Zuletzt musste man sich ja Sorgen machen um das Isental: Von allen Seiten ist es durch gigantische Infrastrukturprojekte bedroht, durch die Autobahn 94, die gerade im Bau ist, und vielleicht schlängelt sich in einem Jahrzehnt eine ertüchtigte B 15 durch den östlichen Landkreis, und mit den vielen Autos verliert das Isental ein wenig von seinem Reiz. Zeit also für gute Nachrichten aus der Gegend um Dorfen und einen ganz anderen, nicht alltäglichen Blick auf die örtliche Kulturszene. Die blüht dort nämlich ähnlich wie die Blumen entlang der Isen, und wer sich einen Blick hinter die Kulissen der Kreativen verschaffen will, hat am kommenden Wochenende Gelegenheit dazu. Zwölf Künstler aus der Region öffnen am Samstag, 20. Juni, und am Sonntag, 21. Juni, ihre Ateliers für die Öffentlichkeit, "Offene Ateliers Isental" nennt sich die Aktion. Sie hat ihren Reiz: Besucher können nicht nur verschiedene Orte und die kreative Atmosphäre in den Ateliers kennenlernen - von den Zentren Isen und Dorfen bis zu kleineren Ortschaften und Weilern wie Innerbittelbach, Loipfing, Grüntegernbach und Höselsthal; auch ganz unterschiedliche Künstler, ihre Werke und ihre Herangehensweisen sind zu entdecken: Da ist zum Beispiel die Architektin und Künstlerin Geraldine Frisch in Isen, die nicht nur mit Öl malt, sondern auch Fotografien und Videoarbeiten erstellt, die Bildhauerin Eva Sarosi, die ebenfalls in Isen arbeitet, oder die Familie Walde aus Innerbittlbach bei Lengdorf: Christa Walde gestaltet Ton, Erhard Walde ist Schmied und ihre Tochter Daniela beschäftigt sich mit Goldschmiedekunst. Wenige Tage vor den Offenen Ateliers im Isental hat die Erdinger SZ mit einigen Künstlern gesprochen: über ihre Arbeit, über ihre Inspirationen, über die Wertschätzung der Kunst im östlichen Landkreis.
Thomas Bachmaier
Was ist der Dorfener Thomas Bachmaier jetzt eigentlich: Künstler oder Unternehmer? "Ein wenig von beiden", sagt er. Bachmaier ist ein so genannter "Lichtkünstler", aus Kupfer und Edelstahl stellt er Lampen her, jedes Stück ein Unikat. Er lebt davon: In Dorfen hat er einen Showroom, er verkauft seine Stücke in ganz Europa, in seiner Heimatstadt genauso wie in München, in der Schweiz oder sogar in Irland.
Bachmaier, der sein Atelier in der Zinniengasse in der Dorfener Innenstadt hat, ist Autodidakt. Lange Jahre war er als Fernmeldemechaniker bei der Post angestellt, nach einem Unfall musste er in Frührente. Zu dieser Zeit hat er sich immer mehr für Kunst interessiert, hat Lyrik ausprobiert, Gemälde erstellt, Holzskulpturen geschnitzt, Kalligrafien gezeichnet. Schließlich kam er zur Kupferbearbeitung, der er heute noch trau ist und mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient. Dass sich die Künstler rund um Dorfen und Isen am kommenden Wochenende der Öffentlichkeit präsentieren, darüber freut er sich. Und sagt aber auch: Manchmal würde er sich in seiner Heimatstadt ein wenige mehr Wertschätzung für die Kunst wünschen.
Uschi Strick
Zu groß, sagt Uschi Strick, dürfen ihre Bilder nicht werden: "Weil sie sonst nicht mehr ins Auto passen", lacht sie. Denn mobil muss sie sein, wenn sie ihre Acryl- und Ölbilder ausstellen oder zu einem Käufer nach Hause bringen will: Die Künstlerin Strick wohnt in Höselsthal, einem Weiler mit ein paar Bauernhöfen zwischen Isen und Dorfen. Vor 40 Jahren ist sie in eines der Bauernhäuser gezogen, ursprünglich kommt sie aus Düsseldorf, hat dort Ausdruckstanz studiert, in Wuppertal Malerei, und in München Bildhauerei. Heute arbeitet sie freischaffend in Höselsthal, dort hat sie neben ihrem Atelier auch eine Galerie, in der sie ihre Werke ausstellt und die den Besuchern an diesem Wochenende auch offen steht. Dort kann man ihre älteren Werke betrachten, in denen sich Strick von afrikanischen Kulturen beeinflussen ließ; und auch ihre neuen Bilder sind zu sehen, die mit geometrischen Formen, Linien, Flächen, spielen. Jeden Tag male sie zwar nicht, sagt Strick, sie müsse "den Drang haben". Die Abgeschiedenheit und die Natur in Höselsthal helfen dabei, und Uschi Strick lädt die Besucher, die am Wochenende vorbei kommen wollen, deshalb gleich zu einem Spaziergang ein, rund um ihr Atelier.
Peter Breth und Hannelore Stephani
Peter Breth betrachtet die Veranstaltung als Premiere. Zwar hätten einige der beteiligten Künstler beispielsweise bei Ausstellungen von Art Vilusa oder beim Kunstverein schon einmal gemeinsam Werke ausgestellt, eine gemeinsame Präsentation in dieser Form habe es aber bislang noch nie gegeben. Die Künstler hätten sich darauf verständigt, einen Querschnitt ihres Schaffens zu zeigen: "Ältere Werke, Werke, die noch nie ausgestellt wurden und aktuelle Arbeiten." Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Hannelore Stephani, die in seinem Haus in Grüntegernbach wohnt und ebenfalls bei der Ausstellung ihre Werke präsentiert, sei er vor kurzem in Carrara gewesen, wo sie mit weißem Marmor gearbeitet haben. Auch davon werden sie ein paar Objekte zeigen. Breth hat unter anderem einen weißen Raben aus dem Stein geklopft; ein typisches Objekt für den hintersinnigen Humor des Grüntegernbachers. In seinem Garten, wo sich auch die Werkstatt befindet, ist viel Platz, um seine vielfältigen Arbeiten zu zeigen, die über viele Jahre hinweg entstanden sind. "Wir sind keine hochtrabenden Künstler", sagte Breth, " sondern Autodidakten mit einer Passion. Uns treibt ein ernsthaftes Bemühen, neue Ideen zu verwirklichen." In seinem Heimatort ist der Künstler im Übrigen bekannt wie ein bunter Hund. Wer die Adresse Grünbacher Straße 16 nicht auf Anhieb finden sollte, dem kann jeder Passant im Ort weiterhelfen.
Weite Informationen zu den einzelnen Künstlern sowie die jeweiligen Adressen der Ateliers sind unter www.offene-ateliers-isental.de zu finden. Im Oktober wird es noch eine gemeinsame Ausstellung aller teilnehmenden Künstler im Rathaus Isen geben.