Erding:Volkshochschule auf neuen Wegen

Alle freuen sich, das es wieder Präsenzkurse gibt, aber Online-Angebote bleiben fester Bestandteil des Programms

Von Florian Tempel, Erding

Nach vielen einschränkenden Corona-Monaten gehen die Programmmacher der Volkshochschule Erding (VHS) voller Zuversicht ins Herbst-Winter-Semester. "Ich glaube wir haben ein ganz tolles Programm", sagte Claus Lüdenbach beim Pressegespräch am Freitag. Das VHS-Kursheft, das in den vergangenen Wochen allen Haushalten im Landkreis zugestellt worden ist, umfasst auf mehr als 100 Seiten knapp 1000 Kurse. Für Lüdenbach war das Auftaktgespräch zum neuen VHS-Halbjahr aber auch ein Abschied. Nach fünf produktiven Jahren verlässt er Erding und übernimmt die Leitung der Volkshochschule Esslingen.

Den Leiterinnen und Leitern der einzelnen Fachbereiche war die Freude anzumerken, zu einigermaßen normalen Bedingungen zurückkehren zu können. Die Zeit seit Beginn der Pandemie war für die Mitarbeiter der Volkshochschule Erding stressig. Kurzarbeit gab es nie, sondern immer eine Menge zu tun. Erst mussten Absagen und Verschiebungen abgearbeitet werden, dann neue Kursangebote und Konzepte entwickelt werden. In diesem Jahr stellte man zum Beispiel, während der dritten Welle, schnell noch ein konzentriertes Angebot für Juni und Juli zusammen.

Die Notwendigkeit zwischenzeitlich ganz auf digitale Kurse umzustellen, ist zwar vorbei. Doch Online-Kurse, gestreamte Vorträge und Hybrid-Veranstaltungen wird es fortan immer gehen. Franziska Bader, die den Bereich Deutsch- und Integrationskurse leitet, gab ein Beispiel. Vor allem bei Fortgeschrittenen-Kursen sei für nicht wenige Teilnehmer ein Online-Angebot die erste Wahl, weil so der mitunter umständliche und weite Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum VHS-Haus wegfällt oder sich das Problem der Kinderbetreuung auflöst, wenn man zu Hause bleiben kann. In den Anfängerkursen sei Präsenz notwendig, weil zum Beispiel Flüchtlinge in Asylunterkünften keine adäquate Internetverbindung haben.

Eleni Lehner, die Leiterin des Sprachen-Bereichs, sagte, dass sogenannte Hybridkurse eine fortschrittliche Lösung seien: der Kurs findet zwar grundsätzlich in Präsenz statt, falls eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer an bestimmten Tagen nicht dabei sein kann, ist es jedoch möglich über einen Livestream dabei zu sein. In jedem Kursraum gibt es eine Kamera, mit der der Unterricht übertragen werden kann.

Im Fachbereich von Hilde Werner, die sich bei der VHS um alles Künstlerische, Handwerkliche und Kreative kümmert, sind Online-Kurse hingegen nicht so gefragt. "Die Leute wollen zusammenkommen und sich austauschen", wenn sie etwa einen Mal- oder Nähkurs besuchen. Dasselbe gilt für den Gesundheitsbereich, bestätigte Regine Biedenkopf. Es gebe, zum Beispiel bei Yoga- und Entspannungskursen, durchaus auch Interessenten, die sich einen Online-Kurs wünschten, "aber der große Teil will lieber in Präsenz kommen".

Laut Jürgen Ettenauer, der den Bereich Beruf, EDV und Schülerförderung verantwortet, ist die Nachfrage hier sehr unterschiedlich. Die berufliche Weiterbildung "läuft noch etwas schleppend an". Bei den Nachhilfeangeboten ist das ganz anders. Wobei Ettenauer eines betonte: An der VHS Erding werde es auch weiterhin keine Nachhilfe für Grundschulkinder gebe - "aus moralischen Gründen, weil ich den vierte Klasse-Übertrittswahnsinn nicht mitmachen möchte."

Eine Online-Errungenschaft, die in der Corona-Zeit maßgeblich vom scheidenden VHS-Geschäftsführer Claus Lüdenbach entwickelt wurde, wird bleiben: das digitale Wissenschaftsprogramm, bei dem hochkarätige Wissenschaftlerinnen und ausgewiesene Experten Vorträge halten. Manche dieser Vorträge finden live in Erding statt und werden von hier aus live gestreamt. Andere Vorträge werde aus Zürich oder Berlin übertragen. 280 Volkshochschulen haben die Vortragsreihe im Programm. In der Hälfte der Fälle macht auch noch der Deutschlandfunk daraus eine Radiosendung.

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