Erding:Zeit für einen Generationswechsel

Sebastian Hupfer verlässt nach 22 Jahren den Vorstand der Erdinger Kreisgruppe des Landesbund für Vogelschutz. Sein Nachfolger Sascha Alexander will sich verstärkt dem Biotop Kiesgrube und der Öffentlichkeitsarbeit widmen

Von Sophia Neukirchner, Erding

"So ein Interesse gab es noch nie", sagt Sascha Alexander vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Der 49-Jährige steht seit dem vergangenen Donnerstag an der Spitze der Kreisgruppe Erding und löst damit den langjährigen Vorsitzenden Sebastian Hupfer ab. "Sonst sind Wahlen ja meist zäh", sagt Alexander, "aber dieses mal war es ganz anders". Zehn Plätze im Vorstand konnten problemlos besetzt werden. Das große Interesse der Mitglieder, mehr Verantwortung zu übernehmen, freue ihn sehr: "Das ist ein toller neuer Start."

Es ist der größte Vorstand seit der Gründung der Kreisgruppe im Jahre 1989 und das, obwohl Erding die zweitniedrigste Mitgliederzahl im LBV-Bezirk Oberbayern hat. Es werden zwar stetig mehr Mitglieder, aktuell sind es jedoch nur 272. Zum Vergleich: Die LBV-Kreisgruppe im benachbarten, fast gleich großen Landkreis Ebersberg hat 771 Mitglieder. Entscheidend sei aber nicht die Anzahl der Mitglieder, sondern die Zahl der wirklich Aktiven, sagt Matthias Luy, Leiter der Bezirksgeschäftsstelle Oberbayern: "Und davon hat Erding viele und zudem noch ein großes Wachstumspotenzial."

Erding: Sebastian Hupfer hat an seinen Nachfolger Sascha Alexander übergeben.

Sebastian Hupfer hat an seinen Nachfolger Sascha Alexander übergeben.

(Foto: Sabine Meyer/oh)

Das Augenmerk des Vereins soll 2017 auf den zahlreichen Kiesgruben im Landkreis liegen. 90 "überwiegend aktive" Abbaustellen gibt es laut Luy im Landkreis. Die Kiesgruben wurden bisher vom LBV wenig beachtet, "einfach weil der Naturschutz ein Fass ohne Boden ist und andere Themen auf der Tagesordnung standen", sagt Luy. Sie seien aber laut Alexander "besonders wertvoll und hoch spannend". Hupfer erklärt: "Brachflächen, wie sie durch den Gesteinsabbau entstehen, sind wichtig für Arten wie die Gelbbauchunke und die steilen Abbauwände gefluteter Anlagen ein Lebensraum für Uferschwalben."

Zudem will sich Alexander verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit widmen, Vorträge und Podiumsdiskussionen organisieren, aber auch Weiterbildungen und Exkursionen für Mitglieder. Er möchte dafür mehr mit anderen Naturschutzvereinen zusammenarbeiten. Am 10. März gibt es bereits den ersten Vortrag über Fledermäuse in der Volkshochschule in Erding zu hören, es folgen weitere über den Vogel des Jahres, den Waldkauz, als Vertreter für naturnahe Wälder und eine von Alexander geführte Vogelstimmenwanderung am 2. April.

Alexander

Der 49-jährige Sascha Alexander stammt aus Norddeutschland und lebt seit 14 Jahren in Erding.

(Foto: privat)

Alexanders Vorgänger Sebastian Hupfer war mehr als 22 Jahre in der Vorstandschaft tätig. "So lange engagieren sich heutzutage kaum noch Menschen", sagt Luy. Der 65-jährige Landschaftsarchitekt war zunächst zweiter Vorsitzender, 2004 übernahm der Erdinger den Vorsitz. Er engagierte sich vor allem in der Biotoppflege, organisierte zahlreiche Arbeitseinsätze und hielt Vorträge. Für seinen Einsatz wurde er 2011 mit dem Umweltpreis der Stadt ausgezeichnet. Er ist als stellvertretender Naturschutzbeirat für den Landkreis tätig und will weiterhin dem LBV mit "Rat und Tat zur Seite stehen". Aber es sei, wie er sagt, Zeit für einen Generationswechsel gewesen: "In Erding ist der Nutzungsdruck auf die Flächen sehr stark, da gibt es einen stetigen Bedarf an engagierten Ehrenamtlichen im Naturschutz."

Das sieht auch sein Nachfolger, Sascha Alexander, so: "Naturschutz ist alternativlos." Der 49-Jährige kam vor 14 Jahren nach Erding, allein in dieser kurzen Zeit habe er starke Veränderungen im Landkreis bemerkt: "Die Natur geht immer weiter zurück." Der Bebauungsdruck auf die noch freien Flächen und das Verkehrschaos seien gewaltig: "Da leiden alle drunter, Tiere, Bauern, Anwohner." Seine Vision sei es, durch Landschaftspflege, Lebensqualität zu erhalten. Alexander stammt von der dänischen Grenze, ist seit Kindertagen Mitglied im NABU, war Vogelwart an der Ostsee und trat mit dem Umzug nach Bayern in den Bund Naturschutz ein. Seit einem Jahr ist er Mitglied der Erdinger Kreisgruppe des BLV: "Der LBV hat einen Stempel als Vogelschutzorganisation, den Biotop und Artenschutz betreiben wir jedoch ebenso stark", erklärt Alexander, der im Marketingbereich einer IT-Firma arbeitet: "Wir haben auch starke Arbeitsgemeinschaften zu Biene, Fledermaus, Schmetterling und Fischen."

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