Erding:Surfer fürchten Dauerflaute

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Weil auch das Westufer des Kronthaler Weihers bepflanzt werden soll, könnte die Windzufuhr leiden - ohne frische Brise können die Clubmitglieder ihr Brett einpacken.

Patricia Webersberger

Pflanzungen am Westufer könnten in naher Zukunft das Surfen am Kronthaler Weiher unmöglich machen. "Es gibt im Umkreis aber keine andere Möglichkeit zu surfen. Erst am Ammersee ist es machbar. Im Münchner Norden geht es gar nicht mehr", sagt der erste Vorsitzende des Surfclubs, Robert Schmidt. Bald will die Stadt ihre neuen Pläne veröffentlichen. Die verschiedenen Interessensgruppen seien dabei berücksichtigt worden, auch die Surfer, beteuert Wilhelm Wagner, der für die Stadtplanung in Erding verantwortlich ist. Die circa 250 Mitglieder des Surfclubs warten angespannt auf die Ergebnisse der Diskussionen des Planungs- und Umweltausschusses im Stadtrat.

Wind aus dem Osten konnte wegen der hohen Baumgruppen am Kronthaler Weiher noch nie genutzt werden. Wenn der Westen auch noch zugepflanzt wird, "kommt gar kein Wind mehr an den See", sagt Clubsprecher Robert Schmidt. (Foto: Bauersachs Peter)

Wenn die Stadt am Kronthaler Weiher bauen will oder etwas anpflanzt, kann dies ein Hindernis für die Windzufuhr sein. Ohne frische Brise aber können die Surfer einpacken. Die Stadtplanung hat bisher Anpflanzungen im Bereich eines geplanten Campingplatzes sowie in einer Wiesensenke und an weiteren Stellen im Westen des Weihers vorgesehen. Das Surfen wäre bei einem Fortbestand dieser Planung dann nicht mehr möglich. "Dann wäre der Westen auch noch zugepflanzt und gar kein Wind käme mehr an den See", sagt Schmidt. Wind aus dem Osten konnte aufgrund der hohen Baumgruppen auf dieser Seite des Ufers noch nie genutzt werden.

Insbesondere bangt der Surfclub darum, dass das gleiche passieren könnte wie an anderen Seen und Weihern im Umkreis. Am Zustorfer Weiher konnte vor zwanzig Jahren noch gesurft werden. Doch der ist wie der Feringasee, der Marzlinger Weiher oder die Stoiber Mühle inzwischen zugewachsen. Uferbepflanzungen jeglicher Art sind für den Surfsport kontraproduktiv, da dadurch der Wind von der Wasserfläche abgehalten wird. "Schon der 2,50 Meter hohe Mais, der derzeit am Westufer des Kronthaler Weihers wächst, macht den Wind böiger. Stop-and-go Bewegungen auf dem Surfbrett sind das Ergebnis", weiß Schmidt. Auch die Freisinger Siedlung, die sich in der Nähe des Kronthaler Weihers befindet, halte den Wind ein wenig ab.

Bereits im November hatte sich der Surfclub mit einem Brief an Bürgermeister Max Gotz in das Planungsverfahren eingeschaltet. Wenn es eine Bepflanzung geben solle, dann möglichst niedrig, so die Forderungen. Höchstens ein paar wenige, sehr kleine Buschgruppen seien nicht weiter störend. "Je flacher, desto besser", sagt Schmidt. Aber man müsse nun auf die weiteren Bau- und Pflanzungspläne warten. Nach Aussagen Wilhelm Wagners sollen weniger Baumgruppen entstehen, als ursprünglich geplant.

Ob sich der Surfclub damit zufrieden gibt, wird sich bald zeigen. "Es wird nichts in dunklen Kämmerchen beschlossen", beteuert ein Pressesprecher der Stadt. Letztlich entscheide zwar der Stadtrat über die Zukunft des Weihers, doch die verschiedensten Gruppen können sich bei kommenden Stadtratssitzungen beteiligen und zu den leicht veränderten Plänen auch Stellung beziehen.

Der Surfclub Erding hat dies vor. "Selbst wenn wir zahlenmäßig eine Minderheit darstellen, sind wir am Kronthaler Weiher fest verankert", sagt Schmidt. Die Finanzierung des Clubhauses, das am Uferrand steht, lag im sechsstelligen Bereich. Der Kronthaler Weiher sei ein hervorragender Trainingsplatz, den man auch am Feierabend oder an einzelnen freien Tagen nutzen könne. Ansonsten fahre man an den Gardasee oder an den Ammersee für größere Surferlebnisse, aber das ist nur in den Ferien oder an Wochenenden möglich. Man sei wie eine Familie, die sich am Weiher täglich treffe. Das Surfen sei eigentlich ein Einzelsport, doch am Kronthaler Weiher organisiert er sich seit 34 Jahren als Verein. "Wir wollen nicht zu einem Badeverein degradiert werden", so Schmidt.

© SZ vom 31.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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