Erding:Zweites Bahngleis durch den Stadtpark

Pläne des Verkehrsministeriums erschrecken Kommunalpolitik, denn nun sind alte Buchen bedroht. Bürgermeister Gotz kündigt Widerstand an.

Antonia Steiger

Das bayerische Wirtschaftsministerium hat die Stadt Erding offenbar überrascht: Wie Bürgermeister Max Gotz (CSU) am Dienstag im Stadtrat sagte, ist zwischen Erding und Altenerding im Zuge des Baus des S-Bahn-Ringschlusses ein zweites Gleis geplant. Das löst in Erding Entsetzen aus. Denn für dieses Gleis müssten im Stadtpark wertvolle Buchen umgeschlagen werden. Es greift aber auch die Angst um sich, dass eine effektivere Abwicklung des Zugverkehrs kürzere Schließzeiten an den Bahnübergängen bewirken könnte. Und das würde zur Folge haben, dass die Bahnübergängen bleiben könnten, wie sie sind. Auf Nachfrage der SZ bestätigte dies das Wirtschaftsministerium: Durch das zweite Gleis zwischen Erding und Altenerding verkürzten sich die Schließzeiten der Schranken. Für eine Auflösung des Bahnübergangs an der Haager Straße gebe es daher keinen Grund. Die Erdinger Politik hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Gleise auf einer möglichst langen Strecke unterirdisch verlaufen, das betonte Gotz. Aber auch die Bahnübergängen hat er im Visier: Bleiben sie, wie sie sind, würde eine höhere Taktzahl längere Schließzeiten und längere Staus bewirken. Daher sollen die Schienen tiefer gelegt werden. Das Ministerium teilt dazu nun mit, dass durch die Zweigleisigkeit zwischen Erding und Altenerding "weder die Leistungsfähigkeit noch die Sicherheit des Bahnübergangs Haager Straße eingeschränkt" sei. Für eine Unterführung der Bahn gebe es aus Sicht des Fördergebers keine Grundlage. Es bestehe allerdings die Möglichkeit, den Bahnübergang an der Haager Straße aufzulösen, wenn die Stadt Erding dies wünsche und die Finanzierung von etwa 36 Millionen Euro sicher stelle, schreibt das Ministerium weiter. Laut bayerischem Verkehrsministerium ist der zweigleisige Ausbau zwischen Erding und Altenerding nichts Neues, das Planungsbüro Obermeyer habe dies bereits in den Stadtratssitzungen am 27. Oktober 2010 und am 31. März 2011 erläutert. Weder am Betriebskonzept noch an den Zugzahlen oder an den Schrankenschließzeiten habe sich seit 2010 etwas geändert. "Das zweite Gleis zwischen Altenerding und Erding ist betrieblich notwendig, da sich in diesem Abschnitt die Züge begegnen werden." Konkret ging die Sprecherin dann auf die Nordvariante ein: Zwischen Altenerding und Erding fahren die S-Bahnen ihr zufolge künftig im 15-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit, Regionalzüge führen dort nicht. Dies sei ebenfalls in den Stadtratssitzungen 2010 und 2011 erläutert worden. Diese Variante gebe der Debatte "eine neue Wendung", sagte Gotz. Daher habe er diese Information so schnell wie möglich weitergeben wollen und sie am Dienstag bekannt gegeben. Diskutiert wird darüber am Donnerstag, 19. April, in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses. Schon recht konkret sind die Konsequenzen für den Stadtpark, sollte das zweite Gleis gebaut werden. Bekanntlich wird der Park derzeit saniert - mit größtmöglicher Behutsamkeit, wie Gotz immer wieder betont. Die Auslichtungsmaßnahmen seien bereits abgeschlossen, sagte er. "Es sind weniger Bäume herausgeschnitten worden als erwartet", sagte er. Doch für das zweite Gleis müsste noch eine weitere Reihe wertvoller Buchen dran glauben. "Die Bäume sind wunderschön, sehr alt und noch äußerst vital." Es sind dies die Bäume entlang der Bahnlinie zwischen Erding und Altenerding westlich der Gleise, die einen der wichtigsten Spazierwege durch den Park säumen. Gotz sagt, dies wäre ein "unverantwortlicher Eingriff".

Erding: Die alten vitalen Buchen sollen stehen bleiben, das war das Ergebnis der Kartierung im Sommer durch Mitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros Narr, Rist,Türk.

Die alten vitalen Buchen sollen stehen bleiben, das war das Ergebnis der Kartierung im Sommer durch Mitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros Narr, Rist,Türk.

(Foto: Bauersachs)
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