Erding:Wenn es denn sein muss

Warum die Pipelines gebaut werden

Die jeweiligen Betreiberfirmen der beiden Erdgaspipelines (die Loopleitung Forchheim-Finsing sowie die Monaco I-Leitung) geben unterschiedliche Grüne an, warum diese Bauwerke nötig sind. Bayernets als Betreiberin der Monaco-Leitung brauche diese Röhre, um ihre Netzkapazität zu decken. Laut Bayernets haben Kraftwerke im Raum München und Deggendorf sowie die nachgelagerten Stadtwerke erhöhten Bedarf an Erdgas. Die Leitung ist im Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur daher "als für den sicheren und zuverlässigen Netzbetrieb erforderliche Maßnahme" enthalten.

Auch die Loopleitung Forchheim-Finsing ist politisch gewollt. Sie soll den Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt fördern und wird direkt neben einer bestehenden Leitung des Konkurrenten Bayernets gebaut. Die 74 Kilometer lange Leitung soll zudem die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems in Nord-Süd-Richtung erhöhen und so - wie auch im Fall der Monaco-Leitung - die Versorgungssicherheit der einwohnerstarken Gebiete in Südbayern weiterhin sicherstellen. Erdgasleitungen gibt es übrigens schon einige im Landkreis: Neben der bestehenden aus Freising kommenden Leitung stoßen in Finsing noch drei andere Pipelines zusammen, und auch durch das Holzland Richtung Süd-Osten führt eine solche. webe

Zwei große Pipeline-Baustellen werden in den kommenden Jahren den Süden und Westen des Landkreises beschäftigen. In den betroffenen Kommunen ist man alles andere als glücklich

Von Mathias Weber, Erding

Moosinning kann jetzt nur noch abwarten. Vor der Sommerpause hatte Bürgermeisterin Pamela Kruppa (CSU) Vertreter der Firma Open Grid Europe im Rathaus begrüßt und klar gemacht, was die Verwaltung an dem Infrastrukturprojekt stört, das die Firma quer durch den westlichen Landkreis bauen will - und das schon mal als "gigantisch" beschrieben wird. Eine Pipeline will die Firma aus Essen nämlich bauen, "Loopleitung Forchheim-Finsing" heißt sie offiziell.

Die Leitung wird in Forchheim in Oberfranken beginnen, in Finsing enden und im Landkreis Erding die Gemeinden Eitting, Oberding, Moosinning und Neuching queren. Dem Betreiber zufolge soll die Leitung, die im Durchmesser einen Meter haben wird, neben einer schon existierenden Leitung im Erdreich verlegt werden (die in den 70er-Jahren verlegt wurde). Auch wenn grundsätzlich bei den betroffenen Gemeinden Einverständnis für das Projekt herrscht - froh darüber ist keiner, vor allem mit Ausblick auf die Baustelle, die für mehrere Monate und Jahre für Einschränkungen auf den Fluren sorgen wird. Der Baubeginn liegt noch in weiter Ferne, vor 2017 wird es wohl nicht losgehen. Die Planfeststellung soll im kommenden Jahr beginnen, in Betrieb gehen könnte die Leitung dann 2018.

Manche Gemeindegebiete, etwa die von Eitting und Oberding, streift die Röhre nur. In anderen Gemeinden befürchtet man aber, dass die Leitung die Ortsentwicklung beeinträchtigen könnte. Moosinning ist so ein Fall: Die von Open Grid Europe vorgeschlagene Trasse würde unter der schon lange von der Gemeinde geforderten Ortsumfahrung liegen. Wird die eines Tages gebaut, könnte es zu Problemen kommen. Bürgermeisterin Kruppa hat das Problem dem Unternehmen geschildert und "Druck aufgebaut", wie sie sagt. Seitdem aber hat sie nichts mehr gehört; nun sei es an dem Unternehmen, die Planungen anzupassen.

Das könnte auch im Fall von Neuching passieren. Dort zerschneidet die Pipeline das Ortsgebiet und verläuft zwischen den Ortsteile Oberneuching und Niederneuching. Genau dort ist angedacht, ein neues Sportzentrum zu erreichten, ein Bebauungsplan "Sportflächen" ist in Planung. Auch Bürgermeister Hans Peis (CSU) hat mit Open Grid Europe intensiv diskutiert, ob eine Verlegung der Trasse Sinn macht - tut sie aber offenbar nicht. Die Tennisplätze werden nun wohl an einem anderen Ort innerhalb des fünf Hektar großen Gebietes geplant. Zu der Röhre müssen einige Meter Abstand eingehalten werden, Tennisplätze können nicht einfach darauf gebaut werden, auch wenn nach den Bauarbeiten zum Beispiel wieder Ackerbau möglich sein soll. Im Falle einer Reparatur muss die Röhre schließlich wieder unkompliziert aus dem Erdreich genommen werden können. Bürgermeister Peis nimmt die Röhre und die Umstände, die sie bereitet, hin. Er sagt aber auch: "Es hat uns nicht gefreut". Aber er hat keine andere Wahl, die Infrastrukturprojekte kommen, sie sind politisch gewollt. Peis ist sogar doppelt betroffen: Neben dem Zielort Finsing ist Neuching nämlich die einzige Gemeinde, durch die noch eine zweite Röhre ähnlichen Ausmaßes gebaut wird.

Die Monaco-Pipeline nämlich, die sich von Burghausen kommend durch den südlichen Landkreis schlängeln wird, streift auch das Gemeindegebiet von Neuching - allerdings nur knapp. Die Planungen der Firma Bayernets sind weit gediegen: Das Projekt befindet sich Mitten in der Planfeststellungsphase. Wie es von Bayernets mit Sitz in München heißt, wäre ein Baubeginn im Jahr 2016 bereits möglich - sollte man sich bis dahin mit den Eigentümern der notwendigen Grundstücke geeinigt haben. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Konzert mit dem Bayerischen Bauernverband auf eine Rahmenvereinbarung geeinigt. Darin wird geregelt, unter welchen Bedingungen und zu welchen Entschädigungssätzen Grundstücke für die Leitungsbaumaßnahme in Anspruch genommen werden sollen. Für private Grundstückseigener und für Kommunen muss die Entschädigung individuell ausgehandelt werden. Ob diese Verhandlungen den Baubeginn noch weiter verzögern, diese Frage beantwortet Bayernets nicht. Schriftlich heißt es nur: "Laut Netzentwicklungsplan ist die Inbetriebnahme für das Projekt Monaco I für Ende 2017 vorgesehen."

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