Seit diesem Montag finden in einem Konferenzraum am Flughafen München die Erörterungstermine zur geplanten Walpertskirchener Spange statt. Über die 9,5 Kilometer lange Strecke, die komplett neu gebaut werden muss, soll der Flughafen München an das Schienennetz Richtung Südbayern und weiter bis Salzburg angeschlossen werden. Die Walpertskirchener Spange ist die Verlängerung des Schienenlückenschlusses zwischen dem Flughafen München und Erding. Über sie geht es östlich von Erding weiter zur Bahnstrecke Richtung Mühldorf und darüber hinaus Richtung Österreich. Das Planfeststellungsverfahren hat Anfang 2021 begonnen. Die Erörterungstermine markieren gewissermaßen die Halbzeit des Genehmigungsverfahrens.
Zum Auftakt durften die Gemeinden Walpertskirchen und Bockhorn noch einmal ihre Kritikpunkte und Einwände vorbringen, die sie alle bereits vor zwei Jahren schon schriftlich eingereicht haben. Bis Donnerstag sind betroffene Privatleute dran, die sich anwaltlich vertreten lassen. Am Freitag stehen die Einwendungen von "Kommunen, Behörden, Leitungsträger, Spartenträger und sonstige Träger öffentlicher Belange" auf der Tagesordnung. In den kommenden Wochen sind noch mal drei Tage für private Einwender ohne Anwälte reserviert.
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Cristina von Stackelberg ist eine von ihnen. Sie lebt seit 2008 im Weiler Schwarzhölzl, der zur Gemeinde Bockhorn gehört und neben der Bahnlinie München - Mühldorf liegt, ziemlich genau dort, wo später mal die Gleise der Walpertskirchener Spange Richtung Erding abzweigen sollen. Am Montag fährt sie zusammen mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Bürgerinitiative Walpertskirchener Spange zum Erörterungstermin, als Privatperson geht sie am letzten Tag noch einmal hin. Das seien schon wichtige Tage, sagt sie, aber "wir haben nichts Neues für die und die haben nichts Neues für uns". Alle Argumente und Kritikpunkte seien längst bekannt. Es gehe nicht so sehr um das große Ganze, sondern um die vielen Einzelheiten und Details, die ein so großes Infrastrukturprojekt mit sich bringt. Nun geht es um Lärmschutz für Anlieger, Wegeverbindungen von Landwirten, die Entwässerung in bestehende oder zu bauende Systeme, Naturschutz im Kleinen und vieles andere.
Die Weichenstellung für den Verlauf der Walpertskirchener Spange ist längst erfolgt. Entscheidend war ein Beschluss des Stadtrats Erding im Jahr 2012. Mit den Stimmen von CSU und SPD hatte sich der Erdinger Stadtrat für die Nordvariante der geplanten Regionalbahnanbindung und den Bau eines neuen Bahnhofs auf dem Fliegerhorstgelände entschieden. Das bayerische Verkehrsministerium hatte die Erdinger vor die Wahl gestellt, entweder eine Nord- oder die Südvariante zu akzeptieren - und zwar so, wie sie bislang geplant sind. Die Nordvariante beinhaltet die Auflösung des alten Bahnhofs und den Neubau eines neuen Bahnhofs auf dem Fliegerhorstgelände. Bei der Südvariante würde hingegen am alten Standort ein neuer Bahnhof gebaut. Das war deshalb entscheidend, weil vom neuen Fliegerhorst-Bahnhof die Verbindung zur Bahnstrecke München - Mühldorf nur über eine Walpertskirchener Spange laufen kann. Bei der Südvariante wäre es anders gewesen, man hätte eine weiter südlich gelegene Gleisverbindung konzipieren müssen.
Der Bau der Walpertskirchener Spange ist eigentlich mit einer dritten Startbahn am Flughafen verbunden
Hans Handel lebt auch ganz nahe der geplanten Walpertskirchener Spange und engagiert sich ebenfalls in der Bürgerinitiative. Auch wenn es vielleicht schon zu spät ist, wird die BI ihre grundlegende Kritik wiederholen, sagt er. Es gebe zwei Hauptargumente. Zum einen tauge die "planerische Rechtfertigung" nicht mehr. Die Schienenanbindung des Flughafens sei nämlich mit dem Ausbau des Flughafens durch eine dritte Start- und Landebahn verbunden worden. Noch in der Zeit des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) wurde der Konnex aufgestellt, dass eine dritte Startbahn nur möglich sei, wenn die Schienenanbindung des Flughafens verbessert werde. Nun sei doch aber die dritte Startbahn politisch tot, sagt Handel, also falle auch die Rechtfertigung der Walpertskirchener Spange weg. Das zweite Großargument gegen sie seien die Kosten, sagte Handel. Das Projekt sei viel zu teuer und bringe nicht den Nutzen, den man behaupte.
Allerdings ist Handel nicht sehr optimistisch, dass man auf diese Argumente hören werde. Die Entscheidung für die Walpertskirchener Spange sei "politisch" gefällt worden, vor allem durch den Erdinger Stadtrat, der die Entwicklung der Großen Kreisstadt im Auge hatte.