Erding:Weihnachtliche Frömmigkeit

An Weihnachten werden in der Erlöserkirche wieder Extra-Stühle aufgestellt. Die evangelische Pfarrerin Andrea Oechslen über Weihnachten und warum viele Menschen in die Christmette gehen.

Sylvia Loth

Wer in den Weihnachtstagen in die Kirche geht, erlebt meistens Trubel: Die Kirchenbänke sind bis auf den letzten Platz besetzt, zum Teil müssen die Gottesdienstbesucher stehen oder eine Stunde später wiederkommen. Warum die Gottesdienste an Weihnachten so beliebt sind, erklärt die evangelische Pfarrerin Andrea Oechslen aus Erding.

Erding: COLOR - Am Sonntag ist Totensonntag, der von den evangelischen Christen als Gedenktag für die Verstorbenen begangen wird und für die Katholiken der Christkönigstag ist.Traditionell thematisiert der letzte Sonntag im Kirchenjahr in besonderer Weise die Erwartung des Jüngsten Tages. Das Kreuz symbolisiert nicht nur den Opfertod Jesu Christi, sondern auch die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen (waagerechte Achse des Kreuzes), sowie mit dem Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes). Unser Bild entstand in Grünbach. Wahrzeichen des Friedhofs ist das Doppelkreuz aus oxidiertem Edelstahl, in dessen Mitte eine Glocke eingelassen ist. Das Werk stamm von Walter John. pba/Foto: Peter Bauersachs

COLOR - Am Sonntag ist Totensonntag, der von den evangelischen Christen als Gedenktag für die Verstorbenen begangen wird und für die Katholiken der Christkönigstag ist.Traditionell thematisiert der letzte Sonntag im Kirchenjahr in besonderer Weise die Erwartung des Jüngsten Tages. Das Kreuz symbolisiert nicht nur den Opfertod Jesu Christi, sondern auch die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen (waagerechte Achse des Kreuzes), sowie mit dem Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes). Unser Bild entstand in Grünbach. Wahrzeichen des Friedhofs ist das Doppelkreuz aus oxidiertem Edelstahl, in dessen Mitte eine Glocke eingelassen ist. Das Werk stamm von Walter John. pba/Foto: Peter Bauersachs

(Foto: Peter Bauersachs)

SZ: Pfarrerin Oechslen, ist Ihre Kirche an Heiligabend auch überfüllt?

Andrea Oechslen: Ja. Wir haben allein an Heiligabend neun Gottesdienste in unseren sechs Kirchen, die zur Gemeinde Erding zählen sowie im Gemeindezentrum. Das Einzugsgebiet der Kirchengemeinde Erding umfasst etwa 8000 Menschen. Bei den zwei Familiengottesdiensten, die ich in der Erlöserkirche halten werde, rechnen wir mit 300 Menschen, so dass extra Stühle aufgestellt werden müssen.

SZ: Wie sieht der Besucherandrang im übrigen Kirchenjahr aus?

Oechslen: Im Sommer haben wir Sonntage, in denen in unseren Außenorten teilweise nur zehn Leute kommen. Dann gibt es Monate, in denen wir einen regen Kirchenbesuch haben, zum Beispiel wenn neue Konfirmandengruppen beginnen.

SZ: Gehen die Menschen nur aus Tradition an Weihnachten in die Kirche oder beschäftigen sie sich tatsächlich in dieser Zeit mehr mit dem christlichen Glauben?

Oechslen: Ich glaube nicht, dass es lediglich eine Tradition ist, die weitergeführt werden muss. Ohne die Erzählung der Weihnachtsgeschichte und das gemeinsame Singen der Kirchenlieder fehlt vielen Menschen ein Stück vom Weihnachtsfest. Der Heiligabend-Gottesdienst ist keine missionarische Angelegenheit. Er verändert den Glauben und die Einstellung der Menschen nicht. Vielmehr wollen die Menschen den Zusammenhalt, die Atmosphäre spüren und das Fest der Geburt Jesu Christi feiern. Oder sie wollen zeigen, dass sie Christen sind und sich der christlichen Gemeinde zugehörig fühlen.

SZ: Ist das für Sie befriedigend? Würden Sie sich nicht wünschen, dass die Leute sich kontinuierlicher mit dem Glauben an Gott auseinandersetzen?

Oechslen: Diese Auseinandersetzung gibt es, aber sie ist eher lebensgeschichtlich bedingt und nicht so sehr durch das Kirchenjahr. Es kommen immer wieder einzelne Menschen auf mich zu und wollen über Glaubensfragen sprechen. Zum Beispiel Eltern, die vor der bevorstehenden Taufe ihres Kindes selbst diesen Akt nachholen möchten. Kürzlich bat mich ein Herr nach einer Beerdigung um ein persönliches Gespräch. Er las gerade ein theologisches Buch und wollte seine Fragen mit einem Theologen klären.

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