Süddeutsche Zeitung

Erding:Volles Programm

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Martina Vollmuth ist Gemeindeschwester des BRK. Die Bezeichnung kling altmodisch, der Job ist es nicht. Im Kreisverband betreut sie die Pflegeberatung und sie ist Ansprechpartnerin für das Angebot Am Rätschenbach

Von REgina Bluhme, Erding

Martina Vollmuth hat einen Beruf, den es im Landkreis Erding kein zweites Mal gibt. Sie ist die Gemeindeschwester des BRK-Kreisverbands. Die Bezeichnung klingt ein wenig aus der Zeit gefallen, doch die 54-jährige ausgebildete Pflegedienstleitung betreut ein aktuelles Aufgabenfeld. Im Haus der Begegnung Am Rätschenbach in Erding berät sie Betroffene und Angehörige bei Fragen rund um die Pflege. Zudem leitet sie die im Juli gegründete BRK-Koordinationsstelle für Pflegepatienten und Angehörige.

Kurz vor dem vereinbarten Gespräch mit der SZ habe sie noch eine E-Mail erhalten, erzählt Martina Vollmuth. Eine Frau schreibt, sie sei bei der Betreuung ihrer dementen Mutter an ihre Grenzen angelangt, sie könne nicht mehr. Ein Tagespflegeplatz könnte ein wenig Luft verschaffen, aber in Zeiten der Corona-Restriktionen eine schwierige Angelegenheit. Martina Vollmuth versucht zu vermitteln. Nicht nur hier. Die BRK-Gemeindeschwester berät auch über betreute Fahrdienste und häusliche Hilfen und sie gibt Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen für die Pflegegrade. Das Ziel sei, dass die Senioren so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden verbleiben könnten sagt Vollmuth. Immer wieder stellte sie dabei fest, dass sich viele ältere Menschen gar nicht trauten, nach Hilfen zu fragen. Oder dann später überrascht sind, welche Unterstützungsmöglichkeiten es tatsächlich gebe.

Vernetzt zu sein, Kontakte zu pflegen, das sei wichtig. In der neuen BRK-Koordinationsstelle für Pflegepatienten und deren Angehörige, die im Juli auf Initiative der AOK-Erding gegründet wurde, sollen "möglichst viele Netzwerkpartner", Kliniken, Hospizverein, ambulante Dienste, zusammen geführt werden, erklärt Vollmuth. So will die Koordinationsstelle über möglichst alle haupt- und ehrenamtlichen Unterstützungsangebote informieren. "Noch sind wir am Wachsen und Gedeihen", räumt Vollmuth ein. Regelmäßig sollen künftig Treffen stattfinden, um sich austauschen.

Auch mit dem Fachpersonal des neuen Pflegestützpunkts am Landratsamt Erding, der im Januar 2021 starten soll, will Vollmuth eng kooperieren. Der Stützpunkt wird unter anderem weitere Schwerpunkte in der Wohn- und Sozialberatung und auch in der Beratung von Eingliederungs- und Sozialhilfe haben. Eine Vernetzung soll auch mit dem künftigen Pflegekrisendienst des Landkreises erfolgen, der sich an Krankenhauspatienten in der Überbrückungsphase zwischen stationärem Aufenthalt und dem Beginn des Pflegedienstes richtet.

Vollmuth ist auch Ansprechpartnerin rund um das Programm im Haus der Begegnung. Ein großes Thema, so Vollmuth, ist schon seit längerem: Demenz. Jeden Dienstag Nachmittag trifft sich die Demenzgruppe in den Räumen Am Rätschenbach. Es wird gebastelt, geratscht oder auch mal ein Spaziergang unternommen. Sieben Klienten werden von zwei Ehrenamtlichen betreut. "Es gibt inzwischen so viele Nachfragen, dass wir schon Leute vertrösten mussten", sagt Vollmuth. Im Februar soll mit einer zweiten Gruppe gestartet werden. Ehrenamtliche, die sich dort engagieren wollen, seien willkommen, sie müssten jedoch eine fünftägig Fortbildung machen.

Jetzt in der Corona-Zeit muss das gesamte Angebot im BRK-Haus der Begegnung ausfallen. Neben der Demenzgruppe betrifft das zum Beispiel das Gedächtnistraining, aber auch alle Termine wie der wöchentliche Mittagstisch oder der Offene Kaffee-Treff fallen jetzt weg. Und das sei gerade für viele Ältere sehr hart. "Bei uns hatten sie immer jemanden zum Reden, da haben sich Freundschaften entwickelt", sagt Vollmuth. Telefonisch versuche sie den Kontakt zu halten.

Seit zwei Jahren ist Martina Vollmuth Gemeindeschwester des BRK. Sie hat zunächst eine Ausbildung zur Altenpflegerin und später eine Fortbildung im Bereich Demenz absolviert, zuletzt war sie als Pflegedienstleitung in einer Einrichtung im Landkreis Ebersberg tätig. Vollmuth lebt mit Mann und 14-jähriger Tochter in Erding und somit hat die begeisterte Rennradlerin einen kurzen Weg ins Büro. 30 Stunden hat ihre Woche, die flexible Arbeitsstruktur ermögliche es ihr, auch Sprechstunden zuhause bei den Klienten oder am Abend anzubieten. Ihr Job gefalle ihr sehr gut, sagt die BRK-Gemeindeschwester. Dazu gehöre auch die regelmäßige Weiterbildung. Im Januar zum Beispiel werde sie an einer Fortbildung zum Thema "Demenz" teilnehmen. "Man lernt nie aus".

Informationen und Anmeldung für Gesprächstermine gibt es unter Telefon: 08122/8801568 oder unter Email: martina.vollmuth@kverding.brk.de

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Quelle:
SZ vom 25.11.2020
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