Auf die Spuren des vor dreißig Jahren verstorbenen Erdinger Kulturpreisträgers Benno Hauber haben sich am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, zahlreiche Erdinger und Erdingerinnen bei einer Stadtführung unter der Leitung von Albrecht Gribl begeben. Die Stadt feiert 2024 den Künstler, der am 11. Juli hundert Jahre alt geworden wäre. Es gibt ein von Gribl verfasstes Buch über Haubers Biografie und die in einem Flyer beschriebenen Spazierwege.
„Die gute Resonanz freut uns“, sagte Harald Krause, Leiter des Erdinger Museums, der über die seit 2022 laufenden Vorarbeiten und den Arbeitskreis für das „Hauber-Jahr“ berichtete. Viele Erdinger und Erdingerinnen haben Exponate zur Verfügung gestellt. In Schaufenstern von Häusern in der Innenstadt sind für die Spaziergänge bis 3. November Bilder, Repliken und Plakate angebracht. Beim ersten Spaziergang führte Gribl etwa 60 Teilnehmer zum Schönen Turm, der einen besonderen Bezug zur Familie Hauber hat. Das frühere Stadttor hat der Künstler oft gemalt und dort das Wappen mit dem Doppelreiher sowie Stadt- und Landkreiswappen 1966 gestaltet. Im alten Friseurhaus vor dem Turm sind Fotos von 1980 zu sehen, als er dort den Moosbrunnen mit Drachen aufbaute, der inzwischen im Semptteich des Stadtparks steht.
Die Familie Hauber hatte in der Nähe im Heilig-Geist-Hof ihre erste Erdinger Wohnung. Vater Sebastian war 1924 von Kammerberg im Landkreis Freising nach Erding gezogen, Mutter Katharina, Benno und die Geschwister folgten einige Jahre später. Der 2018 verstorbene Peter, der einzige Sohn von Benno Hauber, war ebenfalls ein außergewöhnlich origineller Erdinger Künstler. Er hatte zeitweise im Schönen Turm sein Atelier. Rund um das Erdinger Wahrzeichen hat Benno Hauber Fassaden wie beim „Eisenschmid-Haus“ und Rathaus oder das Mariengemälde an der Fassade des Frauenkircherls am Schrannenplatz (1969) gestaltet.
Der Künstler hatte mitten in der Stadt an der Zollnerstraße seine erste Werkstatt. Ein Plakat mit Foto des Ateliers erinnert daran. Dahinter ist ein großes Plakat eines Gemäldes an der VR-Bank zu sehen, und im Schaufenster der Rathaus-Apotheke ein Aktbild einer Frau. Weitere Banner und Repliken von Gemälden und Werbeentwürfen sowie ein Porträt des Künstlers sind bei „Kraus am Eck“ und der Kreissparkasse zu betrachten.
Der Rundgang führte auf die Lange Zeile vorbei am Erdinger Weißbräu, Schwankl-Haus und an der Stadtapotheke mit dem Gemälde eines Kräuterquacksalbers mit Drachen zu seinen Füßen. Weitere Stationen waren das Gewandhaus Gruber mit einem Schriftzug sowie ein Goldschmied mit einem Werbeentwurf. Dann ging es zur Maurermeistergasse. Dort wirkte der Künstler in seinem zweiten Atelier zwei Jahrzehnte lang. Daran erinnert eine Gedenktafel.
Dass der 1982 vom damaligen Landrat Hans Zehetmair mit dem Kulturpreis ausgezeichnete Kreative nicht nur profaner Maler von Mooslandschaften, sondern auch experimentierfreudiger Künstler war, zeigen mehr als 3000 Werke: Gemälde, Skulpturen, Dekorationen mit verschiedenen Techniken. Im Schaufenster des Herren-Friseurs „Da Boda“ erinnert ein 1993 kurz vor dem Herzinfarkt des Künstlers gemaltes Bild daran: „Es zeigt seine ganze Bandbreite“, sagte Gribl dazu, den das Gemälde an Werke des New Yorker Künstlers Keith Haring erinnert. Daneben gestaltete Hauber Orden und Throne für die Faschingsgesellschaft Narrhalla, Fassaden und Logos für Firmen und Schulhäuser. Er malte Porträts, Landschaften wie das Moos, Stadtansichten, farbenfrohe Blumenwiesen und Obstbäume ebenso wie düstere Bilder mit verfinsterter Sonne oder dämonische Reiter (am Stahl-Museum) in Öl, Acryl, Lack und Aquarellfarben.
Der zweite Hauber-Rundgang führte zu Stationen am Grünen Markt und der Haager Straße. Gribl hat für sein Buch „Benno Hauber - ein Erdinger Künstlerleben 1924 bis 1994“ Familienalben und Archive durchstöbert und mehr als zwei Jahre an der fast 350 Seiten dicken Künstlerbiografie gearbeitet, die er bereits am 11. Juli, dem 100. Geburtstag Haubers, mit einem Vortrag präsentierte. Zum Künstlerweg gibt es einen kostenlosen Plan im Museum mit Erläuterungen und Abbildungen zu den Stationen. Der aktuelle Herbstfestkrug wurde mit einem Motiv Haubers von 1958 gestaltet.
Vom 17. Oktober bis 3. November folgt die Sonderausstellung „Hauber 100 im Frauenkircherl“. „In jedem Erdinger Haus soll ein Bild von mir hängen“, habe sich Hauber gewünscht, nun sei dies „im Hauber-Jahr“ fast wahr geworden, sagte Museumsleiter Harald Krause. Noch bis zum 3. November können Spaziergänger unter dem Motto „Hauber 100 - Kunstpfad auf Haubers Spuren“ 100 Stationen und das Künstlergrab auf dem Friedhof St. Paul besichtigen.