Erding:Touristen-Hochburg

Für das Jahr 2010 rechnet die Stadt mit neuen Rekordzahlen. Dennoch: Gotz warnt vor Aktionismus bei Hotel-Neubauten.

Matthias Vogel

Die Übernachtungsstatistik der Stadt Erding des vergangenen Jahres liefert Monat für Monat beeindruckende Zahlen. 280.000 Gäste haben dort im Zeitraum von Januar bis November 2010 Quartier bezogen, 65,7 Prozent aller Betten waren damit durchschnittlich ausgelastet, 2009 waren es gut zehn Prozent weniger. Stadtmarketing-Leiter Günther Pech rechnet fest damit, in der Jahresbilanz mehr als 300.000 Übernachtungen gelistet zu sehen - absoluter Rekord.

Erding: 280.000 Gäste haben von Januar bis November 2010 in Erding Quartier bezogen.

280.000 Gäste haben von Januar bis November 2010 in Erding Quartier bezogen.

(Foto: Peter Bauersachs)

Bei solchen Zahlen liegt es nahe, den Bau neuer Hotels und Pensionen zu fordern, doch die Stadt hat nicht vor, in Aktionismus zu verfallen. "Wir müssen behutsam planen, ich glaube nicht, dass wir in den kommenden zwei Jahren erneut solche Zuwächse verzeichnen werden wie in den vergangenen beiden", sagt Bürgermeister Max Gotz (CSU).

Günther Pech rechnet damit, dass zumindest der Wellness- und Gesundheitstrend noch zehn Jahre lang anhalten wird. Diese Meinung teilt auch Pamela Kruppa, CSU-Bürgermeisterin von Moosinning und Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins Erding. Passend dazu kündigte Josef Wund kürzlich eine erhebliche Vergrößerung der Erdinger Therme, der Saunalandschaft und des Rutschen-Paradieses an. Damit wird der stärkste Besuchermagnet der Stadt zusätzlich an Sogkraft gewinnen.

Und dennoch: Im Gegensatz zu Wund, der das Freizeitbad mit einem Luxushotel in unmittelbarer Nachbarschaft zieren will, raten Pech und Kruppa - wie Gotz - zur Besonnenheit. "Sicher ist es für Investoren reizvoller geworden, hier ein Hotel zu bauen. Aber der Besucherstrom wird irgendwann auch wieder stagnieren. Und dann ist ein großes Hotel unter Umständen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben", sagt Pech.

Pamela Kruppa stößt ins gleiche Horn, sie hält die Beibehaltung "der guten Mischung" von Hotels und Pensionen für sinnvoll. "Es gibt auch eine Klientel, die die familiäre Atmosphäre einer Pension auf dem Land bevorzugt." Die Politik sei aber durchaus gefragt, die Rahmenbedingungen für mehr Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen, sagt Kruppa. "Ob dann neue Gästehäuser entstehen, regelt sich über die Nachfrage."

Rahmenbedingungen zu schaffen, wie es Kruppa formuliert, bedeutet Baurecht herzustellen. Das hält Erdings Rathauschef Max Gotz auch für angebracht. Das Areal des Mayr-Wirts soll heuer auf jeden Fall überplant werden, genauso wie das Gelände des alten Bauhofes. Auf beiden Flächen könnte er sich ein Hotel vorstellen. "Das würde die Innenstadt beleben."

Doch gelte es, mehrere Umstände zu bedenken. Eine große Anlage, ob in Erding oder in einer anderen Gemeinde des Landkreises, müsse ins Ortsbild passen. Viel wichtiger sei noch, den Spagat zwischen einem größeren Angebot und dem Erhalt der gesunden Struktur des Mittelstandes hinzubekommen. "Mittelständische Gästehäuser bilden aus und sichern Arbeitsplätze. Sie müssen ein Stück Schutz genießen."

Behutsamer Natur sind sie also, die Gedankenspiele. Gotz könnte sich auf Nachfrage der Erdinger SZ auch mit einer Jugendherberge anfreunden. "Die Idee gab es in der Vergangenheit schon einmal, hat sich aber nicht durchgesetzt. Wenn das Konzept vernünftig ist, wäre das sicher eine Bereicherung." Die Stadt sei gut beraten, die Entwicklung der nächsten zwei Jahre abzuwarten, sagt Gotz. Das Wachstum von 2009 und 2010 werde nicht exemplarisch sein. "Kann es auch gar nicht, weil wir das nicht verkraften würden." Ein wenig würde der Touristik-Boom ja auch durch kleinere Pensionen in den 26 Gemeinden des Landkreises abgefedert. "Gästehäuser mit acht oder neun Betten sind ja in der Statistik nicht enthalten."

Die Kapazitätsgrenze ist Monat für Monat in Sicht, trotzdem rührt Günther Pech heuer auf Touristikmessen in ganz Deutschland weiter kräftig die Werbetrommel. Für Gotz kein Affront: "Es müssen schon neue Kunden geworben werden. Wenn man sich einmal Graz angeschaut hat, fährt man da auch nicht im nächsten Jahr gleich wieder hin."

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