Tourismus:Erding statt Honolulu

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Erding ist schön: Blick vom Stadtturm auf den Schrannenplatz mit dem Erdinger Rathaus (links) und dem Schönen Turm am Ende der Landshuter Straße. (Foto: Stephan Görlich)

Die Große Kreisstadt will mithilfe einer Kooperation mit Landkreis und Tourismusregion den Urlaub vor Ort noch attraktiver machen. Der Finanzausschuss gibt grünes Licht. Nur einer ist nicht begeistert.

Von Regina Bluhme, Erding

Gemeinsam geht vieles besser, auch im Tourismusmarketing. Die Große Kreisstadt will daher mit dem Landkreis und der Tourismusregion Erding eine enge Kooperation mit neuer Homepage und eigenem Markenlogo eingehen. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Stadtrats hat vor wenigen Tagen den Abschluss einer Zweckvereinbarung beschlossen.

Die Kosten in Höhe von maximal 10 000 Euro für das Jahr 2024 sind bereits als Posten im Haushalt eingestellt. Wie schon zuvor im Kreistag stimmte Stephan Treffler (ÖDP) dagegen. Er warnte davor, noch mehr Verkehr in die Stadt zu ziehen.

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Nach der Corona-Delle geht es in Erding aufwärts. Laut Julia Flötzinger-Wilson vom Stadtmarketing wurden im ersten Halbjahr 2023 allein in der Stadt rund 207 000 gemeldete Ankünfte und etwa 340 000 Übernachtungen gezählt. Fürs gesamte Jahr werde Erding vermutlich über 300 000 Ankünfte und 500 000 Übernachtungen verzeichnen. Da ist noch Luft nach oben.

Im Jahr 2019 wurden allein in der Stadt Erding 2,8 Millionen Tagesreisen und 548 000 Übernachtungen gezählt. Insgesamt komme man so auf rund 211,4 Millionen Euro Gesamtumsatz. Davon profitieren sowohl das Gastgewerbe als auch der Einzelhandel und die Dienstleister. Oberbürgermeister Max Gotz verwies auf "die beachtliche Auslastung" von Erdings Gastronomie und Hotellerie hin. Sie liege mit 60 Prozent weit über dem bayerischen Landesdurchschnitt von 42 und 43 Prozent.

Die Auslastung der Erdinger Hotellerie liegt über dem Landesdurchschnitt. Hier im Bild das Hotel Henry, das heuer einen neuen, farbenfrohen Außenanstrich bekommen hat. (Foto: Renate Schmidt)
Auch Urlaub auf dem Bauernhof spielt eine Rolle im Erdinger Tourismus, hier ein Archivbild vom Tag des offenen Bauernhofs auf dem Anwesen Margaret und Franz Göschl im Gemeindegebiet von St. Wolfgang. Im Bild Anna und Leonie bei den Kühen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Zusammenarbeit mit dem Landkreis und der Tourismusregion läuft bereits, zum Beispiel durch gemeinsame Messeauftritte. Allerdings finden viele Aktionen und Werbekampagnen immer noch parallel statt. Für den Gast sei es schwer, an gesammelte Informationen zu kommen, so Flötzinger-Wilson. Das soll sich jetzt im Rahmen des Projekts "Zukunft Tourismus Landkreis Erding" ändern. Die Ausschreibung für das gemeinsame Logo läuft bereits, die neue Homepage mit Datenbank soll über den Server des Landratsamts laufen. Für den Logo-Wettbewerb und die neue Homepage ist mit Gesamtkosten von 60 000 Euro zu rechnen. Ziel sei, den Urlaub in Erding noch attraktiver zu machen.

Der Kreistag hatte bereits Anfang Oktober der Zweckvereinbarung zugestimmt. Auch damals hatte Kreis- und Stadtrat Stephan Treffler seine Zustimmung verweigert. Er wiederholte im Stadtrat seine Auffassung, dass angesichts der Klimakatastrophen und der ohnehin schon zahlreichen Touristen im Landkreis nicht noch mehr Werbung für Erding gemacht werden sollte. So generiere man "mit kommunalen Geldern" mehr Verkehr. "Dabei stehen wir im Bereich Klimaschutz vor großen Herausforderungen." Gotz erwiderte, es gehe vorwiegend darum, die Zahlen zu halten. "Der Wettbewerb inländischer Tourismusregionen wird deutlich zunehmen."

Entspannen unter Palmen - das geht auch in Erding: Die Therme ist seit Jahren der Touristenmagnet der Großen Kreisstadt. (Foto: Renate Schmidt)
Der Erdinger Weißbräu ist mit seinen Spezialitäten auf allen fünf Kontinenten vertreten und international bekannt. (Foto: Renate Schmidt)

Kreis- und Stadtrat Stephan Treffler blieb bei seiner Meinung und stimmte als einziger gegen die Zweckvereinbarung. Tourismus in Erding sei "smart und sanft", sagte dagegen Stefan Grabrucker (SPD). Rainer Mehringer (Freie Wähler) fasste die Meinung der Mehrheit so zusammen: "Bevor die Leute nach Honolulu fliegen, sollen sie doch bei uns Urlaub machen."

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