseite eine Checkliste für Fahrschulen veröffentlicht. Wichtigstes Kriterium: Auf die Kosten schauen. Ungefähr zwischen 2000 bis 2500 Euro kostet laut Christian Fragner heute ein Führerschein. Dabei sind zwölf Stunden vorgeschrieben, wie zum Beispiel die Autobahn- oder Nachtfahrt. Beim theoretischen und auch praktischen Unterricht setzen alle Fahrschulen mittlerweile auf die Mithilfe des Internets. Das Lehrmaterial für die theoretische Prüfung erhalten die Schüler auch als Lern-Apps fürs Handy. "Das ist mittlerweile Standard", weiß Fragner.

Alois Klauser beispielsweise setzt zudem auf einen Fahrsimulator. Vor dem Bildschirm können Fahrschüler "bequem und in aller Ruhe erst mal das Kuppeln üben oder das Schalten in die verschiedenen Gänge", sagte Klauser. Darüber hinaus können sich die Schüler in Videofilmen über Erdings kniffelige Verkehrsknoten, die besonders gerne bei der Führerscheinprüfung angefahren werden, informieren. Christoph Flittner hat sogar mit Hilfe von Drohnen Videofilme aufnehmen lassen.

In den ein- bis dreiminütigen Einspielern erhalten die Schüler im Internet erste Einblicke und Informationen zum richtigen Abbiegen oder Einordnen, zum Beispiel bei der mehrspurigen Pretzener Kreuzung. Freilich könne das die Praxis nicht ersetzen, "aber wenn er die Situation schon mal gesehen hat, tut sich der Schüler leichter mit dem Umsetzen", ist Flittner überzeugt. Und ma n brauche vielleicht auch weniger Stunden.

Seit einiger Zeit haben Fahrschulen zu dem noch jede Menge Workshops im Angebot, zum Beispiel für Fahrsicherheit oder für sparsames Autofahren, zudem Intensivkurse in den Ferien und bei Flittner gibt es ein Seminar, das den Fahrschülern die Angst vor der Prüfung nehmen soll.

Christian Fragner stört sich ab und zu an der aggressiven Werbung mancher Kollegen. "Vieles ist toll verpackt, aber es steckt eigentlich nichts Neues dahinter", sagt Fragner. Wenn jemand einen "Schülerabholservice bei praktischen Fahrten" anpreise, dann ärgere ihn das schon ein wenig, "denn ich kenne keine Fahrschule, die das nicht macht". Auch sein Kollege Rudolf Steidler findet, dass da manches als neu verkauft werde, "was doch längst Standard ist".

Manchmal verzichten Fahrschulen aber auch bewusst auf Werbung. Christoph Flittner hat zum Beispiel den "Mercedes Undercover" im Angebot. Dieser Wagen ist komplett unbeschriftet. Ihn benutzen zum Beispiel gerne Fahrschüler auch älteren Semesters, die wegen einer Trunkenheitsfahrt ihren Führerschein verloren haben und jetzt nochmals Stunden nehmen müssen. Christoph Flittner weiß, warum. Sie wollen von Nachbarn oder vom Chef nicht in einem Fahrschulauto gesehen werden und deshalb möglichst unauffällig durch die Stadt kommen. Undercover eben.

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