Süddeutsche Zeitung

Erding:Warten auf den letzten Tornado

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Im Frühjahr 2013 landet ein Kampfflugzeug in Erding. Wenn es instandgesetzt wieder abfliegt, kann der Flugbetrieb eingestellt werden. In Dezember wird zunächst der Führungsstab neu aufgestellt

Antonia Steiger

- Im Frühjahr 2013 landet der letzte Tornado in Erding, der am Fliegerhorst instandgesetzt wird. Etwa eineinhalb Jahre dauert die Runderneuerung eines Kampfflugzeuges. Wenn dieser Tornado Erding fliegend verlassen hat, kann der Flugbetrieb eingestellt werden, das erläuterte Oberst Michael Rethmann der Süddeutschen Zeitung. Der nächste Schritt der Bundeswehrreform ist jedoch schon in wenigen Wochen die Außerdienststellung des in Erding beheimateten traditionsreichen Luftwaffeninstandsetzungsregimentes 1. Der formale Akt dazu findet in Penzing am Montag, 17. Dezember, statt. Wie Rethmann sagte, ändert sich für den Unterbau dadurch - zunächst einmal - nichts.

Dass der Appell in Penzing stattfindet, erklärt Rethmann mit dem Stress, unter dem die Bundeswehr im allgemeinen und das Luftwaffenmusikkorps aus Neubiberg im speziellen steht. Das Korps begleitet alle wichtigen Appelle mit seinen Märschen, doch der Terminkalender der Musiker ist randvoll. Daher hat Generalmajor Günter May angeordnet, dass mehrere große Veränderungen zusammengefasst abgefeiert werden. In Penzing werden drei Einheiten außer Dienst gestellt und zwei neu aufgestellt. Für Erding bedeutet dies: Das Luftwaffeninstandhaltungsregiment 1 wird aufgelöst, das Waffensystemunterstützungszentrum 1 wird in Dienst gestellt. Derzeit gibt es in diesem Bereich 72 Dienstposten, in der neuen Struktur werden es etwa 78 sein. Denn zur mechanischen und elektronischen Instandsetzung begibt sich nun auch die Softwareproduktion unter das Dach des vorerst noch in Erding angesiedelten Stabes des Waffensystemunterstützungszentrums 1.

Auch wenn vorerst für die Erdinger Mitarbeiter alles beim alten bleibt, sei die Unsicherheit groß, sagt Rethmann. Denn die Struktur, die die Einheiten nun einnehmen, ist nur von vorübergehender Dauer. Im Laufe des Jahres 2013 werde geklärt, welcher Posten welchen Auftrag wo erledigt. Erst dann kläre sich, wer künftig wo arbeitet. "Seit einem Jahr wissen die Mitarbeiter, dass der Fliegerhorst geschlossen wird. Aber frühestens in einem Jahr erfahren sie, wohin sie versetzt werden", sagt Rethmann. Dies trage nicht zu einer verbesserten Stimmung bei. Erstaunlich sei das aber nicht. Die Veränderungen müssten vorbereitet werden, alle müssten diverse Stationen durchlaufen. "Es wird fast jede Einheit in der Luftwaffe verändert. Das betrifft etwa 22 000 Dienstposten." Und auch der Kommandeur selbst weiß noch nicht, wie es für ihn weitergeht. Rethmann sagte, er gehe davon aus, in Erding zu bleiben, denn er sei "eine von ganz wenigen Konstanten" in der Instandsetzung. Kommandeur wird er aber wohl nicht bleiben, denn der Kommandeur des neuen Waffensystemunterstützungszentrums 1 wird einer anderen Besoldungsgruppe angehören. Derzeit arbeitet Rethmann zudem ohne Stellvertreter, dieser Posten ist seit Monaten verwaist. Trotz allem sagt er: "Mir liegt was an dieser Arbeit." In den nächsten vier Wochen werde sich einiges klären.

Die Zeit der ganz großen Veränderungen liegt noch vor dem Fliegerhorst. Denn das Waffensystemunterstützungszentrum 1 bleibt nur so lange in Erding, bis in Manching die Infrastruktur stimmt. Dort gebe es zwar viel Infrastruktur, sagt Rethmann. Aber das meiste gehöre zu EADS, das wenigste zum Militär. Der administrative Bereich sei schnell untergebracht, komplizierter sei der arbeitstechnische mit 170 Mitarbeitern. Sie benötigen Hydraulik, Starkstrom, Druckluftleitungen und anderes. Von einem Arbeitsbereich wird sich die Bundeswehr aber komplett verabschieden: von der Instandsetzung des Tornados. Das übernimmt die EADS-Tochter Cassidian in Manching. Denn für die künftig nur noch 85 Flugzeuge seien zwei Instandsetzungen - bei der Bundeswehr und in der Industrie - nicht lohnend. Ein paar Soldaten werden noch involviert sein, weil die Bundeswehr diese Fertigkeiten behalten möchte, um in einem Einsatzfall die Flugzeuge reparieren zu können. Die Geräte im Tornado werde jedoch weiterhin die Bundeswehr in Schuss halten.

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Quelle:
SZ vom 20.11.2012
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